Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Gemeinsam stark: Wie Förder*innen das gesellschaftliche Miteinander befeuern können
Damit unsere Gesellschaft im Ganzen funktioniert, braucht es eine starke Zivilgesellschaft. Sie ist der Kitt, der alles zusammenhält.
Nur mithilfe einer robusten und selbstbewussten Zivilgesellschaft lassen sich die aktuellen Herausforderungen dauerhaft lösen. Förder*innen können demokratische Strukturen stärken, indem sie die folgenden neun Aspekte beherzigen:
1. Bestimmen Sie die Ziele Ihres Engagements
Ob allgemeine Bildungsarbeit, die Förderung von Dialog und Verständigung vor Ort oder die Unterstützung der Nachbarschaftshilfe im Kiez: die Anzahl der Ansätze, um das demokratische Miteinander zu fördern, ist immens.
Aus diesem Grund kommt es darauf an, sich mit den Zielen und Zielgruppen des eigenen Engagements zu beschäftigen:
- Auf welche Probleme und Bedarfe in welchem Themenfeld soll reagiert werden?
- Welches positive Bild der Zukunft gibt es im avisierten Themenfeld? – Was genau soll sich verändern?
- Wer sind die Zielgruppen?
- Was genau soll sich bei der Zielgruppe verändern – geht es darum, sie zu sensibilisieren, soll sie ein Problembewusstsein entwickeln, soll eine Verhaltensänderung ausgelöst oder gar ein Missstand behoben werden?
- Zu welchen Zielen auf gesellschaftlicher Ebene soll die Förderung beitragen?
Wer hierüber Klarheit besitzt, ist schon mal ein gutes Stück weiter.
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Unsere Übersicht mit 400+ geprüften gemeinnützigen Projekten und Impact Startups: www.spende-mit-impact.de.
Projekte mit Schwerpunkt Demokratieförderung haben wir hier aufgelistet: „Demokratieprojekte mit Impact” …
2. Prüfen Sie den konkreten Bedarf
Um ein umfassendes Bild von der Ausgangssituation, den Bedarfen vor Ort und dem Projektumfeld zu bekommen, könnten Förder*innen sich über verschiedene Fragen nähern:
- Worin besteht das gesellschaftliche Problem, auf das sie reagieren möchten? Ist das Problem so groß wie angenommen?
- Welche Ursachen und Auswirkungen hat das Problem, und wie hängen diese zusammen? Wie dringlich ist es? Wo sind Hebel, um Veränderungen herbeizuführen?
- Wer sind die Zielgruppen des Projekts? Was brauchen die Leute, welche Bedarfe haben sie?
- Welche Akteure sollten in das Projekt einbezogen werden?
- Welche Angebote gibt es bereits im Umfeld? Welche Ergebnisse haben diese bisher erzielt? Welche Förderlücken sollten geschlossen werden? Gibt es Möglichkeiten, mit anderen zu kooperieren? Wo lauern Konkurrenzsituationen?
3. Suchen Sie die richtige Förderregion
Gerade in strukturschwachen Regionen, vor allem im ländlichen Raum, können sich soziale, demographische und demokratische Probleme überlagern und dabei gegenseitig ungünstig verstärken. Aus diesem Grund kann es außerordentlich sinnvoll sein, über ein Engagement auf dem Land und/oder in strukturschwachen Regionen nachzudenken.
Leitfragen: Wie stellt sich die Situation an dem Ort bzw. in der Region dar, in der man aktiv werden will? Welche Herausforderungen sind in dieser Region besonders drängend?
Besser Fördern!
Unsere kostenfreie Schritt-für-Schritt-Anleitung, um Förderprojekte wirkungsvoll aufzusetzen: „Kursbuch Stiftungen” (PDF)
4. Stützen Sie Ihre Überlegungen auf das „Bonding-Bridging-Linking-Modell”
Das, was wir gemeinhin als gesellschaftlichen Zusammenhalt bezeichnen, ist das Ergebnis sozialer Bindungen. Nach dem Bonding-Bridging-Linking-Modell der Sozialwissenschaftler Szreter und Woolcock (2004) gibt es drei verschiedene Arten sozialer Bindungen zwischen:
- Individuen, die meist viele Gemeinsamkeiten haben – demografische Merkmale, Religion, sozialer Status, Einstellungen, Lebensweisen u.a. – und sich z.B. Familie, Freunden, einer Community oder der Nachbarschaft zugehörig und verbunden fühlen. Diese belastbaren sozialen Bindungen stiften Identität und geben Halt in Notlagen. Diese Beziehungen werden bezeichnet als BONDING.
- Individuen, Gruppen und Communities, die sich in vielen Merkmalen unterscheiden, aber dennoch gegenseitig akzeptieren und miteinander austauschen. Diese überbrückenden, eher losen Bindungen – z.B. zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen, benachteiligten und privilegierten Gruppen, jungen und alten Menschen, Menschen aus verschiedenen Regionen oder Menschen mit und ohne Diskriminierungserfahrung – werden bezeichnet als BRIDGING.
- Individuen, Gruppen und Communities und übergeordneten staatlichen Institutionen bzw. deren Repräsentant*innen – z.B. Regierungen, Parlamente, Justiz, Behörden, Polizei oder Schulen. Diese Verbindungen ermöglichen Individuen und Gruppen, Gehör für ihre Anliegen zu finden und Zugang zu politischen, administrativen oder wirtschaftlichen Ressourcen zu bekommen. Das gelingt durch persönliche Kontakte, offene Zugänge in die Institutionen und demokratische Beteiligung. Diese Bande fördern die politische Teilhabe und das Vertrauen in die Institutionen. Sie werden als LINKING bezeichnet.
Für den starken Zusammenhalt in einer Gesellschaft ist eine gute Balance zwischen allen Arten sozialer Bindungen wichtig. Förder*innen können deshalb gleichermaßen Angebote für enge Bindungen, überbrückende Bindungen und verknüpfende Bindungen unterstützen.
5. Welches Projekt passt zum Förderschwerpunkt?
Wenn Ziele, Zielgruppen, Thema und Region klargeworden sind, braucht es das passende Projekt zur Förderstrategie.
Mit diesen Fragen können Förder*innen Projekt besser einordnen:
- Stiftet das Projekt Identitäten, schafft Zugehörigkeit und stärkt soziale Beziehungen, z.B. durch die Stärkung des Wir-Gefühls von Gruppen oder den Aufbau von Unterstützungs- und Hilfestrukturen innerhalb von Nachbarschaften und Communities? Wenn ja, handelt es sich um ein Bonding-Projekt, siehe oben.
- Fördert das Projekt Dialog, unterstützt den Austausch von Ressourcen und stärkt die Akzeptanz zwischen unterschiedlichen Gruppen, z.B. durch interkulturelle Begegnungen oder Bildungsangebote zum Umgang mit Vielfalt und Demokratie? Wenn ja, handelt es sich um ein Bridging-Projekt, siehe oben.
- Schafft das Projekt benachteiligten Menschen den Zugang zu öffentlichen Institutionen und ermöglicht es politische Teilhabe, z.B. durch niedrigschwellige politische Beteiligungsangebote? Wenn ja, handelt es sich um ein Linking-Projekt, siehe oben.
Bonding, Briding, Linking
Das Modell sozialer Bindungen und seine praktischen Auswirkungen beschreiben wir im Themenreport „Gemeinsam stark: Wie sich der gesellschaftliche Zusammenhalt fördern lässt – Projekte, Qualitätskriterien und Fördertipps” (PDF).
6. Fördern Sie gute Organisationen möglichst strukturell
Damit wirksame Projekte über einen längeren Zeitraum umgesetzt werden können, braucht es Organisationen mit starken Strukturen. Besonders wichtig für Nachhaltigkeit und Professionalisierung von Projekten sind sogenannte freie Gelder, deren Verwendung in der Hand der Projektträger liegt.
Förder*innen sollten deshalb langfristig denken und Investitionen in Infrastruktur, interne Qualifizierung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Personalkosten oder in die Bildung finanzieller Rücklagen ermöglichen.
7. Checken Sie Ihre persönlichen Förderoptionen
Bei der Förderung gibt es viele Möglichkeiten, z.B. projektbezogene Förderpartnerschaften, Dauerspenden oder langfristige Fördermitgliedschaften. Manchmal hilft auch eine einmalige Spende. Wirklich wirksam ist in der Regel aber ein langfristiges Engagement.
Förder*innen, die die Förderung einer Initiative vor Ort ins Auge fassen, sollten diese unbedingt fragen, welche Art von Unterstützung sinnvoll ist.
Neben einer finanziellen Zuwendung ist vielen Initiativen und Vereinen auch geholfen, wenn man ihnen mehr Sichtbarkeit verleiht, ihnen das eigene Netzwerk zur Verfügung stellt oder eine Pro-bono-Unterstützung zuteil werden lässt.
Bei der Strategiesuche wie bei der konkreten Umsetzung eines wirksamen Förderengagements helfen wir gern! Vereinbaren Sie noch heute einen kostenfreien und unverbindlichen Beratungstermin!
Was Unternehmen tun können
Unternehmen können übrigens zum Miteinander beitragen, indem sie das gesellschaftliche Engagement ihrer Beschäftigten fördern. Die Bandbreite an Formaten ist groß und reicht von Aktionstagen über Mentoring bis hin zur Entsendung eigener Mitarbeiter*innen oder einer Freistellung für Vorlesestunden an Schulen. Über Möglichkeiten informieren wir im Ratgeber „Corporate Volunteering” (PDF).
8. Fördern Sie gesellschaftlichen Zusammenhalt auch intern
Für viele Unternehmen und Stiftungen ist verantwortliches Handeln inzwischen selbstverständlich. Dazu gehört die Förderung der sozialen, geschlechtlichen und kulturellen Vielfalt im eigenen Laden genauso wie glaubwürdiges und nachhaltiges Handeln im Sinne der Sustainable Development Goals (SDG).
Ein Beitrag zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes kann ganz praktisch auch heißen, Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf umzusetzen oder Mitarbeitende durch Schulungen für anti-diskriminierendes Verhalten zu sensibilisieren. Demokratie beginnt im Kleinen!
9. Bekennen Sie sich öffentlich zu Ihrem Engagement
Die selbstbewusste und klare Positionierung für Demokratie und Vielfalt und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung in unserer Gesellschaft ist enorm wichtig. Sie sendet ein starkes Signal und kann auch andere überzeugen, gesellschaftliche Verantwortung ernst zu nehmen und sich zu engagieren.
Fördern Sie nicht nur still den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land, sondern bekennen Sie sich zu dem, was Sie tun und warum sie es tun. Seien Sie Vorbild für andere und werben Sie fürs Mitmachen!