Non-Profit-Journalismus
Qualitätskriterien für gemeinnützige Journalismusprojekte
Woran lassen sich gute, qualitativ hochwertige gemeinnützig-journalistische Projekte erkennen? Wir geben Tipps.
Für den Report Non-Profit-Journalismus in Deutschland haben wir untersucht, anhand welcher Kriterien sich qualitiativ hochwertig arbeitende, wirkungsorientierte journalistische Projekte erkennen lassen. Der folgende Kriterienkatalog speist sich u.a. aus den Qualitätskriterien des Forum gemeinnütziger Journalismus sowie den Kodizes des Deutschen Presserates und der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.
Da das Themenfeld des gemeinnützigen Journalismus (aka Non-Profit-Journalismus) in Deutschland weiterhin im Entstehen begriffen ist, werden aktuell nur sehr wenige Akteure dem skizzierten Idealbild tatsächlich vollständig gerecht. Deswegen sollte die Liste vor allem dazu dienen, das Potenzial einzelner Akteure einschätzen und beurteilen zu können.
1. Transparenz der Finanzierung
- Die Organisation folgt keiner Gewinnerzielungsabsicht und macht umfassende Angaben zu Mittelherkunft und ‑verwendung, also zu Umsätzen, Gewinnen, Kostenstruktur, sowohl der Gesamtorganisation als auch eines etwaigen Geschäfts- oder Zweckbetriebes.
- Die Organisation nennt Personen und Institutionen, deren jährliche Zuwendungen mehr als zehn Prozent des Gesamtbudgets ausmachen.
2. Transparenz der Organisation
- Die Organisation veröffentlicht Stammdaten (Name, Sitz, Anschrift), benennt Entscheidungsträger*innen, stellt ein Organigramm zur Verfügung und bildet Aufsichts- und Leitungsstrukturen ab.
- Die Organisation informiert ausführlich über Satzung, Handlungsansätze und Organisationsziele.
- Die Organisation macht Angaben zur Gemeinnützigkeit, veröffentlicht jährlich einen Tätigkeitsbericht und legt ihre gesellschaftsrechtliche Verbundenheit mit Dritten offen.
3. Redliche Arbeitsweise
- Die Organisation achtet die Menschenwürde; recherchiert und veröffentlicht sorgfältig, fair und vorurteilsfrei.
- Die Organisation benennt ihre Quellen und veröffentlicht Informationen nur dann, wenn sie relevant sind und einem öffentlichen Interesse dienen; sie folgt dem Grundsatz der ständigen Berichtigung und erklärt, inwiefern Fehler und kritische Hinweise reflektiert werden.
- Die Organisation bekennt sich zum Kodex des Deutschen Presserats und verpflichtet sich einem Redaktionsstatut (an dem sie sich auch messen lässt).
4. Wirkungsorientiertes Handeln
Die Organisation zeichnet sich aus durch …
- hohe Bedarfsorientierung, d.h. die Aktivitäten schließen eine real vorhandene Lücke
- Zielgenauigkeit, d.h. sie benennt präzise, welche Veränderungen sie mit welchen Maßnahmen bei welcher Zielgruppe erreichen möchte
- ein stimmiges Konzept und Anschlussfähigkeit, d.h. die Organisation weiß, welche Akteure bereits erfolgreich mit der gewählten journalistischen Methodik arbeiten und wie anschlussfähig die eigene Arbeit ist
- mehrere Personen, die gleichermaßen Verantwortung tragen
- strukturelle Nachhaltigkeit, d.h. ihre Aktivitäten sind auf einen langen Zeitraum ausgerichtet. Auch zeitlich begrenzte Angebote können nachhaltig wirken, sofern sie ihre Zielgruppen dazu befähigen, nach Projektabschluss selbstständig weiter zu arbeiten. Hierbei kann es helfen, das Förderprojekt als Teil einer Bildungskette zu betrachten: Gibt es Angebote, an die das Projekt andocken kann? Was folgt, wenn die Projektlaufzeit endet?
- Kooperationsfähigkeit, d.h. sie setzt auf Zusammenarbeit und bezieht andere Akteure – auch außer- halb seines Geschäftsfelds – mit ein
- ein qualifiziertes und motiviertes Team; d.h. das Team besitzt die fachlichen Kompetenzen, es gibt Fortbildungen etc.
- Lern- und Reflexionsfähigkeit, d.h. sie stellt ein Mindestmaß an Austausch, Monitoring und Evaluation sicher und veröffentlicht Wirkungsbelege
Alle in den Punkten 1 – 4 aufgeführten Informationen müssen leicht zugänglich, nachvollziehbar und aktuell sein.
Und in der Praxis?
Im Report Non-Profit-Journalismus in Deutschland stellen wir 20 inspirierende Organisationen und Projekte aus dem Bereich des gemeinnützigen Journalismus vor, die mehrere dieser Kriterien erfüllen und in besonderem Maße gesellschaftliche Wirkung erzielen.
Außerdem liefert der Report Hinweise darauf, wie das „Ökosystem Non-Profit-Journalismus” funktioniert, welchen Handlungslogiken es folgt, wie sich gesellschaftliche Impacts feststellen lassen und an welchen Stellen sich Förder*innen gezielt einbringen können.
Der Report ist kostenfrei als Print & eBook verfügbar. Er entstand in Zusammenarbeit mit Luminate, der Schöpflin Stiftung, der Rudolf Augstein Stiftung und dem BMFSJ.