Mit dem Privileg kommt die Verantwortung
Berlin, eine Stadt voller Geschichte, voller Wandel – und voller Verantwortung. Benedikt Assies weiß das nur zu gut. In einem Familienunternehmen groß geworden, engagiert er sich heute für soziale und kulturelle Projekte. In unserem Gespräch spricht er darüber, warum gesellschaftliches Engagement für ihn kein „Nice-to-have“, sondern eine Selbstverständlichkeit ist.
Hi Benedikt. Du bist neuer Gesellschafter bei PHINEO. Stell dich bitte kurz vor.
Hi, ich bin Benedikt Assies. Ich komme aus Berlin und bin in einem Familienunternehmen groß geworden. Heute leite ich den Bereich New Business in unserem Family-Office – darunter fällt alles, was nicht unser klassisches Kerngeschäft betrifft.
Was macht ihr genau?
Unser Ursprung liegt in der Außenwerbung. Mittlerweile machen wir aber viel im Bereich Venture-Capital. Wir haben auch ein eigenes Venture Studio und sind breit aufgestellt. Wir investieren in verschiedene Projekte. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch um kulturelle und soziale Themen. Wir unterstützen Projekte mit positivem Einfluss, vor allem in Berlin und Umgebung.
Warum ist euch das wichtig?
Ich finde es wichtig, neue Ideen zu fördern, die etwas Gutes bewirken. Das macht ja auch PHINEO, und das passt perfekt zu meinen eigenen Überzeugungen. Ich habe Andreas Rickert kennengelernt, weil ich Mitglied in verschiedenen NextGen-Netzwerken bin. Wir haben uns sehr gut verstanden, teilen die gleichen Ansichten. Wenig später kam er auf mich zu und fragte, ob ich Lust hätte als Gesellschafter für PHINEO zu fungieren. Sie hätten gern eine junge Stimme im Kreis – jemanden, der eine andere Perspektive mitbringt. Und so ist das entstanden. Außerdem beschäftigt sich PHINEO mit den gleichen gesellschaftliche Themen. Da sehe ich die Möglichkeit, als Katalysator zu fungieren.
Welche Themen sind das?
Zum Beispiel, dass Kapital und Kompetenz gezielt für soziale Wirkung eingesetzt werden sollten. Aber auch, der aktuellen Zeit geschuldet, dass wir demokratische Werte schützen. Ich habe das Gefühl, dass vieles, was ich gelernt habe und als richtig oder falsch sehe, heute infrage gestellt wird. Das bewegt mich sehr. Ich möchte mich engagieren, um mehr Klarheit zu schaffen. Es geht nicht nur um Sicherheit – das ist ein großes Wort –, sondern um Verlässlichkeit. Ich wünsche mir, dass es wieder feste Bezugspunkte gibt, auf die man sich verlassen kann.

„Wir sind in ein gewisses Privileg hineingeboren, und das bringt automatisch Verantwortung mit sich. Es reicht nicht, dieses Privileg einfach nur zu genießen – wir müssen es auch sinnvoll nutzen und etwas daraus machen.“
Benedikt Assies
Bist du deshalb ein Philanthrop?
Im Endeffekt hat das ja viel damit zu tun, dass man einen Wertekanon vertritt. Und da sehe ich mich auf jeden Fall. Ich stehe für das, was ich so fühle und sehe, ein. Aber Philanthrop ist ein riesiges Wort. Ich bin einfach gerne engagiert und habe Möglichkeiten, die ich unbedingt nutzen möchte.
Trotzdem gehst du ja strategisch bei deinem Engagement vor. Hast du drei Tipps?
Erstens: Man muss sich nur umsehen, denn es gibt so viele wertvolle Projekte, die Unterstützung verdienen. Eigentlich muss man sich nur fragen: Wofür interessiere ich mich? Zweitens: Augen offenhalten bei den Organisationen, die man unterstützt. Nicht nur blind vertrauen, sondern – was ja auch stark mit der Mission von PHINEO einhergeht – genau hinschauen, was wirklich dahintersteckt und wie sie arbeiten. Denn gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Es geht auch um Umsetzungsfähigkeit. Und drittens: Seine eigenen Werte nicht verkaufen. So plakativ es klingen mag, aber wenn du ein Projekt gefunden hast, das du unterstützen möchtest, lass dich nicht abbringen. Irgendwer findet immer irgendwas, aber wenn du überzeugt bist, dass deine Unterstützung sinnvoll ist, dann los.
Ist das für dich persönlich die Definition von gesellschaftlicher Verantwortung?
Ja. Das Thema ist ganz wichtig, auch im unternehmerischen Kontext. Ich bin der Meinung, dass Unternehmertum eine gesellschaftliche Verantwortung trägt, vor allem in der aktuellen Zeit, die geprägt ist von gefühlter Hilflosigkeit. Wir müssen uns zu den relevanten Themen äußern und wir müssen uns engagieren. Als Privatperson, aber auch als Unternehmen. Ich bin in Berlin groß geworden, ich liebe die Stadt von ganzem Herzen. Und allein hier sind so viele unterstützenswerte Dinge, dass man eigentlich gar nicht darum herumkommt, sich zu engagieren. Und wenn man die Möglichkeit hat – und das ist ganz, ganz wichtig –, sollte man die auch nutzen. Daher finde ich nicht, dass man das als „Nice-to-have“ sehen sollte, sondern, dass es ein großer Teil von Corporate Social Responsibility ist. Für mich ergibt sich Engagement einfach aus meinem Umfeld und den Werten, mit denen ich aufgewachsen bin.
Sieht sich die neue Generation also ganz natürlich stärker in der Verantwortung, wenn wir über Engagement sprechen?
Ich denke, die Werte und Themen, mit denen wir aufgewachsen sind, wurden von der vorherigen Generation hart erkämpft. Wir sind in eine Welt hineingeboren, in der vieles als selbstverständlich gilt – sei es Gleichberechtigung oder Inklusion. Das Engagement für solche Themen ist daher für uns oft ein natürlicher Reflex. Ich spiele seit Jahren American Football. Mein Verein besteht aus Menschen aller Kulturen und Länder. Hier habe ich erfahren, dass Diversität und Integration ganz normal sind. Im Gegensatz zu früheren Generationen mussten wir das nicht erst akzeptieren oder erlernen. Wir mussten aber auch kein Business von Null an aufbauen. Wir sind in ein gewisses Privileg hineingeboren, und das bringt automatisch Verantwortung mit sich. Es reicht nicht, dieses Privileg einfach nur zu genießen – wir müssen es auch sinnvoll nutzen und etwas daraus machen. Ich bemerke aber auch, dass die Generationen vor uns einen großen Wandel durchmachen. Angesichts der aktuellen politischen Lage entscheiden sich immer mehr Menschen bewusst dazu, aktiv zu werden, anstatt nur zuzuschauen. Die Entwicklung zeigt, dass gesellschaftliches Engagement keine Frage des Alters ist, sondern eine gemeinsame Bewegung sein kann.
Gibt es Hürden, die euch trotzdem daran hindern, euch so zu engagieren, wie ihr es wollt? Als Generation generell oder als Unternehmerkinder?
Ich denke, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – in allen Bereichen. Auch wenn das Sprichwort „Kleinvieh macht auch Mist“ vielleicht ein bisschen harsch klingt, jedes kleine bisschen hilft. Keine*r muss die Welt allein verändern, aber jede und jeder kann einen Beitrag leisten – unabhängig davon, ob man Unternehmer*in ist oder nicht. Ehrenamtliches Engagement beginnt oft im Kleinen, etwa beim Kassendienst während eines Vereinsspiels. Doch auch solche scheinbar kleinen Beiträge haben eine große Wirkung im direkten Umfeld.
Vielen Dank für das Gespräch!
Wenn Sie Fragen haben:
