CSRD: Neue EU-Stan­dards für Nach­hal­tig­keit in Unternehmen

Eva Kleemann,
23.09.2024

Die Cor­po­ra­te Sus­taina­bi­li­ty Report­ing Direc­ti­ve (CSRD) ver­pflich­tet vie­le Unter­neh­men in der EU zur Erstel­lung von Nach­hal­tig­keits­be­rich­ten. Ziel ist es, durch kla­re und ein­heit­li­che Stan­dards die Trans­pa­renz und Ver­gleich­bar­keit von Umwelt‑, Sozi­al- und Gover­nan­ce-Infor­ma­tio­nen (ESG) zu ver­bes­sern und Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung auf die glei­che Ebe­ne wie die Finanz­be­richt­erstat­tung zu heben. 

Dies ermög­licht es Außen­ste­hen­den, die Nach­hal­tig­keits­leis­tung von Unter­neh­men objek­tiv zu bewer­ten. So sol­len lang­fris­tig Finanz­strö­me in nach­hal­ti­ge Wirt­schafts­ak­ti­vi­tä­ten gelenkt werden.

Für wen gilt die CSRD?

Rund 50.000 Unter­neh­men in der EU fal­len in den Gel­tungs­be­reich der CSRD. Die­ser wird stu­fen­wei­se ausgeweitet: 

  1. Ab dem Geschäfts­jahr 2024: bör­sen­no­tier­te gro­ße Unter­neh­men mit mehr als 500 Mitarbeitenden
  2. Ab dem Geschäfts­jahr 2025: alle gro­ßen Unter­neh­men.
    Als groß gel­ten Unter­neh­men, die am Bilanz­stich­tag min­des­tens zwei der fol­gen­den drei Kri­te­ri­en erfül­len:
    - Bilanz­sum­me von min­des­tens 25 Mil­lio­nen Euro
    - Net­to­um­satz­er­lö­se von min­des­tens 50 Mil­lio­nen Euro
    - durch­schnitt­lich min­des­tens 250 Beschäf­tig­te wäh­rend des Geschäftsjahres
  3. Ab dem Geschäfts­jahr 2026: alle an der Bör­se gelis­te­ten Unter­neh­men, klei­ne und nicht kom­ple­xe Kre­dit­in­sti­tu­te sowie fir­men­ei­ge­ne Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men.
    Aus­ge­nom­men sind Kleinst­un­ter­neh­men
    , die min­des­tens zwei der fol­gen­den drei Kri­te­ri­en erfül­len:
    - Bilanz­sum­me von maxi­mal 450.000 Euro
    - Net­to­um­satz­er­lö­se von maxi­mal 900.000 Euro
    - durch­schnitt­lich maxi­mal 10 Beschäf­tig­te wäh­rend des Geschäftsjahres

For­ma­le Anfor­de­run­gen der CSRD

Die Berich­te müs­sen in den finan­zi­el­len Lage­be­richt inte­griert, von unab­hän­gi­gen Wirtschaftsprüfer*innen geprüft und in einem maschi­nen­les­ba­ren For­mat auf eine zen­tra­le EU-Platt­form hoch­ge­la­den wer­den. Die­se Maß­nah­men sol­len die Trans­pa­renz erhö­hen und die Ver­gleich­bar­keit der Berich­te stärken.

Wor­über muss berich­tet wer­den? Die ESRS erklärt

Die Euro­pean Sus­taina­bi­li­ty Report­ing Stan­dards (ESRS) geben Unter­neh­men die Inhal­te vor, über die sie berich­ten müs­sen. Die­se glie­dern sich in gene­rel­le ESRS, the­men­be­zo­ge­ne ESRS und sek­tor­spe­zi­fi­sche ESRS

Gene­rel­le ESRS

Gül­tig für alle berichts­pflich­ti­gen Unter­neh­men, unab­hän­gig von ihrem Sektor.

  • ESRS 1 – all­ge­mei­ne Anfor­de­run­gen: Rah­men­be­din­gun­gen für die Erstel­lung und Dar­stel­lung von Nach­hal­tig­keits­in­for­ma­tio­nen, ein­schließ­lich Berichts­struk­tur, Wesent­lich­keits­be­wer­tung und Ein­be­zie­hung der Wertschöpfungskette.
  • ESRS 2 – all­ge­mei­ne Anga­ben: Min­dest­an­ga­ben, die alle Unter­neh­men ver­öf­fent­li­chen müs­sen. Die­se umfas­sen für jedes wesent­li­che The­ma fol­gen­de Berei­che: Gover­nan­ce, Stra­te­gie, Manage­ment von Aus­wir­kun­gen, Risi­ken und Chan­cen sowie Para­me­ter und Ziele.

The­men­be­zo­ge­ne ESRS

Die­se Stan­dards bezie­hen sich auf spe­zi­fi­sche The­men in den Berei­chen Umwelt, Sozia­les und Gover­nan­ce. Unter­neh­men müs­sen über die­je­ni­gen Aspek­te berich­ten, die im Rah­men der Wesent­lich­keits­ana­ly­se als rele­vant iden­ti­fi­ziert wur­den. Das Prin­zip der dop­pel­ten Wesent­lich­keit besagt dabei, dass ein Aspekt (zum Bei­spiel Res­sour­cen­nut­zung) als wesent­lich betrach­tet wird, wenn er ent­we­der bedeu­ten­de Aus­wir­kun­gen auf Umwelt und Gesell­schaft hat oder aus finan­zi­el­ler Sicht wesent­lich für das Unter­neh­men ist.

Umwelt (E)
Sozia­les (S)
Gover­nan­ce (G)
ESRS E1 Kli­ma­wan­del:
Anpas­sung an den Kli­ma­wan­del, Kli­ma­schutz und Energie
ESRS S1 Eige­ne Beleg­schaft:
Arbeits­zeit, Ent­loh­nung, Gesund­heit, Sicher­heit, Chan­cen­gleich­heit, Viel­falt, Inklusion.
ESRS G1 Unter­neh­mens­po­li­tik:
Unter­neh­mens­kul­tur, Schutz von Hin­weis­ge­ben­den, Tier­schutz, Bezie­hun­gen zu Lieferant*innen und Anti-Korruptionsmaßnahmen.
ESRS E2 Umwelt­ver­schmut­zung:
Luft‑, Was­ser- und Boden­ver­schmut­zung, Mikro­plas­tik und besorg­nis­er­re­gen­de Stoffe
ESRS S2 Arbeits­kräf­te in der Wert­schöp­fungs­ket­te:
Sicher­stel­lung ähn­li­cher Stan­dards wie bei der eige­nen Belegschaft
ESRS E3 Was­ser- & Mee­res­res­sour­cen: Was­ser­ver­brauch, ‑ent­nah­me und ‑ablei­tung, Nut­zung der MeeresressourcenESRS S3 Betrof­fe­ne Gemein­schaf­ten:
Ach­tung der Rech­te, spe­zi­ell indi­ge­ner Völ­ker und ande­rer betrof­fe­ner Gemein­schaf­ten, ent­lang der Wertschöpfungskette.
ESRS E4 Bio­lo­gi­sche Viel­falt & Öko­sys­te­me: Schutz und Erhal­tung von Bio­di­ver­si­tät und ÖkosystemenESRS S4 Ver­brau­cher und End­nut­zer: Pro­dukt­si­cher­heit, Daten­schutz, Zugang zu Infor­ma­tio­nen und Verbraucherschutz.
ESRS E5 Res­sour­cen­nut­zung und Kreis­lauf­wirt­schaft:
Res­sour­cen­ef­fi­zi­enz, Abfall, und Kreislaufwirtschaftspraktiken


Sek­tor­spe­zi­fi­sche ESRS

Die­se befin­den sich der­zeit in Erar­bei­tung. Sie sol­len die spe­zi­fi­schen Her­aus­for­de­run­gen und Merk­ma­le bestimm­ter Bran­chen berück­sich­ti­gen und Unter­neh­men ent­spre­chen­de Berichts­pflich­ten auferlegen.

Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen der CSRD

Die Umset­zung der CSRD stellt Unter­neh­men vor meh­re­re Her­aus­for­de­run­gen. Die Anfor­de­run­gen kön­nen kom­plex und res­sour­cen­in­ten­siv sein, ins­be­son­de­re für Unter­neh­men, die noch kei­ne umfas­sen­de Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung durch­ge­führt haben. Die Berichts­pro­zes­se erfor­dern eine gründ­li­che Vor­be­rei­tung und die Ein­bin­dung rele­van­ter Per­so­nen. Zudem müs­sen Unter­neh­men ihre bestehen­den Stra­te­gien, Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren und Manage­ment­sys­te­me über­prü­fen und an die neu­en Anfor­de­run­gen anpassen.

Die CSRD setzt Anrei­ze für Unter­neh­men, Nach­hal­tig­keit als inte­gra­len Bestand­teil ihres Geschäfts­mo­dells zu sehen und die dafür not­wen­di­ge Trans­for­ma­ti­on vor­an­zu­trei­ben. Sie bie­tet eine wert­vol­le Gele­gen­heit, eine fun­dier­te Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie auf­zu­bau­en, die durch die struk­tu­rier­te Aus­ein­an­der­set­zung mit Umwelt- und Sozi­al­ri­si­ken lang­fris­ti­ge Resi­li­enz för­dert. Dies ermög­licht es Unter­neh­men, bes­ser auf künf­ti­ge Her­aus­for­de­run­gen zu reagie­ren. Dar­über hin­aus unter­stützt die CSRD Unter­neh­men dabei, ihre eige­ne Nach­hal­tig­keits­leis­tung trans­pa­rent dar­zu­stel­len, was posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf die Bezie­hun­gen zu Investor*innen und Geschäftspartner*innen haben kann.

Wie kön­nen sich Unter­neh­men auf die CSRD vorbereiten?

Um den Anfor­de­run­gen der CSRD gerecht zu wer­den, soll­ten Unter­neh­men fol­gen­de stra­te­gi­sche Schrit­te unternehmen:

  1. Dop­pel­te Wesent­lich­keits­ana­ly­se: Zuerst müs­sen alle wesent­li­chen Nach­hal­tig­keits­the­men für ein Unter­neh­men iden­ti­fi­ziert wer­den. Die­se bil­den den Inhalt der Bericht­erstat­tung, wäh­rend nicht wesent­li­che The­men nicht berück­sich­tigt wer­den müs­sen. Dabei wer­den Impacts, Risi­ken und Chan­cen in den Berei­chen Umwelt, Sozia­les und Gover­nan­ce ent­lang der gesam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te iden­ti­fi­ziert und unter Ein­bin­dung rele­van­ter Stake­hol­der bewer­tet.
  2. Gap-Ana­ly­se und Com­pli­ance-Check: Für jedes wesent­li­che The­ma soll­te der aktu­el­le Stand des ESG-Manage­ments und der Bericht­erstat­tung im Ver­gleich zu den CSRD-Anfor­de­run­gen über­prüft wer­den. Dabei wer­den Lücken iden­ti­fi­ziert und ein Umset­zungs­plan erstellt. 
  3. Stra­te­gie und Imple­men­tie­rung: Dies umfasst die Ent­wick­lung einer Manage­ment­stra­te­gie für jedes wesent­li­che The­ma. Außer­dem soll­ten kla­re Zie­le und Maß­nah­men defi­niert und umge­setzt wer­den, deren Erfolg mit geeig­ne­ten Para­me­tern gemes­sen wird. 
  4. Daten­ma­nage­ment und Report­ing: Die CSRD erfor­dert die Imple­men­ta­ti­on effi­zi­en­ter Sys­te­me zur Erfas­sung, Ver­wal­tung und Ana­ly­se von ESG-Daten.

Par­al­lel zu die­sen Schrit­ten ist es ent­schei­dend, alle rele­van­ten Mit­ar­bei­ten­den früh­zei­tig zu schu­len und zu befä­hi­gen, damit sie die Bedeu­tung und den Inhalt der bevor­ste­hen­den Auf­ga­ben ver­ste­hen. Zudem spielt die Ein­füh­rung digi­ta­ler Daten­samm­lungs- und Ver­wal­tungs­sys­te­me eine zen­tra­le Rolle.

Wie PHI­NEO Sie unter­stüt­zen kann

Durch die CSRD wird Nach­hal­tig­keit zu einem inte­gra­len Bestand­teil des Geschäfts­mo­dells – und nicht län­ger als frei­wil­li­ge Zusatz­leis­tung betrach­tet. Nut­zen Sie die neu­en CSRD-Anfor­de­run­gen als Hebel für eine nach­hal­ti­ge Unter­neh­mens­trans­for­ma­ti­on. Wir unter­stüt­zen Sie effi­zi­ent bei der Erfül­lung Ihrer CSRD-Pflich­ten und för­dern gleich­zei­tig nach­hal­ti­ge Ver­än­de­run­gen hin zu posi­ti­ven Impacts. 

Durch die gebün­del­te Exper­ti­se unse­res Netz­werks in ESG-Bera­tung, Bericht­erstat­tung und Wirt­schafts­prü­fung beglei­ten wir Sie Schritt für Schritt. Gemein­sam ent­wi­ckeln wir maß­ge­schnei­der­te Lösun­gen und unter­stüt­zen Sie bei Ihrer authen­ti­schen Nach­hal­tig­keits­trans­for­ma­ti­on. Pro­fi­tie­ren Sie von unse­rer engen Zusam­men­ar­beit und dem Wis­sens­aus­tausch mit unse­rem Expert*innennetzwerk!

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