BAUSTELLE Wie sag ich’s der Förderin oder dem Pro­jek­t­part­ner? – Schlechte Nachricht­en überbringen

Nie­mand über­bringt gern schlechte Nachricht­en. Aber wenn Sie nicht drumherum kom­men, FörderIn­nen oder Pro­jek­t­part­ner­In­nen prob­lema­tis­che Entwick­lun­gen mit­teilen zu müssen, kommt es darauf an, das wenig­stens in angemessen­er Weise zu tun. Wir geben Tipps. Ihr größter Trumpf … ist Ihr Infor­ma­tionsvor­sprung – Sie wis­sen etwas, dass Ihr Gegenüber noch nicht weiß. Diesen Vorteil kön­nen Sie nutzen, um erwart­baren Vor­wür­fen zu begeg­nen. Im Ide­al­fall fol­gen Ihre Antworten dem Frage­muster: Wie kon­nte es dazu kom­men, warum war das nicht bere­its früher abse­hbar – und was passiert jet­zt? Sehr wahrschein­lich wird das Gespräch in anges­pan­nter Atmo­sphäre stat­tfind­en. Es emp­fiehlt sich, diese nicht zusät­zlich anzuheizen, indem Sie auf nahe­liegende Rück­fra­gen erst umständlich Infor­ma­tio­nen zusam­men­su­chen müssen. Vielmehr soll­ten bspw. Dat­en griff­bere­it und ver­ständlich auf­bere­it­et sein (ver­ständlich vor allem für die Gegen­seite). Erliegen Sie auch nicht der Ver­suchung, schlechte Nachricht­en sofort mit ein paar guten aufzu­pep­pen. Ihr Gegenüber ist nicht dumm, und Sie riskieren, dass die mit­geliefer­ten Lösungsideen im neuer­lichen Groll der Pro­jek­t­part­ner­in ver­bren­nen. Über­brin­gen Sie die Botschaft kurz, präzise und chro­nol­o­gisch. Benen­nen Sie die die Ursachen und dann die Auswirkun­gen, ohne sich in Details zu ver­lieren. Im Vor­feld ist auch das erneute Studi­um von Verträ­gen und Abmachun­gen rat­sam: Welche konkreten Maß­nah­men, Ziele und Fris­ten sind fest­ge­hal­ten? Dro­hen Ver­tragsstrafen? Ergeben sich Fol­geprob­leme für Sie oder Pro­jek­t­part­ner­In­nen? Pro­jek­tver­ant­wor­tung zu besitzen heißt übri­gens auch, dass Sie mit­tlere Prob­leme von echt­en Katas­tro­phen unter­schei­den kön­nen, und wis­sen, wann Förder- und Pro­jek­t­part­ner­In­nen zu informieren sind, und wann nicht.

Klas­sis­che Fra­gen, die Sie beant­worten kön­nen sollten
 Warum läuft das Pro­jekt schlep­pend, warum wer­den Ter­mine geris­sen? – Das Brisante ein­er solchen Infor­ma­tio­nen ist häu­fig weniger die Verzögerung an sich, son­dern der Umstand, dass die Ver­schiebung erst im Nach­hinein kom­mu­niziert wird, weil alle hof­fen, es gin­ge doch noch irgend­wie (geht nie).
Sobald abse­hbar ist, dass sich Fris­ten nicht ein­hal­ten lassen oder Ziele ver­fehlt wer­den, sollte das auch angekündigt wer­den. Denn nur wenn alle Beteiligten frühzeit­ig informiert sind, sind auch noch Kursko­r­rek­turen möglich – ins­beson­dere im Erwartungsraster Ihres Gegenübers.
 Wie viel wird die Sache denn teur­er? – Gefragt ist eine konkrete Summe, die sich aus belast­baren Einzel­posten zusam­menset­zt. Bei­de Seit­en müssen wis­sen, über welche Zahlen gere­det wird (Min­i­mum und Max­i­mum). Kurz, präzise, ohne Rumdruckserei.
 Warum wird’s teur­er, warum fehlen Ressourcen? – Erk­lären Sie schlüs­sig, warum jet­zt alles anders ist als bei der ursprünglichen Kalku­la­tion. Sie mussten Per­son­al anstellen, weil jemand uner­wartet krank wurde? Raum­mi­eten fie­len höher aus als gedacht? Die Ver­mark­tung des Ange­bots war aufwändi­ger? Die Ziel­grup­penansprache kom­plex­er? Die Bedarfe doch andere als ermit­telt? – Wenn Sie die Kom­plex­ität eines Pro­jek­ts unter­schätzt haben, braucht es nachvol­lziehbare Argu­mente, warum das so ist.
Sollte sich während der Prob­le­m­analyse her­ausstellen, dass es Ihrer Organ­i­sa­tion schlicht an bes­timmten Kom­pe­ten­zen man­gelt, kön­nten Sie die Förderin um Unter­stützung oder Net­zw­erkhil­fe bit­ten. Beschöni­gen Sie nichts, bleiben Sie ehrlich.
 Wie kommt die Schieflage zus­tande? Und war das nicht abse­hbar?– Die Ziel­gruppe wird nicht erre­icht, die Konkur­renz ist zu groß, andere arbeit­en gün­stiger, die Maß­nahme wurde ins­ge­samt viel zu opti­mistisch geplant? – Auch die aus­führlich­ste Bedarfs- und Umfel­d­analyse enthält Risiken und Unwäg­barkeit­en. Erk­lären Sie, worin das spez­i­fis­che Prob­lem beste­ht, warum Sie das Risiko sein­erzeit bewusst auss­chlossen, und erk­lären Sie, wie Sie es zu lösen gedenken. Geben Sie Hin­weise zum Aus­maß des Prob­lems und wie Sie wieder auf Kurs kom­men. Falls es an unschar­fen Zie­len lag, kön­nte es lohnend sein, gemein­sam in eine erneute Pro­jek­tzield­iskus­sion einzusteigen. Wichtig ist, dass neben den Prob­le­men gle­icher­maßen auch Lösun­gen zur Sprache kom­men. Die Ziel­gruppe wurde bis­lang nicht erre­icht – die Maß­nah­men X, Y und Z wer­den das ändern …
 Das Pro­jekt lief neben­bei und geri­et aus dem Blick? – Passiert vor allem bei umfan­gre­ichen Pro­jek­ten, an denen viele Beteiligten oder gar externe Koop­er­a­tionspart­ner­In­nen mitwirken oder bei Pro­jek­ten, die immer wieder nach hin­ten pri­or­isiert wer­den. Erliegen Sie gar nicht erst der Ver­suchung, die Schuld auf andere zu schieben. Beruhi­gend auf Ihr Gegenüber kön­nte wirken, wenn Sie einen neuen Zeit­plan vorstellen, der die neg­a­tiv­en Learn­ings ein­bezieht und einen lösung­sori­en­tierten Aus­blick bietet.
 Welche Optio­nen ste­hen zur Wahl? – Es gibt immer eine Alter­na­tive, nur ist diese oft mit Mehraufwand ver­bun­den, zeitlich wie finanziell. Wenn die Auswahl Pro­jekt ein­stampfen” oder Pro­jekt dauert länger / wird teur­er” lautet, soll­ten Sie abschätzen kön­nen, welche Vari­anten im Einzel­nen existieren und was für Mehraufwände sich daraus jew­eils ergeben. Verur­sacht eine Alter­na­tive höhere Kosten, kön­nen Sie über­legen, an welchen Stellen sich sparen lässt – Sie erweck­en so immer­hin den Ein­druck, aktiv nach Einspar­poten­zialen zu suchen. Wom­öglich bietet sich die Ansprache weit­er­er Unter­stützerIn­nen an?
Das Über­brin­gen der Nachricht
Das Min­deste, dass Ihr Gegenüber erwarten kann, ist eine per­sön­liche Benachrich­ti­gung. Und zwar von Ihnen selb­st, und auf direk­tem Wege. E‑Mails und Briefe sind ungün­stig, weil sie eine Ein­bahnkom­mu­nika­tion darstellen: Die Empfän­gerin kann nicht unmit­tel­bar auf die Nachricht antworten und fühlt ggf. schon deswe­gen ver­schaukelt.
Schlechte Nachricht­en soll­ten zum Gespräch­se­in­stieg angekündigt wer­den; Sie erle­ichtern es Ihrem Gegenüber sich zu wapp­nen. Wenn davon auszuge­hen ist, dass Ihre Gesprächspart­ner­in schlechte Laune bekommt, verge­gen­wär­ti­gen Sie sich wie schlecht deren Laune max­i­mal wer­den kann, und rüsten Sie sich entsprechend.
Es gibt Pro­jek­t­part­ner­In­nen, die vor­bildlich mit Ihnen über gemein­same Lösun­gen nach­denken wer­den; weitaus wahrschein­lich­er jedoch ist, dass Ihr Gegenüber erst­mal nach einem Schuldigen sucht. Haben Sie das Prob­lem tat­säch­lich selb­st verur­sacht, ste­hen Sie dazu. Die gek­lärte Schuld­frage wird das Gespräch erhe­blich abkürzen – Sie kön­nen so eher in die Lösungs­diskus­sion ein­steigen.

Tipps und Beispiele, wie Sie funk­tion­ierende Ange­bots- und Pro­jek­t­logiken für die För­der­mit­te­lakquise entwick­eln, erk­lären wir auf www​.wirkung​-ler​nen​.de bzw. im Kurs­buch Wirkung“, kosten­frei bestell­bar unter www​.kurs​buch​-wirkung​.de.