Gesell­schaft­li­cher Zusammenhalt

Gemein­sam stark: Wie Förder*innen das gesell­schaft­li­che Mit­ein­an­der befeu­ern können

Damit unse­re Gesell­schaft im Gan­zen funk­tio­niert, braucht es eine star­ke Zivil­ge­sell­schaft. Sie ist der Kitt, der alles zusammenhält. 

Nur mit­hil­fe einer robus­ten und selbst­be­wuss­ten Zivil­ge­sell­schaft las­sen sich die aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen dau­er­haft lösen. Förder*innen kön­nen demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren stär­ken, indem sie die fol­gen­den neun Aspek­te beherzigen:

1. Bestim­men Sie die Zie­le Ihres Engagements

Ob all­ge­mei­ne Bil­dungs­ar­beit, die För­de­rung von Dia­log und Ver­stän­di­gung vor Ort oder die Unter­stüt­zung der Nach­bar­schafts­hil­fe im Kiez: die Anzahl der Ansät­ze, um das demo­kra­ti­sche Mit­ein­an­der zu för­dern, ist immens. 

Aus die­sem Grund kommt es dar­auf an, sich mit den Zie­len und Ziel­grup­pen des eige­nen Enga­ge­ments zu beschäftigen: 

  • Auf wel­che Pro­ble­me und Bedar­fe in wel­chem The­men­feld soll reagiert werden?
  • Wel­ches posi­ti­ve Bild der Zukunft gibt es im avi­sier­ten The­men­feld? – Was genau soll sich ver­än­dern?
  • Wer sind die Ziel­grup­pen?
  • Was genau soll sich bei der Ziel­grup­pe ver­än­dern – geht es dar­um, sie zu sen­si­bi­li­sie­ren, soll sie ein Pro­blem­be­wusst­sein ent­wi­ckeln, soll eine Ver­hal­tens­än­de­rung aus­ge­löst oder gar ein Miss­stand beho­ben werden?
  • Zu wel­chen Zie­len auf gesell­schaft­li­cher Ebe­ne soll die För­de­rung beitragen?

Wer hier­über Klar­heit besitzt, ist schon mal ein gutes Stück weiter.

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2. Prü­fen Sie den kon­kre­ten Bedarf

Um ein umfas­sen­des Bild von der Aus­gangs­si­tua­ti­on, den Bedar­fen vor Ort und dem Pro­jekt­um­feld zu bekom­men, könn­ten Förder*innen sich über ver­schie­de­ne Fra­gen nähern:

  1. Wor­in besteht das gesell­schaft­li­che Pro­blem, auf das sie reagie­ren möch­ten? Ist das Pro­blem so groß wie angenommen?
  2. Wel­che Ursa­chen und Aus­wir­kun­gen hat das Pro­blem, und wie hän­gen die­se zusam­men? Wie dring­lich ist es? Wo sind Hebel, um Ver­än­de­run­gen herbeizuführen?
  3. Wer sind die Ziel­grup­pen des Pro­jekts? Was brau­chen die Leu­te, wel­che Bedar­fe haben sie?
  4. Wel­che Akteu­re soll­ten in das Pro­jekt ein­be­zo­gen werden?
  5. Wel­che Ange­bo­te gibt es bereits im Umfeld? Wel­che Ergeb­nis­se haben die­se bis­her erzielt? Wel­che För­der­lü­cken soll­ten geschlos­sen wer­den? Gibt es Mög­lich­kei­ten, mit ande­ren zu koope­rie­ren? Wo lau­ern Konkurrenzsituationen?

3. Suchen Sie die rich­ti­ge Förderregion

Gera­de in struk­tur­schwa­chen Regio­nen, vor allem im länd­li­chen Raum, kön­nen sich sozia­le, demo­gra­phi­sche und demo­kra­ti­sche Pro­ble­me über­la­gern und dabei gegen­sei­tig ungüns­tig ver­stär­ken. Aus die­sem Grund kann es außer­or­dent­lich sinn­voll sein, über ein Enga­ge­ment auf dem Land und/​oder in struk­tur­schwa­chen Regio­nen nachzudenken.

Leit­fra­gen: Wie stellt sich die Situa­ti­on an dem Ort bzw. in der Regi­on dar, in der man aktiv wer­den will? Wel­che Her­aus­for­de­run­gen sind in die­ser Regi­on beson­ders drän­gend?

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4. Stüt­zen Sie Ihre Über­le­gun­gen auf das Bon­ding-Bridging-Lin­king-Modell”

Das, was wir gemein­hin als gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt bezeich­nen, ist das Ergeb­nis sozia­ler Bin­dun­gen. Nach dem Bon­ding-Bridging-Lin­king-Modell der Sozi­al­wis­sen­schaft­ler Szre­ter und Wool­cock (2004) gibt es drei ver­schie­de­ne Arten sozia­ler Bin­dun­gen zwischen:

  • Indi­vi­du­en, die meist vie­le Gemein­sam­kei­ten haben – demo­gra­fi­sche Merk­ma­le, Reli­gi­on, sozia­ler Sta­tus, Ein­stel­lun­gen, Lebens­wei­sen u.a. – und sich z.B. Fami­lie, Freun­den, einer Com­mu­ni­ty oder der Nach­bar­schaft zuge­hö­rig und ver­bun­den füh­len. Die­se belast­ba­ren sozia­len Bin­dun­gen stif­ten Iden­ti­tät und geben Halt in Not­la­gen. Die­se Bezie­hun­gen wer­den bezeich­net als BONDING.
  • Indi­vi­du­en, Grup­pen und Com­mu­ni­ties, die sich in vie­len Merk­ma­len unter­schei­den, aber den­noch gegen­sei­tig akzep­tie­ren und mit­ein­an­der aus­tau­schen. Die­se über­brü­cken­den, eher losen Bin­dun­gen – z.B. zwi­schen Alt­ein­ge­ses­se­nen und Zuge­zo­ge­nen, benach­tei­lig­ten und pri­vi­le­gier­ten Grup­pen, jun­gen und alten Men­schen, Men­schen aus ver­schie­de­nen Regio­nen oder Men­schen mit und ohne Dis­kri­mi­nie­rungs­er­fah­rung – wer­den bezeich­net als BRIDGING.
  • Indi­vi­du­en, Grup­pen und Com­mu­ni­ties und über­ge­ord­ne­ten staat­li­chen Insti­tu­tio­nen bzw. deren Repräsentant*innen – z.B. Regie­run­gen, Par­la­men­te, Jus­tiz, Behör­den, Poli­zei oder Schu­len. Die­se Ver­bin­dun­gen ermög­li­chen Indi­vi­du­en und Grup­pen, Gehör für ihre Anlie­gen zu fin­den und Zugang zu poli­ti­schen, admi­nis­tra­ti­ven oder wirt­schaft­li­chen Res­sour­cen zu bekom­men. Das gelingt durch per­sön­li­che Kon­tak­te, offe­ne Zugän­ge in die Insti­tu­tio­nen und demo­kra­ti­sche Betei­li­gung. Die­se Ban­de för­dern die poli­ti­sche Teil­ha­be und das Ver­trau­en in die Insti­tu­tio­nen. Sie wer­den als LIN­KING bezeichnet.

Für den star­ken Zusam­men­halt in einer Gesell­schaft ist eine gute Balan­ce zwi­schen allen Arten sozia­ler Bin­dun­gen wich­tig. Förder*innen kön­nen des­halb glei­cher­ma­ßen Ange­bo­te für enge Bin­dun­gen, über­brü­cken­de Bin­dun­gen und ver­knüp­fen­de Bin­dun­gen unterstützen.

5. Wel­ches Pro­jekt passt zum Förderschwerpunkt?

Wenn Zie­le, Ziel­grup­pen, The­ma und Regi­on klar­ge­wor­den sind, braucht es das pas­sen­de Pro­jekt zur Förderstrategie. 

Mit die­sen Fra­gen kön­nen Förder*innen Pro­jekt bes­ser einordnen:

  • Stif­tet das Pro­jekt Iden­ti­tä­ten, schafft Zuge­hö­rig­keit und stärkt sozia­le Bezie­hun­gen, z.B. durch die Stär­kung des Wir-Gefühls von Grup­pen oder den Auf­bau von Unter­stüt­zungs- und Hil­fe­st­ruk­tu­ren inner­halb von Nach­bar­schaf­ten und Com­mu­ni­ties? Wenn ja, han­delt es sich um ein Bon­ding-Pro­jekt, sie­he oben.
  • För­dert das Pro­jekt Dia­log, unter­stützt den Aus­tausch von Res­sour­cen und stärkt die Akzep­tanz zwi­schen unter­schied­li­chen Grup­pen, z.B. durch inter­kul­tu­rel­le Begeg­nun­gen oder Bil­dungs­an­ge­bo­te zum Umgang mit Viel­falt und Demo­kra­tie? Wenn ja, han­delt es sich um ein Bridging-Pro­jekt, sie­he oben.
  • Schafft das Pro­jekt benach­tei­lig­ten Men­schen den Zugang zu öffent­li­chen Insti­tu­tio­nen und ermög­licht es poli­ti­sche Teil­ha­be, z.B. durch nied­rig­schwel­li­ge poli­ti­sche Betei­li­gungs­an­ge­bo­te? Wenn ja, han­delt es sich um ein Lin­king-Pro­jekt, sie­he oben.

Bon­ding, Bri­ding, Linking


Das Modell sozia­ler Bin­dun­gen und sei­ne prak­ti­schen Aus­wir­kun­gen beschrei­ben wir im The­men­re­port Gemein­sam stark: Wie sich der gesell­schaft­li­che Zusam­men­halt för­dern lässt – Pro­jek­te, Qua­li­täts­kri­te­ri­en und För­der­tipps” (PDF).

6. För­dern Sie gute Orga­ni­sa­tio­nen mög­lichst strukturell

Damit wirk­sa­me Pro­jek­te über einen län­ge­ren Zeit­raum umge­setzt wer­den kön­nen, braucht es Orga­ni­sa­tio­nen mit star­ken Struk­tu­ren. Beson­ders wich­tig für Nach­hal­tig­keit und Pro­fes­sio­na­li­sie­rung von Pro­jek­ten sind soge­nann­te freie Gel­der, deren Ver­wen­dung in der Hand der Pro­jekt­trä­ger liegt. 

Förder*innen soll­ten des­halb lang­fris­tig den­ken und Inves­ti­tio­nen in Infra­struk­tur, inter­ne Qua­li­fi­zie­rung, Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit, Per­so­nal­kos­ten oder in die Bil­dung finan­zi­el­ler Rück­la­gen ermöglichen.

7. Che­cken Sie Ihre per­sön­li­chen Förderoptionen

Bei der För­de­rung gibt es vie­le Mög­lich­kei­ten, z.B. pro­jekt­be­zo­ge­ne För­der­part­ner­schaf­ten, Dau­er­spen­den oder lang­fris­ti­ge För­der­mit­glied­schaf­ten. Manch­mal hilft auch eine ein­ma­li­ge Spen­de. Wirk­lich wirk­sam ist in der Regel aber ein lang­fris­ti­ges Enga­ge­ment.

Förder*innen, die die För­de­rung einer Initia­ti­ve vor Ort ins Auge fas­sen, soll­ten die­se unbe­dingt fra­gen, wel­che Art von Unter­stüt­zung sinn­voll ist.

Neben einer finan­zi­el­len Zuwen­dung ist vie­len Initia­ti­ven und Ver­ei­nen auch gehol­fen, wenn man ihnen mehr Sicht­bar­keit ver­leiht, ihnen das eige­ne Netz­werk zur Ver­fü­gung stellt oder eine Pro-bono-Unter­stüt­zung zuteil wer­den lässt. 

Bei der Stra­te­gie­su­che wie bei der kon­kre­ten Umset­zung eines wirk­sa­men För­der­en­ga­ge­ments hel­fen wir gern! Ver­ein­ba­ren Sie noch heu­te einen kos­ten­frei­en und unver­bind­li­chen Beratungstermin!

Was Unter­neh­men tun können


Unter­neh­men kön­nen übri­gens zum Mit­ein­an­der bei­tra­gen, indem sie das gesell­schaft­li­che Enga­ge­ment ihrer Beschäf­tig­ten för­dern. Die Band­brei­te an For­ma­ten ist groß und reicht von Akti­ons­ta­gen über Men­to­ring bis hin zur Ent­sen­dung eige­ner Mitarbeiter*innen oder einer Frei­stel­lung für Vor­le­se­stun­den an Schu­len. Über Mög­lich­kei­ten infor­mie­ren wir im Rat­ge­ber Cor­po­ra­te Vol­un­tee­ring” (PDF).

8. För­dern Sie gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt auch intern

Für vie­le Unter­neh­men und Stif­tun­gen ist ver­ant­wort­li­ches Han­deln inzwi­schen selbst­ver­ständ­lich. Dazu gehört die För­de­rung der sozia­len, geschlecht­li­chen und kul­tu­rel­len Viel­falt im eige­nen Laden genau­so wie glaub­wür­di­ges und nach­hal­ti­ges Han­deln im Sin­ne der Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals (SDG).

Ein Bei­trag zur För­de­rung des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­hal­tes kann ganz prak­tisch auch hei­ßen, Maß­nah­men zur Ver­ein­bar­keit von Fami­lie und Beruf umzu­set­zen oder Mit­ar­bei­ten­de durch Schu­lun­gen für anti-dis­kri­mi­nie­ren­des Ver­hal­ten zu sen­si­bi­li­sie­ren. Demo­kra­tie beginnt im Kleinen!

9. Beken­nen Sie sich öffent­lich zu Ihrem Engagement

Die selbst­be­wuss­te und kla­re Posi­tio­nie­rung für Demo­kra­tie und Viel­falt und gegen Aus­gren­zung und Dis­kri­mi­nie­rung in unse­rer Gesell­schaft ist enorm wich­tig. Sie sen­det ein star­kes Signal und kann auch ande­re über­zeu­gen, gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung ernst zu neh­men und sich zu engagieren.

För­dern Sie nicht nur still den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt in unse­rem Land, son­dern beken­nen Sie sich zu dem, was Sie tun und war­um sie es tun. Sei­en Sie Vor­bild für ande­re und wer­ben Sie fürs Mitmachen!

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Themenreport: Gemeinsam Stark

Gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Projekte, Qualitätskriterien & Fördertipps

Für weitere Informationen:

Wiebke Gülcibuk

Leitung Kommunikation & Vorstandsbevollmächtigte
+49 30 520 065 112
wiebke.guelcibuk@phineo.org