Kryp­to­spen­den haben ein extrem dis­rup­ti­ves Potenzial.”

PHINEO-Redaktion,
11.03.2024

Kryp­to­wäh­run­gen und die zugrun­de­lie­gen­de Block­chain-Tech­no­lo­gie sind Zukunfts­the­men, die auch vor gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen nicht Halt machen. PHI­NEO sprach mit Jonas Gan­ten­bein und Lau­rin Krä­mer von Bank Frick über die Chan­cen für die Zivil­ge­sell­schaft – auch über die Annah­me als Spen­den hinaus.

Kryp­to für Non-Profits


Wie gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen Kryp­to­wäh­run­gen als Spen­de anneh­men kön­nen und wor­auf sie dabei ach­ten soll­ten, zei­gen wir beim SKa­la-CAM­PUS: Kryp­to­spen­den für Non-Pro­fits”.

PHI­NEO: Was fas­zi­niert euch so an Kryptowährungen?

Lau­rin Krä­mer: Kryp­to­wäh­run­gen kön­nen finan­zi­el­le Wer­te direkt und über Län­der­gren­zen hin­weg ohne Zwi­schen­in­stan­zen über­tra­gen. Dank der Block­chain-Tech­no­lo­gie, dem tech­no­lo­gi­schen Fun­da­ment der Kryp­to­wäh­run­gen, wer­den alle Trans­ak­ti­ons­da­ten dezen­tral auf einem welt­wei­ten Netz­werk von Rech­nern gespei­chert. Im Gegen­satz zu her­kömm­li­chen Zah­lungs­me­tho­den, deren Hin­ter­grund­pro­zes­se oft im Dun­keln lie­gen, ermög­licht die Block­chain eine nach­voll­zieh­ba­re Abwick­lung von Trans­ak­tio­nen. Daher ist es vor allem die Tech­no­lo­gie, die mich fas­zi­niert, da sie einen Grad an Ver­trau­ens­wür­dig­keit und Sicher­heit bie­tet, der bis­her uner­reicht ist.

Jonas Gan­ten­bein: Mei­ne Begeis­te­rung speist sich pri­mär aus der Tech­no­lo­gie hin­ter den Kryp­to­wäh­run­gen, der Block­chain. Wenn wir über digi­ta­le Ver­mö­gens­wer­te als Wäh­rung spre­chen, scheint es der­zeit nur eine zu geben, die die­sen Namen ver­dient: Bit­co­in. Die Limi­tie­rung von Bit­co­in macht es zum här­tes­ten Zah­lungs­mit­tel welt­weit – noch här­ter als Gold. Es kann als legi­ti­mes Zah­lungs­mit­tel zwi­schen unter­schied­li­chen Enti­tä­ten ein­ge­setzt wer­den und ermög­licht eine Neu­den­kung des Geld­we­sens auf demo­kra­ti­sche Art und Wei­se.
Doch es gibt auch eine Kehr­sei­te: Die hohe Vola­ti­li­tät von Bit­co­in gegen­über dem Euro macht es vie­le der­zeit noch schwie­rig, den Coin als Zah­lungs­mit­tel ein­zu­set­zen.
Bit­co­in ist dar­über hin­aus ver­ant­wort­lich für eine der größ­ten Ver­mö­gens­un­gleich­hei­ten der Geschich­te. Früh­ein­stei­ger sind zu Mil­li­ar­dä­ren gewor­den, wäh­rend es für Neu­lin­ge nahe­zu unmög­lich ist, signi­fi­kan­te Men­gen an Bit­co­in zu erwer­ben. Die­se Ungleich­heit wird sich vor­aus­sicht­lich wei­ter­hin verschärfen.

Jonas Gan­ten­bein, Bank Frick

Kryp­tos wer­den sich wei­ter eta­blie­ren. Wer die­sen Wan­del nicht mit­macht, läuft Gefahr, Ver­mö­gen zu verlieren.”

PHI­NEO: Wenn zen­tra­li­sier­te Insti­tu­tio­nen über­gan­gen wer­den kön­nen, wie seht ihr als Bank Frick dann eure Rol­le im Kryptomarkt?

Jonas Gan­ten­bein: Die Idee von Sato­shi Naka­mo­to, dem Urva­ter von Bit­co­in, bestand dar­in, die Inter­me­diä­re aus­zu­schal­ten. In der Rea­li­tät ist es aber doch etwas anders: Gera­de beim Hand­ling braucht es ein­fach eine gewis­se Aus­bil­dung und Erfah­rung: Wie ver­wah­re ich Pri­va­te Keys? – Hier bie­tet sich eine Chan­ce für Bank Frick: Wir kön­nen die Brü­cke sein, die die Welt der Kryp­to­wäh­run­gen mit tra­di­tio­nel­len Insti­tu­tio­nen ver­bin­det, die viel­leicht nicht die tech­ni­sche Ver­siert­heit besit­zen. Dies kann das Bank­ge­schäft tief­grei­fend trans­for­mie­ren, indem wir uns als essen­zi­el­le Ver­mitt­ler in einem zuneh­mend digi­ta­li­sier­ten Finanz­markt positionieren.

Lau­rin Krä­mer: Betrach­tet man die Geschich­te von Bit­co­in, so stößt man auf zahl­rei­che Fäl­le, in denen Pri­vat­per­so­nen ihre pri­va­ten Schlüs­sel und somit den Zugriff auf ihre Bit­co­in ver­lo­ren haben. Das unter­streicht die Not­wen­dig­keit von siche­ren Ver­wah­rungs­mög­lich­kei­ten. Eine regu­lier­te Bank, die sich zudem mit der Tech­no­lo­gie aus­kennt, könn­te hier eine opti­ma­le Lösung bieten.

Jonas Gan­ten­bein: Ich kann mir auch gut vor­stel­len, dass vie­le ihre Kryp­to­wäh­run­gen gar nicht selbst hal­ten wol­len. Denn wenn das Kryp­to-Ver­mö­gen bei einer Bank liegt, sind die Ver­mö­gen Teil des Einlegerschutzes.

Lau­rin Krä­mer, Bank Frick

Kryp­to­wäh­run­gen kön­nen das Spen­den wie­der cool machen.”

PHI­NEO: Wel­che Chan­cen seht ihr für gemein­nüt­zi­ge Organisationen?

Lau­rin Krä­mer: Die Spen­den­kul­tur steht vor einem signi­fi­kan­ten Wan­del, beson­ders da ein beacht­li­cher Anteil der jün­ge­ren Gene­ra­ti­on bereits in Kryp­to­wäh­run­gen inves­tiert. Es ist daher für gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen von grund­le­gen­der Bedeu­tung, Kryp­to­wäh­run­gen zu akzep­tie­ren, um ihre lang­fris­ti­ge Exis­tenz und finan­zi­el­le Sta­bi­li­tät sicher­zu­stel­len. Kryp­to­wäh­run­gen kön­nen das Spen­den wie­der cool machen.

Jonas Gan­ten­bein: Die Block­chain-Welt und Kryp­to­wäh­run­gen haben Unmen­gen an Ver­mö­gen qua­si aus dem Nichts geschaf­fen. Die­ses neue Ver­mö­gen kann – und soll­te – auch von gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­tio­nen abge­grif­fen wer­den, um finan­zi­ell sta­bil auf­ge­stellt zu sein. Das ist der kurz­fris­ti­ge Anreiz.
Der lang­fris­ti­ge Anreiz für Orga­ni­sa­tio­nen besteht dar­in, dass es sich Digi­ta­le Ver­mö­gens­wer­te immer mehr eta­blie­ren wer­den und somit immer mehr Zuspruch in der Gesell­schaft fin­den. Eine gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on, die die­sen Wan­del nicht mit­macht, läuft Gefahr, Spen­den­ver­mö­gen zu verlieren.

Mythos Kryp­to


Bit­co­in und Co. sind für gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen vor allem inter­es­sant, wenn es um die Annah­me von Kryp­to­wäh­run­gen als Spen­de geht. Den­noch haben vie­le Non-Pro­fits noch immer Berüh­rungs­ängs­te. Wir haben uns die fünf gän­gigs­ten Vor­ur­tei­le genau­er angeschaut.

PHI­NEO: Bie­ten Kryp­to­wäh­run­gen bzw. die Block­chain-Tech­no­lo­gie über die Annah­me von Spen­den hin­aus wei­te­re Chan­cen für Gemeinnützige?

Jonas Gan­ten­bein: Ein Token – egal ob von einer Kryp­to­wäh­rung oder nicht – bie­tet die Mög­lich­keit, irgend­et­was mit Wert über digi­ta­le oder phy­si­sche Gren­zen hin­weg zu trans­por­tie­ren. Man kann also von Deutsch­land aus direkt in die Ukrai­ne Gel­der an Hilfs­wer­ke schi­cken, die dort dann ver­wer­tet wer­den und Hil­fe leis­ten kön­nen. Das geht nur, weil die Block­chain als Medi­um um Wer­te zu spei­chern die­se Trans­pa­renz und die Unver­än­der­lich­keit besitzt.
Die­ser Trans­pa­renz­cha­rak­ter ist für gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen umso wich­ti­ger, weil sie ja immer wie­der dar­un­ter lei­den, dass Gel­der ver­lo­ren­ge­hen: Zuwen­dun­gen wer­den abge­zweigt, Hilfs­leis­tun­gen errei­chen ihre Emp­fän­ger nicht. Mit der Block­chain kann von Anfang bis zum Ende nach­voll­zo­gen wer­den, was mit dem Geld pas­siert. Die­ses Fea­ture ist unglaub­lich mächtig.

PHI­NEO: Wie wird sich der Kryp­to­markt entwickeln?

Jonas Gan­ten­bein: Unbe­strit­ten ist, dass Digi­ta­le Assets eine neue Asset­klas­se dar­stel­len. Auf ein­mal trau­en sich sogar Pen­si­ons­kas­sen an das The­ma her­an. Auch Ban­ken fan­gen lang­sam an, sich ernst­haft damit zu befas­sen und grei­fen es auf.
Es wird aller­dings ist vie­ler­orts der Spe­­ku­la­­ti­ons-Use Case für Bit­co­in, die Mög­lich­keit zu kau­fen und zu ver­kau­fen, ins Zen­trum gestellt. Hier geht es vor­der­grün­dig nur um den Preis des Assets und jeder möch­te damit Gewin­ne erzie­len.
Dann gibt es aber auch den Infra­­struk­­tur-Use Case, wel­cher effek­tiv rea­le Pro­ble­me in der Welt lösen zu ver­mag. Die Block­chain stellt eine Infra­struk­tur nicht nur, aber auch für gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen dar, um effi­zi­en­ter, siche­rer und trans­pa­ren­ter zu wer­den. Wenn man die­se Tech­no­lo­gie rich­tig ein­setzt, hat sie extrem gro­ßes dis­rup­ti­ves Poten­zi­al. Noch steckt sie in den Kin­der­schu­hen, aber das wird sich bald rasant ändern.

Unse­re Projektpartnerin

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Theo Starck

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