Impact – Wäh­rung der Zukunft

© Foto von Lindsay Henwood auf Unsplash,
21.08.2023

Wir­kungs­ori­en­tie­rung hat heu­te einen fes­ten Platz im gesell­schaft­li­chen Enga­ge­ment. Doch um die sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on zu gestal­ten, müs­sen Akteur*innen aller Sek­to­ren ihren Blick wei­ten – und dabei sich selbst hinterfragen. 

Eine offe­ne, nach­hal­ti­ge und fried­li­che Gesell­schaft, ​in der Gutes tun mit Wir­kung das gemein­sa­me Han­deln bestimmt – das ist die Visi­on von PHI­NEO. Wir sind davon über­zeugt, dass Gutes tun und Gutes bewir­ken fest zusam­men­ge­hö­ren. Das aller­dings ist alles ande­re als eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. In unse­rer lang­jäh­ri­gen Arbeit haben wir zahl­rei­che Men­schen in Pro­jek­ten und Orga­ni­sa­tio­nen ken­nen­ge­lernt, die mit viel Herz­blut für ihre Sache kämp­fen. Doch wir haben auch gelernt: Lei­den­schaft ist zwar eine Grund­vor­aus­set­zung für jedes Enga­ge­ment. Sie allein aber reicht nicht aus. Um wirk­lich einen Unter­schied zu machen, braucht es pro­fes­sio­nel­le Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren, fun­dier­te Metho­den und stra­te­gisch aus­ge­rich­te­te Wir­kungs­ori­en­tie­rung.

Unser Cre­do lau­tet des­halb: mit Herz UND Ver­stand. So haben wir Klas­si­ker wie das Wirkt-Sie­gel, das Kurs­buch Wir­kung, die Wir­kungs­trep­pe oder das Wir­ko­me­ter ins Leben geru­fen. Doch das The­ma ent­wi­ckelt sich wei­ter – und auch wir wol­len an die­sem Punkt nicht ste­hen bleiben. 

Impact 2.0: die Zeit drängt 

Model­le wie die Wir­kungs­trep­pe sind ide­al geeig­net, um Pro­jek­ten eine nach­voll­zieh­ba­re Wir­kungs­lo­gik zu ver­lei­hen und so die eige­ne Arbeit aktiv zu steu­ern. Die­se Model­le redu­zie­ren bewusst die Kom­ple­xi­tät, um Zusam­men­hän­ge bes­ser begreif­bar zu machen und die Basis für ein gemein­sa­mes Ver­ständ­nis zu schaffen. 

Doch erfah­re­ne Wirkungsmanager*innen wis­sen, dass sich nach Jah­ren der Wir­kungs­aus­rich­tung und ‑mes­sung neue und kom­ple­xe­re Fra­gen stel­len: Wie baue ich ein fun­dier­tes Eva­lua­ti­ons­sys­tem auf? Wie ver­an­ke­re ich mei­ne Wir­kungs­lo­gik in wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen? Oder wie brin­ge ich die Men­schen in mei­ner Orga­ni­sa­ti­on dazu, eine eigen­stän­di­ge Hal­tung der Wir­kungs­ori­en­tie­rung auszubilden? 

Hin­zu kommt, dass die Her­aus­for­de­run­gen, mit denen wir es im 21. Jahr­hun­dert zu tun haben, zu groß und kom­plex sind, als dass ein­zel­ne Pro­jek­te allein etwas gegen sie aus­rich­ten könn­ten. Der Kli­ma­wan­del, der unse­re Lebens­grund­la­ge bedroht oder anti­de­mo­kra­ti­sche Bewe­gun­gen, die eine offe­ne und tole­ran­te Gesell­schaft gefähr­den, stel­len Orga­ni­sa­tio­nen vor völ­lig neue Her­aus­for­de­run­gen. Heu­te reicht es nicht, ein­zel­ne Pro­jek­te wir­kungs­ori­en­tiert aus­zu­rich­ten. Wir­kung wei­ter­zu­den­ken bedeu­tet, Orga­ni­sa­tio­nen selbst sowie die Sys­te­me, inner­halb derer sie agie­ren, in den Blick zu nehmen. 

Orga­ni­sa­tio­nen und Insti­tu­tio­nen müs­sen sich die Fra­ge stel­len: Wie bereit sind wir eigent­lich, um die anste­hen­den Trans­for­ma­tio­nen wirk­sam zu gestal­ten? Impact-Rea­di­ness lau­tet das Gebot der Stun­de. Für Orga­ni­sa­tio­nen eben­so wie für Unter­neh­men oder die öffent­li­che Hand bedeu­tet das, sich selbst neue Fähig­kei­ten und Kom­pe­ten­zen anzu­eig­nen – ein Skill-Set für die Zukunft: 

  • Pur­po­se und klare Wer­te: Wel­che Wer­te lei­ten das Han­deln unse­rer Orga­ni­sa­ti­on? Was genau wol­len wir in der Welt ver­än­dern? Orga­ni­sa­tio­nen mit Impact haben die­se Fra­gen für sich beant­wor­tet. Eine kla­re Wer­te­ba­sis steckt nicht nur die Gren­zen ab, in denen eine Orga­ni­sa­tio­nen agie­ren möch­te. Vor allem gibt sie vor, wel­che Vor­stel­lun­gen und Prak­ti­ken aus­ge­schlos­sen wer­den, weil sie mit den defi­nier­ten Über­zeu­gun­gen unver­ein­bar sind. 
  • Men­schen befä­hi­gen: Es sind immer Men­schen, die Ver­än­de­run­gen umset­zen. Orga­ni­sa­tio­nen müs­sen sich fra­gen: Was brau­chen Mit­ar­bei­ten­de, um die Trans­for­ma­ti­on zu gestal­ten? An Bedeu­tung gewin­nen wer­den Fähig­kei­ten wie Ambi­gui­täts­to­le­ranz, Kon­flikt­fä­hig­keit, Mut und sys­te­mi­sches Den­ken (Future Skills).
  • Koope­ra­ti­ons­fä­hig­keit: Da gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen sys­te­misch sind, brau­chen wir Akteur*innen aus allen Berei­chen. Eine Orga­ni­sa­ti­on kann nicht im Allein­gang einen gesell­schaft­li­chen Unter­schied machen. Impact kann sich dort am bes­ten ent­fal­ten, wo mög­lichst unter­schied­li­che Akteu­re sek­tor­über­grei­fend auf ein gemein­sa­mes Ziel hin­ar­bei­ten (Coll­ec­ti­ve Impact). Dafür aller­dings müs­sen Orga­ni­sa­tio­nen an ihrer Koope­ra­ti­ons- und Anschluss­fä­hig­keit an ande­re Sek­to­ren arbei­ten und Fle­xi­bi­li­tät im Umgang mit neu­en Akteu­ren beweisen. 
  • Neue Arbeits­kul­tur: Um als Orga­ni­sa­ti­on gemein­sam über alle Abtei­lun­gen, Pro­gram­me und Pro­jek­te hin­weg größt­mög­li­chen Impact zu erzie­len, braucht es einen kul­tu­rel­len Wan­del im Innern. Orga­ni­sa­tio­nen müs­sen ler­nen agi­ler und kol­la­bo­ra­tiv über Teams hin­weg zusam­men­zu­ar­bei­ten. Das setzt neben Struk­tu­ren und Pro­zes­sen eine neue Feh­ler­kul­tur, eine Lust auf lebens­lan­ges Ler­nen und den Umgang mit Unter­schied­lich­keit voraus. 

Wir­kung über Sek­to­ren­gren­zen hinweg 

Der Fokus auf den eige­nen Impact macht längst nicht mehr an den Gren­zen des gemein­nüt­zi­gen Sek­tors halt. Viel­mehr ist die dem Kon­zept zugrun­de lie­gen­de Hal­tung in allen Berei­chen der Gesell­schaft ange­kom­men: Von der öffent­li­chen Hand über Wirt­schafts­un­ter­neh­men bis zum Finanz­sek­tor stel­len sich Akteur*innen aller Cou­leur die Fra­ge: Wel­che Fol­gen hat das eige­ne Han­deln auf Mit­men­schen und Umwelt? 

Rege­ne­ra­ti­ve Wirt­schaft

Eines ist klar: Ohne die Wirt­schaft wer­den wir die gro­ßen Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit nicht bewäl­ti­gen kön­nen. Wir sind des­halb über­zeugt, dass Unter­neh­men zu Good Cor­po­ra­te Citi­zens, d.h. ver­ant­wor­tungs­vol­len Akteu­ren im gesell­schaft­li­chen Gefü­ge, wer­den müs­sen. Dafür müs­sen sich Unter­neh­men trans­for­mie­ren und nicht nur nach­hal­tig wer­den, son­dern gesell­schaft­li­che Mehr­wer­te pro­du­zie­ren, d.h. rege­ne­ra­tiv wirt­schaf­ten. Bei Impact im Unter­neh­mens­kon­text stellt sich inso­fern immer die Fra­ge, wie stark sie auf die Sozi­al­öko­no­mi­sche Trans­for­ma­ti­on einzahlt. 

Hin­zu kom­men Regu­la­ri­en wie die EU-Taxo­no­mie, die Unter­neh­men dazu ver­pflich­ten, Rechen­schaft über ihren gesell­schaft­li­chen Impact abzu­le­gen. Das ist zwar ein Anfang, den­noch müs­sen – und wer­den – wei­te­re Berichts­pflich­ten folgen. 

Impact-Start­ups

Auch die Start-up-Sze­ne hat heu­te ein zuneh­men­des Inter­es­se an ihrer Wir­kung bzw. ihrem Impact: Sozialunternehmer*innen imple­men­tie­ren sozia­le oder öko­lo­gi­sche Zie­le von Anfang an in den Geschäfts­mo­del­len ihrer Start­ups, mit denen sie nicht nur einen wirt­schaft­li­chen, son­dern dar­über hin­aus einen gesell­schaft­li­chen Mehr­wert erzie­len wol­len. Dafür ver­an­kern sie Wir­kungs­mes­sung und ‑manage­ment in den Struk­tu­ren ihrer Orga­ni­sa­tio­nen. Und das zu ihrem eige­nen Vor­teil: Nach­weis­lich Gutes tun ist längst zu einem wich­ti­gen Wett­be­werbs­vor­teil geworden. 

Impact Inves­t­ing

Im Finanz­sek­tor zir­ku­liert Wir­kung unter dem Begriff Impact Inves­t­ing. Um inno­va­ti­ve und bewähr­te Lösun­gen für die Pro­ble­me unse­rer Zeit zu finan­zie­ren, braucht es Kapi­tal – und zwar viel davon. Denn die jähr­li­che Finan­zie­rungs­lü­cke, um die in den 17 Sus­tainable Deve­lo­p­ment Goals (SDGs) defi­nier­ten glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen lösen zu kön­nen, wird aktu­ell auf min­des­tens 4,5 Bil­lio­nen Euro geschätzt. Impact Inves­t­ing setzt hier an und will die­se Pro­ble­me mit Hil­fe kom­mer­zi­el­ler Geschäfts­mo­del­le lösen. Damit unter­schei­det sich der Ansatz klar von einem rein phil­an­thro­pi­schen Wir­kungs­ver­ständ­nis: Neben eine wei­ter­hin ange­streb­te finan­zi­el­le Ren­di­te tritt – mal mehr, mal weni­ger stark – eine mess­ba­re grü­ne oder sozia­le Rendite. 

Wir­kung der öffent­li­chen Hand

Von der Bun­des­ebe­ne bis hin­ein in die Kom­mu­nen braucht es wirk­sa­mes Ver­wal­tungs­han­deln, das Ver­än­de­run­gen ansto­ßen, inno­va­tiv gestal­ten und vor allem umset­zen kann. Auch hier ist Trans­for­ma­ti­on das Stich­wort: Ohne zukunfts­fä­hi­ge Ver­wal­tungs­struk­tu­ren, res­sort­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit und einen Wan­del in der Orga­ni­sa­ti­ons­kul­tur wird der öffent­li­che Sek­tor das Leben der Bürger*innen nicht posi­tiv gestal­ten und den Anfor­de­run­gen der sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on nur schwer begeg­nen kön­nen. Gelingt dies jedoch nicht, gerät unse­re demo­kra­ti­sche, offe­ne und tole­ran­te Gesell­schaft in Gefahr. Auch die Demo­kra­tie braucht Impact. 

Wäh­rung der Zukunft 

Egal ob Zivil­ge­sell­schaft, Wirt­schaft oder Finanz­markt – wir­kungs­ori­en­tiert zu han­deln ist heu­te wich­ti­ger denn je. Bei PHI­NEO sind wir mit allen Sek­to­ren im Gespräch, um sie sinn­voll mit­ein­an­der zu ver­net­zen und bei der sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on zu beglei­ten. Denn in kom­ple­xen Sys­te­men mögen zwar ver­schie­de­ne Akteu­re für die vie­len Pro­ble­me ver­ant­wort­lich sein. Viel wich­ti­ger jedoch: Sie alle sind eben­so Teil der Lösung. 

Wenn Sie Fragen haben:

Jonas Fathy

Leitung Philanthropieberatung & Wirkungsanalyse
jonas.fathy@phineo.org
+49 30 520 065 113