Glossar
Von I wie Impact bis W wie Wirkung: Diese Begriffe schärfen den Blick
Gute Projekte gibt es viele. Doch wie erkennt man, ob sie wirklich etwas bewirken? Ob sich für die Menschen oder Systeme, die man erreichen will, tatsächlich etwas verändert? Und wie lässt sich das nicht nur nachweisen, sondern auch gezielt verbessern?
Wirkung entsteht nicht zufällig. Sie lässt sich verstehen, steuern und verstärken. Diese zentralen Begriffe helfen dabei, Bewusstsein zu entwickeln, kluge Entscheidungen zu treffen und das eigene Tun noch wirksamer zu gestalten.
Die folgenden, kurz erklärten Grundbegriffe der Wirkungsorientierung sind eine Auswahl – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Mehr Tiefgang dazu gibt’s z.B. in unserem Kursbuch Wirkung und im kostenlosen Online-Kurs „Wissen, was wirkt: soziale Projekte erfolgreich planen”
Wirkung – Was wollen wir verändern?
Jedes gemeinnützige Projekt verfolgt ein Ziel: Es will die Dinge zum Besseren wenden. Wirkung entsteht erst dann, wenn es gelingt, echte Veränderungen bei Menschen oder in der Gesellschaft zu bewirken – und nicht nur Aktivitäten durchzuführen.
👉 Video: Was genau ist eigentlich Wirkung?
Impact – Was bleibt wirklich?
Impact ist die höchste Stufe der Wirkung. Er beschreibt die tiefgreifenden, nachhaltigen Veränderungen in der Gesellschaft. Ein Mentoring-Programm für Jugendliche kann zum Beispiel das Selbstvertrauen und die Schulnoten der Teilnehmenden verbessern (Wirkung). Wenn dadurch langfristig mehr junge Menschen erfolgreich in den Beruf starten und sich die Jugendarbeitslosigkeit in einer Region verringert, sprechen wir von Impact.
👉 Artikel: Der Weg zum gesellschaftlichen Impact
Ziele – Wohin soll die Reise gehen?
Ohne klare Ziele bleibt Wirkung dem Zufall überlassen. Ziele definieren, welche Veränderung ein Projekt bewirken soll. Sie sind der Ausgangspunkt für jede Strategie und helfen, Maßnahmen gezielt zu planen. Gute Ziele sind konkret, erreichbar, messbar und positiv formuliert. Statt „Wir wollen Bildungsarmut bekämpfen“ also lieber: „Innerhalb eines Jahres verbessern 100 benachteiligte Jugendliche ihre Lese- und Rechenfähigkeiten messbar.“
👉 Praxistipp: Ziele planen und formulieren
Zielgruppen – Wen wollen wir erreichen?
In erfolgreichen Projekten ist genau definiert, wer profitieren soll. Jugendliche ohne Ausbildungsplatz? Ältere Menschen, die digital fit werden wollen? Zielgruppen sind die Menschen, die direkt von einer Maßnahme profitieren. Sie stehen im Mittelpunkt jeder wirkungsorientierten Arbeit – denn nur, wenn ihre Bedürfnisse klar sind, kann ein Projekt wirklich etwas bewirken.
👉 Praxistipp und Video: Zielgruppe definieren
Stakeholder – Wer ist noch beteiligt?
Neben den Zielgruppen gibt es eine Vielzahl von Akteuren, die Einfluss auf ein Projekt haben oder selbst betroffen sind. Stakeholder sind alle, die direkt oder indirekt mitwirken – von Förderpartner*innen und politischen Entscheidungsträger*innen bis hin zu Unternehmen und lokalen Netzwerken. Sie können Ressourcen bereitstellen, Entscheidungen beeinflussen oder die Umsetzung erleichtern. Wer seine Stakeholder kennt und einbindet, sorgt für langfristige Wirkung.
Bedarfsanalyse – Was wird wirklich gebraucht?
Bevor ein Projekt startet, lohnt es sich, genau hinzuschauen: Was sind die tatsächlichen Bedürfnisse der Zielgruppe? Welche Herausforderungen erleben sie im Alltag? Eine Bedarfsanalyse stellt sicher, dass eine Maßnahme nicht an den Menschen vorbeigeplant wird, sondern genau dort ansetzt, wo sie den größten Unterschied machen kann.
Umfeldanalyse – Wo setzen wir an?
Kein Projekt existiert im luftleeren Raum. Welche Organisationen, Programme oder Strukturen gibt es bereits? Wer arbeitet am selben Thema – und wo gibt es Lücken? Eine gute Umfeldanalyse hilft, Doppelstrukturen zu vermeiden, Synergien zu nutzen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Wer das Umfeld versteht, kann sein Projekt strategisch platzieren und gezielt weiterentwickeln.
👉Video und Vorlagen: Bedarfe und Umfeld analysieren
Baseline – Wo stehen wir am Anfang?
Um eine Veränderung gut erfassen und beurteilen zu können, muss man wissen, wo man startet. Die Baseline ist der Ausgangspunkt: Wie viele Jugendliche finden aktuell einen Ausbildungsplatz? Wie viele Menschen in einem Stadtteil fühlen sich einsam? Ohne Baseline bleibt möglicherweise unklar, ob sich später wirklich etwas verändert hat.
IOOI: Input, Output, Outcome & Impact – Ein Wirkungsmodell
Dieses generelle Modell hilft, Wirkung nachvollziehbar zu machen:
- Input: Ressourcen wie Geld, Personal oder Material
- Output: die direkten Leistungen, zum Beispiel durchgeführte Workshops
- Outcome: die tatsächlichen Veränderungen bei den Menschen, etwa neues Wissen oder bessere Chancen. Ab dieser Stufe sprechen wir von Wirkung.
- Impact: die langfristigen Effekte auf die Gesellschaft, wie geringere Jugendarbeitslosigkeit oder nachhaltigere Mobilität
Wirkungskette – Schritt für Schritt zur Wirkung
Die Wirkungskette beschreibt den linearen Zusammenhang zwischen Input, Output, Outcome und Impact. Sie zeigt Schritt für Schritt, wie eine Maßnahme zu einer langfristigen Veränderung führt.
Wirkungslogik – Der Fahrplan der Veränderung
Die Wirkungslogik geht über die Wirkungskette hinaus. Sie umfasst zusätzlich Zusammenhänge, Annahmen und Einflussfaktoren. Wer diese Logik kennt, kann sein Projekt gezielt steuern und rechtzeitig nachbessern. Während die Wirkungskette beschreibt, was passiert, zeigt die Wirkungslogik zusätzlich, warum es funktioniert. Ein Beispiel für die Visualisierung einer Wirkungslogik ist die Wirkungstreppe.
👉 Video: Die Wirkungstreppe - ein praktisches Instrument
👉 Praxistipp: Wirkungslogik erstellen: Projektzusammenhänge verständlich machen
Theory of Change (ToC) – Warum wirkt eine Maßnahme?
Eine Theory of Change ist eine umfassendere Version einer Wirkungslogik. Sie stellt die Annahmen hinter einem Projekt sowie Umfeldfaktoren noch klarer dar: Warum sollte genau diese Maßnahme zu genau dieser Veränderung führen? Welche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge sind nachvollziehbar? Welche Herausforderungen oder positiven Wechselwirkungen gibt es im Umfeld? Die ToC betrachtet auch die übergeordneten gesellschaftlichen Ziele eines Projekts. Sie erfordert eine klare Reflexion darüber, welche Hebel nötig sind, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Indikatoren – Woran erkennen wir Wirkung?
Indikatoren sind Wegweiser auf dem Pfad zur Wirkung. Sie machen sichtbar, ob eine Maßnahme etwas verändert – und in welche Richtung. Das können Zahlen sein, wie die Anzahl der Teilnehmenden eines Workshops (quantitativ). Oder es geht um Wahrnehmungen und Verhaltensänderungen, etwa ob sich das Selbstbewusstsein der Teilnehmenden verbessert hat (qualitativ). Ein einzelner Indikator reicht selten aus, aber eine kluge Kombination ermöglicht ein präzises Bild. Wichtig ist: Indikatoren messen nicht die Wirkung selbst, sondern geben Hinweise darauf, ob sie eintritt.
👉 Praxistipp: Wirkungs-Indikatoren entwickeln: Wofür Wirkungs-Indikatoren gut sind und was ihr beachten solltet
Social Reporting Standard (SRS) – Wirkung verständlich berichten
Der SRS ist ein standardisiertes Berichtsformat, zum Beispiel für Jahresberichte, der systematisch alle relevanten Organisationsdaten, Finanzkennzahlen und Wirkungsbelege erfasst.
👉 Social Reporting Standard: Öffentlichkeitswirksam über soziale Arbeit berichten
Monitoring – Dranbleiben und Beobachten
Monitoring bezeichnet die systematische Beobachtung und Erfassung von Prozessen und Entwicklungen. Dabei werden regelmäßig Daten gesammelt, um den Fortschritt eines Projekts oder einer Maßnahme zu überwachen. Es geht darum, frühzeitig Abweichungen zu erkennen und sicherzustellen, dass das Projekt auf dem richtigen Weg bleibt. Monitoring umfasst nicht nur quantitative Indikatoren (wie z.B. Teilnehmendenzahlen), sondern auch qualitative Informationen (wie Erfahrungen oder Verhaltensänderungen) und Umfeldveränderungen.
Evaluation – Verstehen, was wirkt
Wenn wir durch Monitoring Sachverhalte beobachtet haben, ist es noch nicht getan: Um Anpassungen vornehmen zu können, müssen diese Beobachtungen auch eingeordnet und bewertet werden. Das nennt man Evaluation. Der gesamte Prozess heißt im Fachjargon „M&E“ – Monitoring und Evaluation.
Wirkungsmessung vs. Wirkungsanalyse – Zahlen allein reichen nicht
Um systematisch Wirkung berichten und verbessern zu können, muss sie im Rahmen von Monitoring und Evaluation erfasst werden. Dabei spricht man häufig von Wirkungsmessung; viele Fachleute bevorzugen aber den Begriff Wirkungsanalyse. Der Unterschied ist die Haltung: Eine „Messung“ impliziert, man könnte Wirkung exakt erfassen, eine „Analyse“ beinhaltet ein größeres Bewusstsein für die Unwägbarkeiten von Wirkungen.
👉 Praxistipp: Wirkungsanalyse, Monitoring, Evaluation: Was ist der Unterschied?
Wirkungstransparenz – Die eigene Wirkung zeigen
Wirkungstransparenz heißt, offen zu kommunizieren, welche Ziele eine Organisation verfolgt, was sie tut und welche Ergebnisse dabei herauskommen. Ob auf der Website oder im Jahresbericht – wer transparent berichtet, schafft Vertrauen und überzeugt Spender*innen.
Effizienz – Weniger Aufwand, mehr erreichen
Effizienz bedeutet, mit minimalem Aufwand das gewünschte Ziel zu erreichen. Es geht darum, Ressourcen wie Zeit, Geld oder Personal bestmöglich zu nutzen, ohne Verschwendung.
Effektivität – Zielgerichtet handeln
Effektivität stellt sicher, dass das angestrebte Ziel auch wirklich erreicht wird. Es geht darum, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, die den gewünschten Erfolg bringen.
Kooperation – Nebeneinander arbeiten
Kooperation bedeutet, dass verschiedene Akteure an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, aber weitgehend eigenständig. Jeder trägt bei, ohne tief in die Prozesse der anderen einzugreifen.
Kollaboration – Gemeinsam entwickeln
Kollaboration steht für eine enge Zusammenarbeit. Alle Partner*innen entwickeln gemeinsam eine Strategie und arbeiten integriert zusammen, um ein Ziel zu erreichen.
Collective Impact – Veränderung braucht Bündnisse
Manche Herausforderungen sind zu groß für eine einzelne Organisation. Collective Impact bedeutet, dass verschiedene Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung und Wirtschaft langfristig zusammenarbeiten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen – über Sektorengrenzen hinweg. Eine abgestimmte Strategie und eine zentrale Koordinationsstelle sorgen dafür, dass die Zusammenarbeit effektiv ist.
👉 Praxistipp: Collective Impact: So gelingt die Zusammenarbeit in Verbünden!
Fazit: Wirkung zählt – und braucht Klarheit
Wirkung entsteht nicht zufällig. Wer bewusst plant, Veränderungen analysiert und aus Erfahrungen lernt, kann nicht nur zeigen, dass ein Projekt wirkt – sondern es gezielt verbessern. Diese Begriffe sind ein Einstieg. Sie sind der erste Schritt für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema Wirkungsorientierung, und sie helfen, die richtigen Fragen zu stellen. Denn wer Wirkung ernst nimmt, macht den Unterschied.

Ihr Ansprechpartner
Jonas Fathy ✭ jonas.fathy@phineo.org ✭ +49 30 520 065 113