Mehr Transparenz über erzielte Wirkungen
Das Thema Transparenz wird im gemeinnützigen Bereich immer wichtiger. Leider konzentriert sich die Debatte bislang vor allem darauf, dass gemeinnützige Organisationen Finanzdaten und Gremienstrukturen offenlegen sollen: Woher bezieht eine Organisation ihre Mittel, wie verwendet sie diese und wer verantwortet all das?
So wichtig diese eher formalen Aspekte auch sind – für sich genommen sind sie wenig aussagekräftig, um die Arbeit einer gemeinnützigen Organisation einzuschätzen. Die Höhe der Verwaltungskosten etwa sagt nichts darüber aus, was die Organisation mit ihren Projekten bewirkt. Vielmehr sollte die gesellschaftliche und soziale Wirkung, die eine Organisation erzielt, das zentrale Bewertungskriterium sein!
Aus diesem Grunde muss man Transparenz unserer Meinung nach viel weiter denken und um eine inhaltlich-qualitative Ebene erweitern – die sogenannte Wirkungstransparenz.
Wirkungstransparenz heißt, dass sich neben nackten Zahlen auch Informationen darüber finden, welche Aktivitäten und Projekte die Organisation umsetzt und was sie mit diesen bewirkt.
- Welche langfristige Vision verfolgt die Organisation?
- Welche Strategie steht hinter ihren Aktivitäten?
- Welche Veränderungen wurden bei den Zielgruppen erreicht und wie wurden diese festgestellt?
Wirkungstransparenz bringt Vorteile
Wirkungstransparenz nutzt allen Beteiligten:
- Die Öffentlichkeit kann besser nachvollziehen, wie ihre Steuergelder verwendet werden oder warum eine gemeinnützige Organisation Steuervorteile genießt.
- Gemeinnützige Organisationen gewinnen, weil eine transparente Arbeitsweise Vertrauen erzeugt – bei Geldgebern, potenziellen Sponsorinnen sowie der Zielgruppe.
Gleichzeitig profitiert die Organisation aber auch nach innen. Denn weil sie sich mit den eigenen Zielen und erbrachten Leistungen auseinandersetzt, steigert sie unmittelbar die Qualität der eigenen Arbeit!
Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wofür sie sich einsetzen, welches langfristige Ziel sie anstreben und was sie mit ihrem Engagement eigentlich bewirken, steigert das nicht nur deren Identifikation, sondern führt auch zu einer höheren Effektivität. Das wiederum führt dazu, dass die Leitungsebene die Organisation deutlich zielgerichteter steuern kann.
Quasi nebenbei profitiert die Organisation, weil ein transparentes Projektmanagement auch Fehlentwicklungen aufdeckt und ein zeitnahes Umsteuern ermöglicht.
Hinzu kommt: Die transparente Darstellung der eigenen Wirkung befeuert auch den Austausch mit anderen Organisationen, trägt zu einer Lernkultur und damit zu einer qualitativen Weiterentwicklung bei.
Über den Tellerrand der Organisation geblickt, könnte das mittel- bis langfristig zu einer besseren Wettbewerbsfähigkeit des dritten Sektors gegenüber kommerziellen Anbietern führen. Könnte.
Warum hat sich Wirkungstransparenz bislang nicht durchgesetzt?
Das liegt einerseits an den fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen.
Der Staat macht kaum Vorgaben, und wenn doch, konzentrieren diese sich auf die Rechnungslegung. Wirkungen und Wirkungsbelege erfragt er nicht. Erschwerend hinzu kommt, dass selbst die verpflichtenden Informationen häufig für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
Angesichts der Größe des gesamten dritten Sektors – wir reden von 90 Milliarden Euro Umsatz jährlich – finden wir diesen Zustand unhaltbar, weshalb sich PHINEO für ein öffentliches Register stark macht (hierzu das Interview unseres Vorstands Andreas Rickert mit Spiegel Online).
Auch die zahlreichen Selbstverpflichtungen des Sektors konzentrieren sich überwiegend auf Finanzkennzahlen; überdies beinhalten sie kaum Sanktionsmechanismen.
Hinzu kommt, dass manche Organisationen zu viel Offenheit scheuen, aus Sorge, womöglich weniger Zuwendungen oder schlechte Presse zu erhalten.
Ebenso schwer wiegt, dass es vielen Organisationen an Ressourcen und Kompetenzen fehlt, sowohl was die Erhebung von Wirkungs-Daten als auch deren transparente Kommunikation betrifft.
Dabei ist eine wirkungstransparente Berichterstattung keineswegs mit viel Aufwand oder Zeit verbunden.
Standard-Daten, die sich auf Ihrer Website finden sollten
Die grundlegenden Angaben müssen beantworten, wer Sie sind und was Sie wollen.
Unverzichtbare Standards sind dabei:
- Name, Anschrift, Gründungsjahr, wichtige Ansprechpartnerinnen und ‑partner mit Namen und Kontaktdaten
- korrektes Impressum (einen kostenfreien Generator finden Sie hier)
- Satzung (als PDF oder besser noch als Text auf der Website)
- Angaben zur Gemeinnützigkeit (z.B. per Freistellungsbescheid)
- Organisationsziele samt Vision oder Mission
Wer macht was wann wo?
Wer ist wofür ExpertIn und wie setzt sich das Team zusammen?
- Organigramm mit Aufgabenverteilung & Verantwortlichkeiten
- Leitungs- und Aufsichtsstrukturen samt Funktionen
- Übersicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitenden, vor allem im Hinblick auf die Anzahl und Zusammensetzung von Haupt- und Ehrenamtlichen, Honorarkräften etc.
- Verbindungen zu anderen Organisationen (Mitgliedschaften, Beteiligungen, feste Kooperationen, z.B. über eine Linkliste)
Woher bekommen Sie Ihr Geld und wofür geben Sie es aus?
Vor allem Geldgeberinnen und Geldgeber wollen wissen, wofür Mittel verwendet werden.
Unbedingt notwendig ist es also, die Einnahmequellen und Verwendungszwecke leicht nachvollziehbar aufzulisten – etwa in einem Jahresabschluss bzw. einer Einnahmen-Überschuss-Rechnung (abhängig von Größe und Komplexität der Organisation).
Sinnvoll ist auch, wenn Sie einen Vergleich ermöglichen, indem Sie bspw. Jahresabschlüsse aus Vorjahren anbieten.
Wie wirken Sie?
Neben den formalen Aspekten ist es wichtig, dass Sie auch die von Ihnen erzielten Wirkungen transparent machen.
„Wirkungen” sind Veränderungen, die Sie unmittelbar bei Ihren Zielgruppen, in deren Lebensumfeld oder der Gesellschaft insgesamt erreichen. Wenn etwa Ihre Zielgruppe neues Wissen erwirbt, Handlungsweisen verändert oder sozial aufsteigt, ist dies eine unmittelbar durch Ihre Arbeit erzielte Wirkung. (Mehr dazu, was gesellschaftliche Wirkung ist und wie man sie feststellt, lesen Sie hier: „Was ist soziale Wirkung? …”)
Auch wenn die Entwicklung einer sogenannten Wirkungslogik anfangs durchaus komplex ist, helfen Ihnen folgende Fragen, Ihre Wirkungen in jährlichen Tätigkeitsberichten in Worte zu fassen:
- Was möchten Sie erreichen?
- Welche Aktivitäten führt die Organisation durch und warum?
- Welche Wirkungen erzielen Sie in Folge Ihrer Leistungen? (Wen haben Sie erreicht und was konnten Sie verändern?)
- Woher wissen Sie, wie Sie wirken? (Welche Erhebungsmethoden nutzen Sie?)
Über Wirkungen zu berichten, heißt z.B. Zitate oder Feedbacks erreichter Zielgruppen zu sammeln und auf der Website zu veröffentlichen. Wichtig ist vor allem, dass die Wirkungsbelege aktuell sind.
Für gemeinnützige Organisationen gibt es mit dem Social Reporting Standard (SRS) einen Berichtstandard, der es ihnen erleichtert, über ihr Wirken zu berichten. Der SRS eignet sich auch als Jahresbericht. Mehr zum Social Reporting Standard lesen Sie hier …
Übrigens, wie wirkungsorientiert Sie bereits arbeiten, können Sie mithilfe des Wirkometers ermitteln …
Transparenz ist ein nie endender Prozess
Der letzte Aspekt verdeutlicht, dass Wirkungstransparenz kein fertiger Zustand ist, sondern einen kontinuierlichen Prozess erfordert. Die Mühe lohnt sich, denn von transparentem Arbeiten profitieren vor allem Organisationen selbst:
- Nach außen wirkt sie vertrauensbildend, weil sich Mittelgebende und Öffentlichkeit ausreichend informiert fühlen.
- Die öffentliche Darstellung der Ziele, Maßnahmen, Erfolge und Persönlichkeiten ermöglicht erst, dass sich auch die relevanten Zielgruppen angesprochen fühlen, die Sie als Organisation erreichen möchten.
- Daneben profitiert die Organisation, weil transparentes Arbeiten auch Fehlentwicklungen aufdeckt. Transparenz begünstigt eine wirkungsorientierte und qualitativ hochwertige Arbeit.
In einer kombinierten Berichterstattung, die die formale und inhaltliche Ebene miteinander verknüpft, wird sowohl die Leistungsfähigkeit Ihrer Organisation als auch das Wirkungspotenzial Ihrer Projekte sichtbar.