Der Impact Staat: Unse­re Visi­on für einen zukunfts­fä­hi­gen Staat

24.02.2025

War­um wir Staat und Ver­wal­tung gera­de jetzt neu den­ken müssen. 

Das Pro­blem mit dem Hier und Jetzt 

Die Unzu­frie­den­heit mit Staat und Ver­wal­tung hat mit der poli­ti­schen, wirt­schaft­li­chen, gesell­schaft­li­chen Dyna­mik der letz­ten Jah­re erheb­lich zugenommen. 

Unser Ver­wal­tungs­ap­pa­rat arbei­tet ver­läss­lich, er stellt Rechts­si­cher­heit her und sorgt für Gleich­be­hand­lung. Geht es aber um drän­gen­de oder hoch­kom­ple­xe The­men wie Kli­ma­wan­del, Migra­ti­on und Demo­kra­tie­mü­dig­keit oder gar Lösun­gen für meh­re­re gleich­zei­tig auf­tre­ten­de Kri­sen – Coro­na, Krieg in der Ukrai­ne, Ahrtal-Flut –, befin­det sich der Staat im Hin­ter­tref­fen. Die Bürger*innen ver­bin­den mit staat­li­cher Für­sor­ge aktu­ell, dass das Ein­rich­ten eines Zebra­strei­fens 18 Ver­wal­tungs­schrit­te und 3 Jah­re Zeit benö­tigt.

Sel­ten wird der Staat als Akteur wahr­ge­nom­men, der inno­va­ti­ve Ant­wor­ten auf die drän­gen­den Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit ent­wi­ckelt. Ent­spre­chend sinkt das Ver­trau­en der Bevöl­ke­rung in staat­li­che Insti­tu­tio­nen seit Jah­ren. Eine star­ke Demo­kra­tie ist aber auf das Ver­trau­en ihrer Bürger*innen ange­wie­sen; Men­schen müs­sen das Gefühl haben, dass das Sys­tem für sie und das Gemein­wohl arbei­tet.

Hin­zu kom­men Pro­ble­me, die zwar auch in ande­ren Sek­to­ren bestehen, die aber in einer Insti­tu­ti­on mit Image­pro­ble­men noch stär­ker ins Gewicht fal­len: 35 bis 40 Pro­zent aller Ange­stell­ten und Beam­ten wer­den bis 2030 ver­ren­tet und pen­sio­niert; schon jetzt herrscht aku­ter Fach­kräf­te­man­gel. Nach­wuchs oder Quereinsteiger*innen? Schwer zu gewin­nen und schnell verloren. 

Die­se Zustän­de haben kei­nes­wegs mit grund­sätz­li­chem Des­in­ter­es­se oder bewuss­ter Behä­big­keit der öffent­li­chen Ver­wal­tung zu tun. Das Pro­blem ist viel­mehr sys­te­mi­scher Natur. Ver­al­te­te Struk­tu­ren, feh­len­de Res­sour­cen und man­geln­de Inno­va­ti­ons­freu­de hem­men die staat­li­chen Insti­tu­tio­nen dar­in, sich selbst und unse­re Gesell­schaft in ein qua­li­ta­tiv bes­se­res Mor­gen zu steu­ern. Aber genau das braucht es: Eine moder­ne Ver­wal­tung, die eine über­zeu­gen­de­re und neue Qua­li­tät lie­fert – und die die Zukunft aktiv wie­der stär­ker gestal­tet (und ihr weni­ger hin­ter­her läuft). 

Und exakt an die­ser Stel­le möch­ten wir bei PHI­NEO Public anset­zen: Wir wol­len über die Rah­men­be­din­gun­gen spre­chen, unter denen eine inno­va­ti­ve und hand­lungs­fä­hi­ge Ver­wal­tung funk­tio­nie­ren kann. Aus unse­rer Sicht braucht die Ver­wal­tung ein neu­es Betriebs­sys­tem: den Impact Staat.

Impact Staat, bit­te was?

Der Impact Staat” ist eine Wei­ter­ent­wick­lung des Kon­zepts wir­kungs­ori­en­tier­ten Arbei­tens, und skiz­ziert unse­re Visi­on für ein zeit­ge­mä­ßes, staat­li­ches Han­deln. Der Impact Staat stellt, ver­ein­facht gesagt, das Wohl­erge­hen von Bürger*innen in den Mit­tel­punkt – und über­win­det gleich­zei­tig die Gren­zen tra­di­tio­nel­ler Verwaltungsstrukturen.

Die­se fünf Kern­merk­ma­le zeich­nen den Impact Staat aus: Er han­delt mis­si­ons­ge­trie­ben, kol­la­bo­ra­tiv, inno­va­tiv, daten­ba­siert und kommunikationsstark.

1. Der Impact Staat ist missionsgetrieben

Der Impact Staat arbei­tet mis­si­ons­ge­trie­ben, d.h. er stellt sich aktu­el­len Her­aus­for­de­run­gen und arbei­tet nach klar defi­nier­ten Zie­len.

Koali­ti­ons­ver­trä­ge sind oft ein Maß­nah­men-Sam­mel­su­ri­um ohne roten Faden. Hier braucht es eine neue Ori­en­tie­rung, die alles zusam­men­hält. Aktu­ell wer­den in unter­schied­li­chen Minis­te­ri­en Pro­gram­me unab­hän­gig von­ein­an­der auf­ge­setzt, wodurch Syn­er­gien ver­lo­ren gehen – man den­ke nur an die ver­schie­de­nen Akteu­re, die im Bereich der Außen- und Sicher­heits­po­li­tik oder Fami­li­en­po­li­tik tätig sind, aber sel­ten koor­di­niert han­deln. Wir brau­chen kei­ne wei­te­ren iso­lier­ten Ein­zel­maß­nah­men, son­dern einen Kom­pass, an dem sich Ver­wal­tung und Regie­rung mes­sen las­sen kön­nen: Wer­den die ver­spro­che­nen Ergeb­nis­se tat­säch­lich erzielt?

Es geht also nicht nur um neue Instru­men­te, son­dern um ein grund­le­gend neu­es Ver­ständ­nis davon, wie wir unse­re Gesell­schaft gestal­ten wol­len. Wir müs­sen uns von einem poli­ti­schen Sys­tem, das von kurz­fris­ti­gen Wahl­in­ter­es­sen und Par­tei­po­li­tik getrie­ben ist, und einem Ver­wal­tungs­sys­tem, das vor­ran­ging auf die Bewah­rung tra­di­tio­nel­ler Pro­zes­se zielt, zu einer gemein­sa­men Aus­rich­tung auf neue, gesell­schaft­li­che Zie­le bewe­gen.

Dafür müs­sen wir z.B. Füh­rungs­kräf­te befä­hi­gen, sich auf die­se neu­en Zie­le zu fokus­sie­ren. Aktu­ell prio­ri­sie­ren wir in der Ver­wal­tung vor allem Ver­läss­lich­keit und Kon­ti­nui­tät, wäh­rend Krea­ti­vi­tät und lang­fris­ti­ges Den­ken wenig Raum bekom­men. Wir müs­sen die Maß­stä­be für erfolg­rei­ches Ver­wal­tungs­han­deln ändern, damit der Impact Staat sei­ne vol­le Wir­kung ent­fal­ten kann.

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2. Der Impact Staat arbei­tet kollaborativ

Der Impact Staat agiert kol­la­bo­ra­tiv, d.h. er über­win­det die Gren­zen zwi­schen Abtei­lun­gen, Hier­ar­chien und Sek­to­ren. Denn vie­le drän­gen­de Pro­ble­me unse­rer Zeit – Kli­ma­wan­del, Kin­der­ar­mut, Bil­dung, Migra­ti­on – las­sen sich nicht in Unter­ab­tei­lun­gen oder ein­zel­nen Sek­to­ren lösen. Sie erfor­dern die Zusam­men­ar­beit und den Dia­log unter­schied­li­cher Akteu­re, eine ernst­haf­te Wert­schät­zung ver­schie­de­ner Per­spek­ti­ven und deren Über­set­zung in die Praxis. 

Hier­für bedarf es eines neu­en Ver­ständ­nis­ses von Kol­la­bo­ra­ti­on, das über Abspra­chen, Mit­zeich­nun­gen und Umlauf­map­pen hin­aus­geht. Es braucht abge­stimm­te Pro­zes­se, ech­te Betei­li­gung, gemein­sam Bud­gets und ver­zahn­te Entscheidungen. 

Wie gestal­ten wir Aus­hand­lungs­pro­zes­se kon­struk­tiv? Wie gehen wir mit Inter­es­sens­kon­flik­ten um? – Es braucht den Mut und die Frei­heit, neue For­men der Zusam­men­ar­beit aus­zu­pro­bie­ren. Anstatt ein­sei­ti­ger Infor­ma­ti­ons­flüs­se in Bund-Län­der-Run­den braucht es Arbeits­for­ma­te, in denen gemein­sam über Aus­gangs­la­gen und Prio­ri­tä­ten dis­ku­tiert wird. 

Kon­kret heißt das: Wir brau­chen ressort‑, ebe­nen- und sek­tor­über­grei­fen­de Arbeits­for­ma­te wie Steue­rungs­gre­mi­en oder Pro­jekt­grup­pen, die selbst­or­ga­ni­siert arbei­ten und mit einem kla­ren Man­dat aus­ge­stat­tet sind. Ent­lang der fest­ge­leg­ten Mis­si­ons­zie­le wird die Ver­ant­wor­tung für das Wie” an die ent­spre­chen­den Fach­ein­hei­ten dele­giert. Hier ent­schei­det nicht die Hier­ar­chie, son­dern die jewei­li­ge Pro­jekt­grup­pe mit ihrer Fachexpertise. 

3. Der Impact Staat ist innovativ

Der Impact Staat ist inno­va­tiv. Er gestal­tet mutig und erprobt aktiv neue Lösun­gen, die den Bürger*innen zugutekommen. 

Die Coro­na-Pan­de­mie hat gezeigt, wie schnell sich die Rea­li­tät ver­än­dern kann und wie wich­tig es ist, in Kri­sen inno­va­ti­ve Ant­wor­ten zu fin­den – von Impf­bus­sen bis hin zur digi­ta­len Schu­le. Wir müs­sen ler­nen, Neu­es ins Unbe­kann­te hin­ein zu ent­wi­ckeln. Dafür braucht es zen­tra­le oder dezen­tra­le Ein­hei­ten mit beson­de­ren Inno­va­ti­ons­kom­pe­ten­zen – wie Design Thin­king, Chan­ge Manage­ment, Betei­li­gung – und pas­sen­de Prozesse.

Inno­va­ti­ons­kom­pe­tenz muss zur Stan­dard­an­for­de­rung für Koordinations‑, Füh­rungs- und Ent­schei­dungs­kräf­te wer­den und inte­gra­ler Bestand­teil von Aus- und Wei­ter­bil­dung sein. Wir kön­nen uns nicht allein auf eine Rück­schau ver­las­sen, son­dern müs­sen Struk­tu­ren schaf­fen, die es ermög­li­chen, schnell und fle­xi­bel auf neue Her­aus­for­de­run­gen und Trends zu reagie­ren. Die Geschwin­dig­keit und auch die Neu­ar­tig­keit aktu­el­ler Pro­ble­me zwin­gen Staat und Ver­wal­tung dazu, ihre Anpas­sungs­fä­hig­kei­ten kon­ti­nu­ier­lich weiterzuentwickeln.

4. Der Impact Staat arbei­tet datenbasiert

Der Impact Staat han­delt daten­ba­siert, indem er sein eige­nes Han­deln kon­ti­nu­ier­lich über­prüft und ver­bes­sert. Daten ver­sach­li­chen Debat­ten, stel­len Trans­pa­renz her und sichern evi­denz­ba­sier­tes Han­deln – mit­hin sind sie die Grund­la­ge für ste­ti­ges Ler­nen. Aktu­ell han­deln wir jedoch viel zu wenig auf Basis daten­ge­trie­be­ner Pro­gno­sen – was selt­sam ist, weil unser Ver­wal­tungs­sys­tem unent­wegt Daten erzeugt. Die­se Daten könn­ten uns schon heu­te ver­ra­ten, wann Schu­len zu klein wer­den oder wann der Bedarf an Pfle­ge­kräf­te nicht mehr gedeckt wer­den kann.

Natür­lich sind Daten nicht neu­tral; ihre Inter­pre­ta­ti­on unter­liegt poli­ti­schen Stim­mun­gen. Gera­de des­halb braucht es in der Ver­wal­tung unab­hän­gi­ge Daten‑, Sze­na­ri­en- und Impact-Teams. Die­se Teams sor­gen dafür, dass Ent­schei­dun­gen auf einer soli­den Grund­la­ge getrof­fen wer­den – und dass die Ergeb­nis­se des staat­li­chen Han­delns trans­pa­rent und nach­voll­zieh­bar sind.

5. Der Impact Staat kom­mu­ni­ziert überzeugend 

Der Impact Staat ist kom­mu­ni­ka­ti­ons­stark, weil er sei­ne Ergeb­nis­se trans­pa­rent macht und sie den Bürger*innen ver­ständ­lich ver­mit­telt. Es reicht nicht, gute Arbeit zu leis­ten; die Ver­wal­tung muss auch erklä­ren, war­um die Umset­zung von Lösun­gen oft län­ger dau­ert als eine Legis­la­tur­pe­ri­ode, wel­che Zwi­schen­schrit­te es gibt und wor­an ein Vor­ha­ben hängt. 

Der Impact Staat setzt dar­auf, sei­ne Bürger*innen pro­ak­tiv zu infor­mie­ren, Debat­ten zu ver­sach­li­chen und die Wir­kung sei­nes Han­delns ver­ständ­lich zu machen. Da sich die Zukunft nicht aus der linea­ren Ver­län­ge­rung der Gegen­wart ergibt, muss der Impact Staat in der Lage sein, auch schwie­ri­ge Ent­schei­dun­gen offen und ehr­lich zu kommunizieren. 

Für einen hand­lungs­fä­hi­gen Staat – der Impact Staat 

Unse­re Idee eines Impact Staats stellt das Wohl­erge­hen der Bürger*innen ins Zen­trum. Der Impact Staat zeich­net sich durch eine kla­re Mis­si­ons­ori­en­tie­rung, kol­la­bo­ra­ti­ve Arbeits­wei­sen, Inno­va­ti­ons­freu­de, daten­ba­sier­te Ent­schei­dun­gen und eine trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on aus. Nur so kann die Ver­wal­tung wie­der aktiv die Zukunft gestal­ten, und das Ver­trau­en der Bürger*innen zurückgewinnen. 

Es geht dar­um, Anrei­ze für Krea­ti­vi­tät und lang­fris­ti­ges Den­ken zu schaf­fen und Silos durch ressort‑, ebe­nen- und sek­tor­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit zu überwinden. 

Kurz gesagt: Der Impact Staat ist die Ant­wort auf die Fra­ge, wie wir unse­re Gesell­schaft zukunfts­fä­hig gestal­ten können. 

Damit ste­hen wir vor der Her­aus­for­de­rung, eine der größ­ten und zen­tra­len Insti­tu­tio­nen unse­rer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft umzu­bau­en und zukunfts­fest zu machen. Auch wenn das eine Mam­mut­auf­ga­be ist: Ange­sichts des Drucks, der auf unse­rer Demo­kra­tie aktu­ell las­tet, kön­nen wir es uns nicht leis­ten, die­sen Moment zu verpassen. 

Genau hier setzt PHI­NEO Public an. Wir ver­ste­hen uns als Kata­ly­sa­tor für den Wan­del: Wir blei­ben nicht bei Ziel­bil­dern ste­hen, son­dern zei­gen kon­kre­te Wege dahin auf. Dafür ermu­ti­gen wir Akteu­re mit Hil­fe von pra­xis­na­hen Ange­bo­ten und unter­stüt­zen sie dabei, die nöti­gen Schrit­te zu gehen. Die Trans­for­ma­ti­on gestal­ten wir gemeinsam!

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