Der Impact Staat: Unsere Vision für einen zukunftsfähigen Staat
Warum wir Staat und Verwaltung gerade jetzt neu denken müssen.
Das Problem mit dem Hier und Jetzt
Die Unzufriedenheit mit Staat und Verwaltung hat mit der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen Dynamik der letzten Jahre erheblich zugenommen.
Unser Verwaltungsapparat arbeitet verlässlich, er stellt Rechtssicherheit her und sorgt für Gleichbehandlung. Geht es aber um drängende oder hochkomplexe Themen wie Klimawandel, Migration und Demokratiemüdigkeit oder gar Lösungen für mehrere gleichzeitig auftretende Krisen – Corona, Krieg in der Ukraine, Ahrtal-Flut –, befindet sich der Staat im Hintertreffen. Die Bürger*innen verbinden mit staatlicher Fürsorge aktuell, dass das Einrichten eines Zebrastreifens 18 Verwaltungsschritte und 3 Jahre Zeit benötigt.
Selten wird der Staat als Akteur wahrgenommen, der innovative Antworten auf die drängenden Herausforderungen unserer Zeit entwickelt. Entsprechend sinkt das Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Institutionen seit Jahren. Eine starke Demokratie ist aber auf das Vertrauen ihrer Bürger*innen angewiesen; Menschen müssen das Gefühl haben, dass das System für sie und das Gemeinwohl arbeitet.
Hinzu kommen Probleme, die zwar auch in anderen Sektoren bestehen, die aber in einer Institution mit Imageproblemen noch stärker ins Gewicht fallen: 35 bis 40 Prozent aller Angestellten und Beamten werden bis 2030 verrentet und pensioniert; schon jetzt herrscht akuter Fachkräftemangel. Nachwuchs oder Quereinsteiger*innen? Schwer zu gewinnen und schnell verloren.
Diese Zustände haben keineswegs mit grundsätzlichem Desinteresse oder bewusster Behäbigkeit der öffentlichen Verwaltung zu tun. Das Problem ist vielmehr systemischer Natur. Veraltete Strukturen, fehlende Ressourcen und mangelnde Innovationsfreude hemmen die staatlichen Institutionen darin, sich selbst und unsere Gesellschaft in ein qualitativ besseres Morgen zu steuern. Aber genau das braucht es: Eine moderne Verwaltung, die eine überzeugendere und neue Qualität liefert – und die die Zukunft aktiv wieder stärker gestaltet (und ihr weniger hinterher läuft).
Und exakt an dieser Stelle möchten wir bei PHINEO Public ansetzen: Wir wollen über die Rahmenbedingungen sprechen, unter denen eine innovative und handlungsfähige Verwaltung funktionieren kann. Aus unserer Sicht braucht die Verwaltung ein neues Betriebssystem: den Impact Staat.
Impact Staat, bitte was?
Der „Impact Staat” ist eine Weiterentwicklung des Konzepts wirkungsorientierten Arbeitens, und skizziert unsere Vision für ein zeitgemäßes, staatliches Handeln. Der Impact Staat stellt, vereinfacht gesagt, das Wohlergehen von Bürger*innen in den Mittelpunkt – und überwindet gleichzeitig die Grenzen traditioneller Verwaltungsstrukturen.
Diese fünf Kernmerkmale zeichnen den Impact Staat aus: Er handelt missionsgetrieben, kollaborativ, innovativ, datenbasiert und kommunikationsstark.
1. Der Impact Staat ist missionsgetrieben
Der Impact Staat arbeitet missionsgetrieben, d.h. er stellt sich aktuellen Herausforderungen und arbeitet nach klar definierten Zielen.
Koalitionsverträge sind oft ein Maßnahmen-Sammelsurium ohne roten Faden. Hier braucht es eine neue Orientierung, die alles zusammenhält. Aktuell werden in unterschiedlichen Ministerien Programme unabhängig voneinander aufgesetzt, wodurch Synergien verloren gehen – man denke nur an die verschiedenen Akteure, die im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik oder Familienpolitik tätig sind, aber selten koordiniert handeln. Wir brauchen keine weiteren isolierten Einzelmaßnahmen, sondern einen Kompass, an dem sich Verwaltung und Regierung messen lassen können: Werden die versprochenen Ergebnisse tatsächlich erzielt?
Es geht also nicht nur um neue Instrumente, sondern um ein grundlegend neues Verständnis davon, wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen. Wir müssen uns von einem politischen System, das von kurzfristigen Wahlinteressen und Parteipolitik getrieben ist, und einem Verwaltungssystem, das vorranging auf die Bewahrung traditioneller Prozesse zielt, zu einer gemeinsamen Ausrichtung auf neue, gesellschaftliche Ziele bewegen.
Dafür müssen wir z.B. Führungskräfte befähigen, sich auf diese neuen Ziele zu fokussieren. Aktuell priorisieren wir in der Verwaltung vor allem Verlässlichkeit und Kontinuität, während Kreativität und langfristiges Denken wenig Raum bekommen. Wir müssen die Maßstäbe für erfolgreiches Verwaltungshandeln ändern, damit der Impact Staat seine volle Wirkung entfalten kann.
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2. Der Impact Staat arbeitet kollaborativ
Der Impact Staat agiert kollaborativ, d.h. er überwindet die Grenzen zwischen Abteilungen, Hierarchien und Sektoren. Denn viele drängende Probleme unserer Zeit – Klimawandel, Kinderarmut, Bildung, Migration – lassen sich nicht in Unterabteilungen oder einzelnen Sektoren lösen. Sie erfordern die Zusammenarbeit und den Dialog unterschiedlicher Akteure, eine ernsthafte Wertschätzung verschiedener Perspektiven und deren Übersetzung in die Praxis.
Hierfür bedarf es eines neuen Verständnisses von Kollaboration, das über Absprachen, Mitzeichnungen und Umlaufmappen hinausgeht. Es braucht abgestimmte Prozesse, echte Beteiligung, gemeinsam Budgets und verzahnte Entscheidungen.
Wie gestalten wir Aushandlungsprozesse konstruktiv? Wie gehen wir mit Interessenskonflikten um? – Es braucht den Mut und die Freiheit, neue Formen der Zusammenarbeit auszuprobieren. Anstatt einseitiger Informationsflüsse in Bund-Länder-Runden braucht es Arbeitsformate, in denen gemeinsam über Ausgangslagen und Prioritäten diskutiert wird.
Konkret heißt das: Wir brauchen ressort‑, ebenen- und sektorübergreifende Arbeitsformate wie Steuerungsgremien oder Projektgruppen, die selbstorganisiert arbeiten und mit einem klaren Mandat ausgestattet sind. Entlang der festgelegten Missionsziele wird die Verantwortung für das „Wie” an die entsprechenden Facheinheiten delegiert. Hier entscheidet nicht die Hierarchie, sondern die jeweilige Projektgruppe mit ihrer Fachexpertise.
3. Der Impact Staat ist innovativ
Der Impact Staat ist innovativ. Er gestaltet mutig und erprobt aktiv neue Lösungen, die den Bürger*innen zugutekommen.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie schnell sich die Realität verändern kann und wie wichtig es ist, in Krisen innovative Antworten zu finden – von Impfbussen bis hin zur digitalen Schule. Wir müssen lernen, Neues ins Unbekannte hinein zu entwickeln. Dafür braucht es zentrale oder dezentrale Einheiten mit besonderen Innovationskompetenzen – wie Design Thinking, Change Management, Beteiligung – und passende Prozesse.
Innovationskompetenz muss zur Standardanforderung für Koordinations‑, Führungs- und Entscheidungskräfte werden und integraler Bestandteil von Aus- und Weiterbildung sein. Wir können uns nicht allein auf eine Rückschau verlassen, sondern müssen Strukturen schaffen, die es ermöglichen, schnell und flexibel auf neue Herausforderungen und Trends zu reagieren. Die Geschwindigkeit und auch die Neuartigkeit aktueller Probleme zwingen Staat und Verwaltung dazu, ihre Anpassungsfähigkeiten kontinuierlich weiterzuentwickeln.
4. Der Impact Staat arbeitet datenbasiert
Der Impact Staat handelt datenbasiert, indem er sein eigenes Handeln kontinuierlich überprüft und verbessert. Daten versachlichen Debatten, stellen Transparenz her und sichern evidenzbasiertes Handeln – mithin sind sie die Grundlage für stetiges Lernen. Aktuell handeln wir jedoch viel zu wenig auf Basis datengetriebener Prognosen – was seltsam ist, weil unser Verwaltungssystem unentwegt Daten erzeugt. Diese Daten könnten uns schon heute verraten, wann Schulen zu klein werden oder wann der Bedarf an Pflegekräfte nicht mehr gedeckt werden kann.
Natürlich sind Daten nicht neutral; ihre Interpretation unterliegt politischen Stimmungen. Gerade deshalb braucht es in der Verwaltung unabhängige Daten‑, Szenarien- und Impact-Teams. Diese Teams sorgen dafür, dass Entscheidungen auf einer soliden Grundlage getroffen werden – und dass die Ergebnisse des staatlichen Handelns transparent und nachvollziehbar sind.
5. Der Impact Staat kommuniziert überzeugend
Der Impact Staat ist kommunikationsstark, weil er seine Ergebnisse transparent macht und sie den Bürger*innen verständlich vermittelt. Es reicht nicht, gute Arbeit zu leisten; die Verwaltung muss auch erklären, warum die Umsetzung von Lösungen oft länger dauert als eine Legislaturperiode, welche Zwischenschritte es gibt und woran ein Vorhaben hängt.
Der Impact Staat setzt darauf, seine Bürger*innen proaktiv zu informieren, Debatten zu versachlichen und die Wirkung seines Handelns verständlich zu machen. Da sich die Zukunft nicht aus der linearen Verlängerung der Gegenwart ergibt, muss der Impact Staat in der Lage sein, auch schwierige Entscheidungen offen und ehrlich zu kommunizieren.
Für einen handlungsfähigen Staat – der Impact Staat
Unsere Idee eines Impact Staats stellt das Wohlergehen der Bürger*innen ins Zentrum. Der Impact Staat zeichnet sich durch eine klare Missionsorientierung, kollaborative Arbeitsweisen, Innovationsfreude, datenbasierte Entscheidungen und eine transparente Kommunikation aus. Nur so kann die Verwaltung wieder aktiv die Zukunft gestalten, und das Vertrauen der Bürger*innen zurückgewinnen.
Es geht darum, Anreize für Kreativität und langfristiges Denken zu schaffen und Silos durch ressort‑, ebenen- und sektorübergreifende Zusammenarbeit zu überwinden.
Kurz gesagt: Der Impact Staat ist die Antwort auf die Frage, wie wir unsere Gesellschaft zukunftsfähig gestalten können.
Damit stehen wir vor der Herausforderung, eine der größten und zentralen Institutionen unserer demokratischen Gesellschaft umzubauen und zukunftsfest zu machen. Auch wenn das eine Mammutaufgabe ist: Angesichts des Drucks, der auf unserer Demokratie aktuell lastet, können wir es uns nicht leisten, diesen Moment zu verpassen.
Genau hier setzt PHINEO Public an. Wir verstehen uns als Katalysator für den Wandel: Wir bleiben nicht bei Zielbildern stehen, sondern zeigen konkrete Wege dahin auf. Dafür ermutigen wir Akteure mit Hilfe von praxisnahen Angeboten und unterstützen sie dabei, die nötigen Schritte zu gehen. Die Transformation gestalten wir gemeinsam!
Fragen? Sprechen Sie mich an!
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