Impact – Währung der Zukunft
Wirkungsorientierung hat heute einen festen Platz im gesellschaftlichen Engagement. Doch um die sozial-ökologische Transformation zu gestalten, müssen Akteur*innen aller Sektoren ihren Blick weiten – und dabei sich selbst hinterfragen.
Eine offene, nachhaltige und friedliche Gesellschaft, in der Gutes tun mit Wirkung das gemeinsame Handeln bestimmt – das ist die Vision von PHINEO. Wir sind davon überzeugt, dass Gutes tun und Gutes bewirken fest zusammengehören. Das allerdings ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. In unserer langjährigen Arbeit haben wir zahlreiche Menschen in Projekten und Organisationen kennengelernt, die mit viel Herzblut für ihre Sache kämpfen. Doch wir haben auch gelernt: Leidenschaft ist zwar eine Grundvoraussetzung für jedes Engagement. Sie allein aber reicht nicht aus. Um wirklich einen Unterschied zu machen, braucht es professionelle Organisationsstrukturen, fundierte Methoden und strategisch ausgerichtete Wirkungsorientierung.
Unser Credo lautet deshalb: mit Herz UND Verstand. So haben wir Klassiker wie das Wirkt-Siegel, das Kursbuch Wirkung, die Wirkungstreppe oder das Wirkometer ins Leben gerufen. Doch das Thema entwickelt sich weiter – und auch wir wollen an diesem Punkt nicht stehen bleiben.
Impact 2.0: die Zeit drängt
Modelle wie die Wirkungstreppe sind ideal geeignet, um Projekten eine nachvollziehbare Wirkungslogik zu verleihen und so die eigene Arbeit aktiv zu steuern. Diese Modelle reduzieren bewusst die Komplexität, um Zusammenhänge besser begreifbar zu machen und die Basis für ein gemeinsames Verständnis zu schaffen.
Doch erfahrene Wirkungsmanager*innen wissen, dass sich nach Jahren der Wirkungsausrichtung und ‑messung neue und komplexere Fragen stellen: Wie baue ich ein fundiertes Evaluationssystem auf? Wie verankere ich meine Wirkungslogik in wissenschaftlichen Erkenntnissen? Oder wie bringe ich die Menschen in meiner Organisation dazu, eine eigenständige Haltung der Wirkungsorientierung auszubilden?
Hinzu kommt, dass die Herausforderungen, mit denen wir es im 21. Jahrhundert zu tun haben, zu groß und komplex sind, als dass einzelne Projekte allein etwas gegen sie ausrichten könnten. Der Klimawandel, der unsere Lebensgrundlage bedroht oder antidemokratische Bewegungen, die eine offene und tolerante Gesellschaft gefährden, stellen Organisationen vor völlig neue Herausforderungen. Heute reicht es nicht, einzelne Projekte wirkungsorientiert auszurichten. Wirkung weiterzudenken bedeutet, Organisationen selbst sowie die Systeme, innerhalb derer sie agieren, in den Blick zu nehmen.
Organisationen und Institutionen müssen sich die Frage stellen: Wie bereit sind wir eigentlich, um die anstehenden Transformationen wirksam zu gestalten? Impact-Readiness lautet das Gebot der Stunde. Für Organisationen ebenso wie für Unternehmen oder die öffentliche Hand bedeutet das, sich selbst neue Fähigkeiten und Kompetenzen anzueignen – ein Skill-Set für die Zukunft:
- Purpose und klare Werte: Welche Werte leiten das Handeln unserer Organisation? Was genau wollen wir in der Welt verändern? Organisationen mit Impact haben diese Fragen für sich beantwortet. Eine klare Wertebasis steckt nicht nur die Grenzen ab, in denen eine Organisationen agieren möchte. Vor allem gibt sie vor, welche Vorstellungen und Praktiken ausgeschlossen werden, weil sie mit den definierten Überzeugungen unvereinbar sind.
- Menschen befähigen: Es sind immer Menschen, die Veränderungen umsetzen. Organisationen müssen sich fragen: Was brauchen Mitarbeitende, um die Transformation zu gestalten? An Bedeutung gewinnen werden Fähigkeiten wie Ambiguitätstoleranz, Konfliktfähigkeit, Mut und systemisches Denken (Future Skills).
- Kooperationsfähigkeit: Da gesellschaftliche Herausforderungen systemisch sind, brauchen wir Akteur*innen aus allen Bereichen. Eine Organisation kann nicht im Alleingang einen gesellschaftlichen Unterschied machen. Impact kann sich dort am besten entfalten, wo möglichst unterschiedliche Akteure sektorübergreifend auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten (Collective Impact). Dafür allerdings müssen Organisationen an ihrer Kooperations- und Anschlussfähigkeit an andere Sektoren arbeiten und Flexibilität im Umgang mit neuen Akteuren beweisen.
- Neue Arbeitskultur: Um als Organisation gemeinsam über alle Abteilungen, Programme und Projekte hinweg größtmöglichen Impact zu erzielen, braucht es einen kulturellen Wandel im Innern. Organisationen müssen lernen agiler und kollaborativ über Teams hinweg zusammenzuarbeiten. Das setzt neben Strukturen und Prozessen eine neue Fehlerkultur, eine Lust auf lebenslanges Lernen und den Umgang mit Unterschiedlichkeit voraus.
Wirkung über Sektorengrenzen hinweg
Der Fokus auf den eigenen Impact macht längst nicht mehr an den Grenzen des gemeinnützigen Sektors halt. Vielmehr ist die dem Konzept zugrunde liegende Haltung in allen Bereichen der Gesellschaft angekommen: Von der öffentlichen Hand über Wirtschaftsunternehmen bis zum Finanzsektor stellen sich Akteur*innen aller Couleur die Frage: Welche Folgen hat das eigene Handeln auf Mitmenschen und Umwelt?
Regenerative Wirtschaft
Eines ist klar: Ohne die Wirtschaft werden wir die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht bewältigen können. Wir sind deshalb überzeugt, dass Unternehmen zu Good Corporate Citizens, d.h. verantwortungsvollen Akteuren im gesellschaftlichen Gefüge, werden müssen. Dafür müssen sich Unternehmen transformieren und nicht nur nachhaltig werden, sondern gesellschaftliche Mehrwerte produzieren, d.h. regenerativ wirtschaften. Bei Impact im Unternehmenskontext stellt sich insofern immer die Frage, wie stark sie auf die Sozialökonomische Transformation einzahlt.
Hinzu kommen Regularien wie die EU-Taxonomie, die Unternehmen dazu verpflichten, Rechenschaft über ihren gesellschaftlichen Impact abzulegen. Das ist zwar ein Anfang, dennoch müssen – und werden – weitere Berichtspflichten folgen.
Impact-Startups
Auch die Start-up-Szene hat heute ein zunehmendes Interesse an ihrer Wirkung bzw. ihrem Impact: Sozialunternehmer*innen implementieren soziale oder ökologische Ziele von Anfang an in den Geschäftsmodellen ihrer Startups, mit denen sie nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern darüber hinaus einen gesellschaftlichen Mehrwert erzielen wollen. Dafür verankern sie Wirkungsmessung und ‑management in den Strukturen ihrer Organisationen. Und das zu ihrem eigenen Vorteil: Nachweislich Gutes tun ist längst zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil geworden.
Impact Investing
Im Finanzsektor zirkuliert Wirkung unter dem Begriff Impact Investing. Um innovative und bewährte Lösungen für die Probleme unserer Zeit zu finanzieren, braucht es Kapital – und zwar viel davon. Denn die jährliche Finanzierungslücke, um die in den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) definierten globalen Herausforderungen lösen zu können, wird aktuell auf mindestens 4,5 Billionen Euro geschätzt. Impact Investing setzt hier an und will diese Probleme mit Hilfe kommerzieller Geschäftsmodelle lösen. Damit unterscheidet sich der Ansatz klar von einem rein philanthropischen Wirkungsverständnis: Neben eine weiterhin angestrebte finanzielle Rendite tritt – mal mehr, mal weniger stark – eine messbare grüne oder soziale Rendite.
Wirkung der öffentlichen Hand
Von der Bundesebene bis hinein in die Kommunen braucht es wirksames Verwaltungshandeln, das Veränderungen anstoßen, innovativ gestalten und vor allem umsetzen kann. Auch hier ist Transformation das Stichwort: Ohne zukunftsfähige Verwaltungsstrukturen, ressortübergreifende Zusammenarbeit und einen Wandel in der Organisationskultur wird der öffentliche Sektor das Leben der Bürger*innen nicht positiv gestalten und den Anforderungen der sozial-ökologischen Transformation nur schwer begegnen können. Gelingt dies jedoch nicht, gerät unsere demokratische, offene und tolerante Gesellschaft in Gefahr. Auch die Demokratie braucht Impact.
Währung der Zukunft
Egal ob Zivilgesellschaft, Wirtschaft oder Finanzmarkt – wirkungsorientiert zu handeln ist heute wichtiger denn je. Bei PHINEO sind wir mit allen Sektoren im Gespräch, um sie sinnvoll miteinander zu vernetzen und bei der sozial-ökologischen Transformation zu begleiten. Denn in komplexen Systemen mögen zwar verschiedene Akteure für die vielen Probleme verantwortlich sein. Viel wichtiger jedoch: Sie alle sind ebenso Teil der Lösung.