Fokus­the­ma Demokratie

10 Tipps, wie sich Unter­neh­men für die Demo­kra­tie ein­set­zen können

Als Arbeit­ge­be­rin­nen und Arbeit­ge­ber sind Sie Teil der Gesell­schaft. Und die Gesell­schaft braucht Sie jetzt, um unse­re Demo­kra­tie zu schüt­zen und zu stär­ken. Eine kla­re Hal­tung ist wich­tig, doch das Enga­ge­ment von Unter­neh­men soll­te über die Teil­nah­me an Demons­tra­tio­nen hin­aus­ge­hen. Anläss­lich der Euro­pa­wahl 2024 zei­gen wir gemein­sam mit dem Busi­ness Coun­cil For Demo­cray #BC4D, wie Sie als Unter­neh­men aktiv wer­den kön­nen inklu­si­ve inspi­rie­ren­der Pra­xis­bei­spie­le von Unter­neh­men zum Nachmachen.

Tipp 1: Sich klar positionieren

Wir leben in Zei­ten, in denen auch Schwei­gen poli­tisch ist. Vie­le Kun­din­nen und Kun­den sowie Mit­ar­bei­ten­de erwar­ten von Unter­neh­men eine kla­re Hal­tung, ins­be­son­de­re wenn gesell­schaft­li­che Dis­kur­se die Unter­neh­mens­wer­te berüh­ren. Unter­neh­men zei­gen Hal­tung, indem sie öffent­li­che Auf­ru­fe für die Demo­kra­tie unter­zeich­nen oder sich mit Unter­neh­mens-State­ments und Aus­sa­gen des/​der CEO umfas­send inhalt­lich äußern und posi­tio­nie­ren, sei es zu einer poli­ti­schen For­de­rung oder im Rah­men eines Cor­po­ra­te Poli­ti­cal Respon­si­bi­li­ty Leit­bil­des. Um glaub­wür­dig zu sein, ist es wich­tig, dass die gezeig­te Hal­tung authen­tisch ist und zu den Wer­ten sowie sons­ti­gen Hand­lun­gen des Unter­neh­mens passt.

Inspi­ra­ti­on bie­tet das Süß­wa­ren­un­ter­neh­men Viba sweets aus Thü­rin­gen. Wie sie sich bei der Land­rats­wahl 2023 posi­tio­niert haben und was es bewirkt hat, kön­nen Sie hier nachlesen…

Tipp 2: Zum Wäh­len gehen aufrufen

Ob Europa‑, Bundestags‑, Land­tags- oder Kom­mu­nal­wahl, eine ein­fa­che Form für Unter­neh­men, die Demo­kra­tie zu stär­ken, ist es, ihre Mit­ar­bei­ten­den, Kun­din­nen und Geschäfts­part­ner zur Teil­nah­me an Wah­len auf­zu­ru­fen. Beim Wie“ gibt es gro­ße Unter­schie­de, sowohl hin­sicht­lich der Form, des Absen­ders und der Kanä­le, als auch in der Fra­ge, wie weit sich Unter­neh­men poli­tisch aus dem Fens­ter leh­nen möch­ten. Eini­ge Unter­neh­men rufen par­tei­po­li­tisch neu­tral zur Wahl auf oder schlie­ßen sich grö­ße­ren Wahl­auf­ru­fen an. Bei ande­ren wer­ben die Vor­stän­de und CEOs per­sön­lich dafür, sich gegen Hass und Het­ze zu ent­schei­den oder sie spre­chen sich sehr ein­deu­tig gegen die AfD aus.

Der Mobi­li­täts­an­bie­ter Flix wirbt auf Tik­Tok für die Teil­nah­me an den Euro­pa­wah­len. Lesen Sie hier, wie das Unter­neh­men die Demo­kra­tie auf die Stra­ße bringt…

Vie­le Kom­pe­ten­zen, die für eine Demo­kra­tie wich­tig sind – vom Zuhö­ren bis zum Umgang mit Anders­den­ken­den – sind auch zen­tral für eine gute Unter­neh­mens­kul­tur. Wenn die­se trai­niert und genutzt wer­den, zahlt das beim Arbeit­ge­ber wie bei der Demo­kra­tie ins­ge­samt ein“, erklärt Eli­sa­beth Nie­jahr, Geschäfts­füh­re­rin Gemein­nüt­zi­ge Her­tie-Stif­tung.

Tipp 3: Sich im Kern­ge­schäft engagieren

Büro­ma­te­ria­li­en kau­fen, Cate­ring anbie­ten, Räum­lich­kei­ten ver­mie­ten oder Inves­to­ren­ka­pi­tal anneh­men – Unter­neh­men kön­nen aktiv ent­schei­den, kei­ne Geschäf­te mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern rechts­extre­men Gedan­ken­guts zu machen. Dar­über hin­aus kön­nen Unter­neh­men gezielt mit ihren Pro­duk­ten oder Dienst­leis­tun­gen den Zusam­men­halt stär­ken und die Demo­kra­tie för­dern. Mit kon­kre­ten Hand­lun­gen gewin­nen Unter­neh­men gegen­über der Kund­schaft und den Mit­ar­bei­ten­den an Glaub­wür­dig­keit. Erst recht, wenn sie an ande­rer Stel­le auf Wer­te wie Tole­ranz oder Offen­heit ver­wei­sen oder auch aktu­ell eine kla­re Posi­ti­on für Viel­falt sowie gegen Hass und Het­ze beziehen.

Der TESSLOFF Ver­lag macht vor, wie es geht und ent­wi­ckelt eine kin­der- und jugend­ge­rech­te Bro­schü­re zum The­ma Demo­kra­tie. Erfah­ren Sie hier mehr…

Tipp 4: Mit­ar­bei­ten­de schulen

Schu­lun­gen zur Arbeits­si­cher­heit oder fach­li­che Wei­ter­bil­dun­gen sind selbst­ver­ständ­lich. Schu­lun­gen zu demo­kra­ti­schen Wer­ten und zur demo­kra­ti­schen Kul­tur soll­ten es sein. Argu­men­ta­ti­ons­trai­nings gegen rechts­extre­me Paro­len, Gedenk­stät­ten­fahr­ten, Work­shops zu Viel­falt- und Tole­ranz­för­de­rung oder Wei­ter­bil­dun­gen zum Umgang mit Des­in­for­ma­ti­on und Hate Speech, wie sie bei­spiels­wei­se seit Jah­ren vom Busi­ness Coun­cil for Demo­cra­cy ange­bo­ten wer­den, sind gute Mög­lich­kei­ten, die Mit­ar­bei­ten­den weiterzubilden.

Wie sich Mit­ar­bei­ten­de der Hypo­Ver­eins­bank zu Demo­kra­tie­the­men aus­tau­schen, kön­nen Sie hier nachlesen…

Tipp 5: Cau­se Rela­ted Mar­ke­ting nutzen

Mit jedem ver­kauf­ten Pro­dukt etwas Gutes tun? Das ist die Idee von Cau­se-Rela­ted-Mar­ke­ting. Die­se Grün­de spre­chen dafür: Von jedem ver­kauf­ten Pro­dukt geht eine defi­nier­te Sum­me an eine Spen­den­or­ga­ni­sa­ti­on. Die­se pro­fi­tiert finan­zi­ell und von der Auf­merk­sam­keit infol­ge der Wer­be-Akti­on. Damit die Aktio­nen auch wir­ken, kommt es auf die Umset­zung an. Mar­ke­ting­aus­ga­ben soll­ten in einem sinn­vol­len Ver­hält­nis zu den Ein­nah­men der Orga­ni­sa­tio­nen ste­hen und sie müs­sen zu dem Unter­neh­men sowie sei­nen Wer­ten pas­sen. Natür­lich kann so eine Akti­on nur statt­fin­den, wenn das Unter­neh­men glaub­wür­dig agiert, andern­falls droht der Vor­wurf des Greenwashings.

Dani­el Krauss, Grün­der Flix erklärt: Als Unter­neh­men sehen wir es als unse­re gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung, uns für die Demo­kra­tie und ihre Insti­tu­tio­nen stark­zu­ma­chen. Mit unse­rem unter­neh­me­ri­schen Enga­ge­ment unter­stüt­zen wir Initia­ti­ven, die Demo­kra­tie erleb­bar machen, Impul­se set­zen und aufklären.”

Tipp 6: Cor­po­ra­te Vol­un­tee­ring einsetzen

Unter­neh­men kön­nen ihre Mit­ar­bei­ten­den dar­in unter­stüt­zen, sich für die Demo­kra­tie zu enga­gie­ren (Cor­po­ra­te Vol­un­tee­ring). Es gibt ver­schie­de­ne For­ma­te und Mög­lich­kei­ten. Cor­po­ra­te Vol­un­tee­ring vom Unter­neh­men initi­iert und gesteu­ert: Unter­neh­men kön­nen das Fach­wis­sen und die Kom­pe­ten­zen der Mit­ar­bei­ten­den in der Arbeits­zeit pro bono zur Ver­fü­gung stel­len. Desi­gner kön­nen Pla­ka­te für Demo­kra­tie­fes­te gestal­ten und Con­trol­lerin­nen die Buch­hal­tung einer Orga­ni­sa­ti­on moder­ni­sie­ren. Die­ses skills based Vol­un­tee­ring ist wir­kungs­voll, aber auch anspruchs­voll umzu­set­zen. Cor­po­ra­te Vol­un­tee­ring als pri­va­tes Enga­ge­ment
der Mit­ar­bei­ten­den aner­ken­nen, unter­stüt­zen und för­dern: Orga­ni­sie­ren Mit­ar­bei­ten­de bei­spiels­wei­se Fes­te, kön­nen Unter­neh­men den Druck von Fly­ern finan­zie­ren oder mit Sach­spen­den für die Tom­bo­la hel­fen. Unter­neh­men kön­nen auch Mit­ar­bei­ten­den Zeit schen­ken oder gute Rah­men­be­din­gun­gen schaf­fen, die das poli­ti­sche Enga­ge­ment in demo­kra­ti­schen Par­tei­en unterstützen.

Die Dro­ge­rie­ket­te dm-dro­ge­rie markt Deutsch­land macht vor, wie sich Unter­neh­men mit Cor­po­ra­te Vol­un­tee­ring für die Demo­kra­tie ein­set­zen kön­nen. Hier erfah­ren Sie mehr dazu…

Die Stär­kung der libe­ra­len Demo­kra­tie ist uns ein gro­ßes Anlie­gen, des­halb haben wir ent­schie­den, die geleis­te­ten Stun­den unse­rer Mit­ar­bei­ten­den, die als Wahl­hel­fer in ihren jewei­li­gen Wahl­krei­sen zum Gelin­gen der Wahl bei­tra­gen, als geleis­te­te Arbeits­zeit anzu­rech­nen”, sagt Chris­toph Wer­ner, dm-Geschäfts­füh­rer.

Tipp 7: Sel­ber demo­kra­tisch sein

Was hat die Art, wie Unter­neh­men ihre Mit­ar­bei­ten­den in ope­ra­ti­ve oder stra­te­gi­sche Ent­schei­dun­gen des Unter­neh­mens ein­bin­den, mit der Demo­kra­tie unse­rer Gesell­schaft zu tun? Eine gan­ze Men­ge. Die For­schung zeigt, dass sich demo­kra­ti­sche Pro­zes­se in Unter­neh­men auch auf das pri­va­te Leben der Mit­ar­bei­ten­den aus­wir­ken. Die Mit­ar­bei­ten­den inter­es­sie­ren sich mehr für Poli­tik, sind stär­ker gesell­schaft­lich enga­giert und über­neh­men eher Ver­ant­wor­tung (soge­nann­ter Spillover-Effekt).

Der nach­hal­ti­ge Out­door-Aus­rüs­ter VAU­DE hat im Zuge eines Trans­for­ma­ti­ons-Pro­zes­ses sei­ne Struk­tu­ren demo­kra­tisch ver­än­dert. Lesen Sie hier mehr dazu

Tipp 8: Für Pro­jek­te spenden

Unter­neh­men kön­nen im Rah­men ihres Unter­neh­mens­en­ga­ge­ments (Cor­po­ra­te Citi­zen­ship) die Demo­kra­tie stär­ken und Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­tio­nen
finan­zi­ell unter­stüt­zen (Cor­po­ra­te Giving). Direkt spen­den, Spen­den von Mit­ar­bei­ten­den auf­sto­cken oder die Kun­den beim Bezah­len für den guten Zweck auf­run­den las­sen, das sind drei Bei­spie­le von vie­len Mög­lich­kei­ten. Damit die Spen­de auch wirk­lich etwas ver­än­dert, soll­ten Unter­neh­men einer­seits wir­kungs­vol­le Pro­jek­te unter­stüt­zen und ande­rer­seits wir­kungs­voll spen­den (u.a. fle­xi­bel und pro­jekt­un­ab­hän­gig). Unter­neh­men kön­nen sich auch mit ande­ren zusam­men­tun und gemein­sam spen­den, wodurch sich Auf­wand redu­zie­ren und die Wir­kung stei­gern lässt. Der Ver­eint für Demo­kra­tie Fonds“ initi­iert von der Alli­anz Foun­da­ti­on und
Pro­ject­Tog­e­ther, för­dert bei­spiels­wei­se aus­ge­wähl­te Demokratieprojekte.

Ant­je von Dewitz, Geschäfts­füh­re­rin VAU­DE: Eine star­ke Ver­trau­ens­kul­tur, auf­bau­end auf Reflek­ti­on und Selbst­wirk­sam­keit, ist das Hand­werks­zeug für eine leis­tungs­star­ke Wirt­schaft und eine sta­bi­le Demo­kra­tie. Men­schen auf Augen­hö­he zu brin­gen und Ver­ant­wor­tung für sich selbst, aber auch für die Gesell­schaft zu über­neh­men, dar­um geht es uns.”

Tipp 9: Inter­ne Anlauf­stel­len schaffen

Kla­re Regeln zum Umgang mit Ras­sis­mus soll­ten auch intern bestehen – inklu­si­ve der Gewähr­leis­tung, dass die­se ein­ge­hal­ten wer­den. Unter­neh­men kön­nen ein Awa­re­ness-Team grün­den oder ein­zel­ne Awa­re­ness-Per­so­nen ernen­nen, die ent­spre­chend geschult wer­den. So kön­nen demo­kra­tie­feind­li­che Vor­gän­ge bes­ser erfasst und ver­folgt wer­den. Eine wei­te­re Mög­lich­keit ist das Ein­rich­ten einer Anlauf- bzw. Beschwer­de­stel­le für Betrof­fe­ne von Dis­kri­mi­nie­rung. Nach außen kön­nen Unter­neh­men spe­zi­ell zivil­ge­sell­schaft­li­che Initia­ti­ven unter­stüt­zen, die Anlauf­stel­len für Opfer von Dis­kri­mi­nie­rung und Men­schen­feind­lich­keit bieten.

Lesen Sie hier, wie der Deut­sche Fuß­ball-Bund (DFB) in Koope­ra­ti­on mit dem Ver­band Que­e­re Viel­falt e. V. eine Anlauf­stel­le für Opfer von Dis­kri­mi­nie­rung schafft…

Tipp 10: Sich mit ande­ren vernetzen

Unter­neh­men kön­nen sich mit ande­ren Akteu­ren zu Bünd­nis­sen und Alli­an­zen zusam­men­schlie­ßen und gemein­sam für Demo­kra­tie und Viel­falt ein­tre­ten. In der Pra­xis gibt es unter­schied­li­che Aus­prä­gun­gen in Form und Inhalt.

Öffent­li­che Bekennt­nis­se: Unter­neh­men zeich­nen gemein­sa­me Erklä­run­gen und State­ments.
Netz­wer­ke mit brei­tem Ange­bot: Unter­neh­men füh­ren gemein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen durch oder bie­ten Schu­lun­gen für teil­neh­men­de Unter­neh­men an.
Regio­na­le Zusam­men­schlüs­se: Vie­le Unter­neh­men enga­gie­ren sich gemein­sam am Stand­ort, in der Regi­on oder im Bun­des­land.
Bran­chen­spe­zi­fi­sche Initia­ti­ven: Unter­neh­men einer Bran­che oder deren Ver­bän­de wer­den gemein­sam aktiv.
Sek­tor­über­grei­fen­de Bünd­nis­se: Unter­neh­men schlie­ßen sich mit zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen oder ande­ren Insti­tu­tio­nen zusammen.

In Worms haben sich bereits 50 Unter­neh­men und Insti­tu­tio­nen einem Wirt­schafts­bünd­nis für Demo­kra­tie zusam­men­ge­schlos­sen. Erfah­ren Sie hier mehr darüber…

Was Unter­neh­men tun können

Wei­te­re Mög­lich­kei­ten, wie sich Unter­neh­men für die Demo­kra­tie ein­set­zen kön­nen, gibt es in unse­rer Rat­ge­ber-Bro­schü­re Unter­neh­men für Demo­kra­tie. Die Bro­schü­re steht Ihnen als Down­load bereit und ist auch als Print-Ver­si­on bestellbar. 


Eine gemein­sa­me Publi­ka­ti­on vom Busi­ness Coun­cil for Demo­cra­cy (BC4D) und PHINEO

Für wei­te­re Fragen

Phillip Brandts

Leitung Beratung
+49 30 520 065 221
phillip.brandts@phineo.org