Katastrophenhilfe
Soforthilfe plus Klimaschutz: Bei Naturkatastrophen wirksam helfen
Angesichts der dramatischen Flutkatastrophe im Süden und Westen unseres Landes haben viele Menschen das Bedürfnis, schnell und wirksam zu helfen. Wer nicht vor Ort anpacken oder mit Naturalien helfen kann, spendet Geld. Neben Großspenden von Unternehmen ist die Spenden- und Hilfsbereitschaft der Deutschen wie immer riesig. Doch vielen stellt sich die Frage, ob die eigene Spende vor Ort ankommt und wirklich etwas bewirkt. Wer für die Soforthilfe spenden möchte, muss sich daher auf die Hilfsorganisationen und die Qualität ihrer Arbeit verlassen können. Gleichzeitig sollten Spenden auch dann noch wirken, wenn der öffentliche Fokus wieder nachlässt.
Worauf sollten Sie also beim Spenden achten? Mit den folgenden Tipps können Sie den Flutopfern in Deutschland, aber auch bei Naturkatastrophen in anderen Regionen der Welt, zielgerichtet und nachhaltig helfen.
1. Geld spenden
Kleider, Decken, Lebensmittel – Sachspenden sind zwar beliebt, gehen aber oft am eigentlichen Bedarf vorbei. Der Transport ist teuer, manches ist zu viel, anderes zu wenig. Hilfsorganisationen können mit Spendengeldern Waren vor Ort und zum richtigen Zeitpunkt kaufen und so die lokale Wirtschaft stärken. Daher sind Geldspenden an Hilfsorganisationen gut, denn die Experten vor Ort wissen am besten, was gebraucht wird.
2. Zweckbindung vermeiden
Vermeiden Sie es, Ihre Spende mit einer engen Zweckbindung versehen. Diese Zweckbindung verpflichtet Hilfsorganisationen, das Geld ausschließlich für das angegebene Ziel oder die angegebene Region zu verwenden. Sie kennen eine Organisation, der Sie vertrauen? Dann vertrauen Sie auch ihrem Know-how, das Geld so zu verwenden, wie es den Betroffenen am besten zugutekommt. Eine Spende ohne Zweckbindung macht das möglich.
3. Effizienz fördern
Bei jeder Spende fallen Kosten an, z. B. für die Abwicklung bei der Bank oder Verwaltungsaufwand bei den Organisationen. Geben Sie daher lieber eine größere Spende als viele kleine. Übrigens: Eine gute Ausbildung der Einsatzkräfte kostet Geld, ebenso wie die Lagerung von Zelten und Gerätschaften, damit diese sofort einsetzbar sind. Ein gewisser Anteil Ihrer Spende muss daher in den Verwaltungsapparat einer Organisation fließen.
4. Überlegt entscheiden
Auch wenn Eile geboten ist: Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Treffen Sie in Ruhe Ihre Entscheidung. Große Hilfsorganisationen können mit vorhandenen Mitteln die ersten Maßnahmen selbst bestreiten. Gerade wenn es um eine für Sie größere Spendensumme geht, empfiehlt es sich, offene Fragen an die Hilfsorganisation vorab zu klären. Viele Organisationen bieten dafür einen eigenen Spenderservice an. In jedem Fall ist es sinnvoll, vor dem Spenden einmal mehr hinzuschauen, insbesondere bei Online-Spenden. Recherchieren Sie, wie lange die Organisation bereits tätig ist und ob es Medienberichte gibt.
Podcast-Empfehlung: Michel Abdollahi spricht im „heute wichtig”-Podcast von STERN/RTL/n‑tv mit PHINEO-Vorstand Dr. Andreas Rickert über wirksame Spenden bei Naturkatastrophen.
5. Den richtigen Zeitpunkt wählen
Dramatische Fernsehbilder führen zum Wunsch, rasch zu helfen. Besondere Wirkung kann ihre Spende jedoch entfalten, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit wieder nachgelassen hat. Eine Möglichkeit wäre es, den Betrag zeitversetzt zu überweisen oder regelmäßig Geld an eine Organisation zu spenden.
6. Auf Wirkungsorientierung achten
Für wirkungsvolle Akuthilfe sollten die Hilfsorganisationen über die notwendige fachliche Expertise, technisches Know how und bestenfalls eine regionale Verankerung verfügen. Im Internet oder auf der Homepage der Organisation zugängliche Informationen geben dafür wertvolle Hinweise. Für die mittelfristige Hilfe, z.B. beim Wiederaufbau und bei größeren Spenden können Sie die Hilfsorganisation Ihrer Wahl bitten, Verwendung und Wirkung der Spende zu erläutern, auch nachträglich natürlich.
7. Langfristig engagieren
Die verheerende Flutkatastrophe im Süden und Westen unseres Landes beweist: Die Anzahl und Schwere von Naturkatastrophen nimmt stetig zu. Und sie bleibt kein Problem weit entfernter Regionen der Welt. Einem UN-Bericht aus dem Jahr 2019 zufolge hat sich mit 4,2 Milliarden die Zahl der von Naturkatastrophen Betroffenen gegenüber den vorherigen 20 Jahren fast verdoppelt.
Dieser anhaltende Trend ist auch vom Menschen verursacht: Neben dem Klimawandel sorgen das weltweite Bevölkerungswachstum und die zunehmende Urbanisierung für wachsende Betroffenenzahlen und wirtschaftliche Schäden. Und so verständlich der spontane Wunsch ist, rasch Hilfe zu leisten: Wir müssen uns konsequent und wirksam dem fortschreitenden Klimawandel entgegenstemmen.
Bei großen Naturkatastrophen erhalten spendensammelnde Organisationen häufig viel Geld in kurzer Zeit. Sinnvoll ist es aber, das eigene Engagement langfristig und wirksam anzugehen. Initiativen und Spenden für Katastrophenvorsorge, Präventionsmaßnahmen und Klimaschutz können besonders wirksam sein. Nach Zahlen der Weltbank kann ein Euro hier bis zu siebenmal wirksamer sein als in der Nothilfe!
Fazit
Neben der Soforthilfe gibt es andere Optionen, die langfristig viel Gutes bewirken. Viele Hilfsorganisationen engagieren sich in mehreren Bereichen. Sie können ihnen größere Beträge z.B. für die Evaluation ihrer Arbeit zukommen lassen oder zur Finanzierung von Forschungsarbeit. Viele Organisationen und Initiativen leisten auch einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz oder zur Entwicklungshilfe. Mit Unterstützung dieser Arbeit können Sie wirksam etwas gegen den Klimawandel und den Schutz vor Naturkatastrophen tun.