Green­for­ma­ti­on-Kolum­ne mit Andre­as Rickert

Ampel-Aus gefähr­det Klimaprojekte

Was haben Chris­ti­an Lind­ner, Olaf Scholz und Kli­ma­schutz­pro­jek­te gemein­sam? Nichts und den­noch hän­gen sie mit­ein­an­der zusam­men. Die einen haben zuletzt nur mit Strei­te­rei­en Schlag­zei­len gemacht, wäh­rend die ande­ren erfolg­reich wie geräusch­los ihren Job erle­digt haben. Die einen wol­len trotz­dem als Regie­ren­de wei­ter­ma­chen, wäh­rend das Ampel-Aus für die ande­ren eine exis­ten­zi­el­le Bedro­hung darstellt. 

Vor ein paar Tagen schil­der­te eine Kli­ma­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on sehr ein­drück­lich, dass die vor­läu­fi­ge Haus­halts­füh­rung dazu führt, dass zuge­sag­te För­der­mit­tel bes­ten­falls erst Mit­te nächs­ten Jah­res aus­ge­zahlt wer­den. Man­gels Rück­la­gen und gleich­blei­ben­der Kos­ten für Mie­te, Gehalt und Co sind wich­ti­ge Pro­jek­te akut in ihrer Exis­tenz gefährdet. 

Das gilt für Kli­ma­schutz­in­itia­ti­ven und Ener­gie­wen­de-Pro­jek­te im Feld der sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on genau­so wie für die Schuld­ner­be­ra­tung, das ört­li­che Demo­kra­tie­pro­jekt oder die Hil­fe bei sexua­li­sier­ter Gewalt. Wenn die­se Pro­jek­te nicht wei­ter­ge­führt wer­den, gefähr­det das nicht nur die Kli­ma­zie­le, son­dern auch den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt in Krisenzeiten.

Doch es gibt Lösun­gen. Unter­neh­men, Stif­tun­gen oder Phil­an­thro­pen kön­nen den in Not gera­te­nen Orga­ni­sa­tio­nen Dar­le­hen oder Über­gangs­fi­nan­zie­run­gen gewäh­ren und die Zeit über­brü­cken, bis das Geld aus dem Bun­des­haus­halt wie­der fließt. Das Geld kann dann sogar zurück­ge­zahlt wer­den, das Aus­fall­ri­si­ko ist gering. Zusätz­lich braucht es drin­gend eine Moder­ni­sie­rung der staat­li­chen För­der­pra­xis. So fragt sich mitt­ler­wei­le man­che Orga­ni­sa­ti­on, ob sich eine staat­li­che För­de­rung rech­net, weil der büro­kra­ti­sche Auf­wand so hoch ist und weil sie nicht weiß, woher die gefor­der­ten Eigen­mit­tel kom­men sollen. 

Bes­se­re Rah­men­be­din­gun­gen für die Zivil­ge­sell­schaft müs­sen bei einer neu­en Regie­rung oben auf der Agen­da ste­hen. Das för­dert auch das Miteinander.

Die­ser Text ist in der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen Zei­tung am 13. Dezem­ber erschienen.


Grü­ner Etikettenschwindel

Es sind hit­zi­ge Zei­ten für Euro­pas Ener­gie­po­li­tik. Der Euro­päi­sche Gerichts­hof (EuGH) muss sich aktu­ell der Fra­ge stel­len, ob Atom­kraft und Erd­gas nach­hal­tig sind. Strit­tig ist die EU-Taxo­no­mie – eine Art Güte­sie­gel für nach­hal­ti­ge Finanz­pro­duk­te –, die 2022 die­se Ener­gie­quel­len als grün“ klas­si­fi­zier­te. Öster­reich und Luxem­burg kla­gen gegen die­se Ent­schei­dung und wer­fen Brüs­sel Green­wa­shing“ vor, also dass etwas als kli­ma­freund­lich gekenn­zeich­net wird, obwohl es das gar nicht ist. 

Das EuGH-Urteil wird nicht nur recht­li­che Klar­heit schaf­fen, son­dern könn­te auch die Rich­tung der Inves­ti­ti­ons­strö­me maß­geb­lich beein­flus­sen. Falls Atom­kraft und Erd­gas als nach­hal­tig gel­ten, könn­ten Unter­neh­men För­der­gel­der erhal­ten, die eigent­lich für kli­ma­freund­li­che Pro­jek­te gedacht sind. Das wäre fatal! Wir soll­ten das Geld viel­mehr für eine kon­se­quen­te Abkehr von fos­si­len Ener­gien aus­ge­ben und um lang­fris­tig sta­bi­le Struk­tu­ren zu schaf­fen, die nach­hal­ti­ges Han­deln fördern.

Um die Ener­gie­wen­de vor­an­zu­trei­ben, soll­ten wir mehr in erneu­er­ba­re Ener­gien wie Wind- und Son­nen­en­er­gie inves­tie­ren und auch neue Tech­no­lo­gien nut­zen, um Strom zu spei­chern sowie effi­zi­en­ter zu ver­tei­len. Regio­nen, die stark von Atom­kraft oder fos­si­len Brenn­stof­fen abhän­gen, brau­chen Unter­stüt­zung, um neue, umwelt­freund­li­che Indus­trien auf­zu­bau­en. Etwa­ige Finanz­hil­fen soll­ten unmit­tel­bar an Kli­ma­schutz­vor­ga­ben gebun­den sein, damit wirk­lich nur nach­hal­ti­ge Pro­jek­te geför­dert werden.

Der Aus­gang des Ver­fah­rens vor dem EuGH wird uns zei­gen, wel­chen Kurs Euro­pa in Sachen Kli­ma­po­li­tik ein­schlägt. Doch unab­hän­gig vom Rich­ter­spruch bleibt eines klar: Wenn wir den Kli­ma­wan­del ernst­haft bekämp­fen wol­len, müs­sen wir end­lich auf­hö­ren, fos­si­le und nuklea­re Ener­gien schön­zu­re­den – und anfan­gen, in eine wirk­lich grü­ne Zukunft zu investieren!

Die­ser Text ist in der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen Zei­tung am 08. Okto­ber erschienen.


Kli­ma­schä­den begrenzen

Schlamm dringt in Häu­ser ein, Was­ser­mas­sen rei­ßen Autos mit sich. Jüngs­te Über­schwem­mun­gen in Öster­reich, Polen, Tsche­chi­en, der Slo­wa­kei, Ita­li­en und Japan machen deut­lich: Extrem­wet­ter­er­eig­nis­se sind Nor­ma­li­tät. Auch in Deutsch­land steigt der Wasserpegel.

Doch trotz der zuneh­men­den Bedro­hung durch den Kli­ma­wan­del feh­len, laut den Ver­ein­ten Natio­nen (UN) jähr­lich über 366 Mil­li­ar­den US-Dol­lar, um den Kli­ma­wan­del zu bekämp­fen und sei­ne Fol­gen abzu­mil­dern. Was ist jetzt zu tun?

Wir brau­chen erst­mal mehr Geld für Maß­nah­men, die uns vor Kli­ma­schä­den schüt­zen. Es geht dar­um, sich auf hef­ti­ge­re Stür­me, län­ge­re Dür­ren und star­ke Über­schwem­mun­gen vor­zu­be­rei­ten. Das kann zum Bei­spiel beinhal­ten, dass wir Dei­che bau­en, um uns vor Hoch­was­ser zu schüt­zen, oder dass wir robus­te­re Pflan­zen züch­ten, die auch bei extre­mer Hit­ze wach­sen. In Städ­ten könn­te das bedeu­ten, mehr Bäu­me zu pflan­zen, um die Luft zu küh­len, oder Regen­was­ser effi­zi­en­ter zu nut­zen. Aber woher soll das Geld kommen? 

Zum einen spie­len Regie­run­gen und Insti­tu­tio­nen, wie die UN oder die Welt­bank, eine wich­ti­ge Rol­le bei der Finan­zie­rung von Maß­nah­men zur Kli­ma­an­pas­sung. Sie könn­ten durch öffent­li­che För­de­rung selbst mehr Geld inves­tie­ren oder Anrei­ze schaf­fen, wie Sub­ven­tio­nen und Steu­er­vor­tei­le. So las­sen sich Inves­ti­tio­nen in Pro­jek­te för­dern, damit pri­va­te Geld­ge­ber die­se mit­fi­nan­zie­ren. Dafür müs­sen wir aber auf­zei­gen, wie sich Maß­nah­men zur Kli­ma­an­pas­sung lang­fris­tig loh­nen. Um dies zu errei­chen, brau­chen wir vor allem ein­heit­li­che Metho­den, um fest­zu­stel­len, wel­che die­ser Maß­nah­men erfolg­reich sind. Das lenkt wei­te­res Geld in sinn­vol­le Pro­jek­te, stärkt das Ver­trau­en aller Betei­lig­ten und ani­miert pri­va­te Geldgeber*innen noch stär­ker in Initia­ti­ven zu inves­tie­ren, die uns hel­fen, bes­ser mit den Fol­gen des Kli­ma­wan­dels umzugehen.

Zu guter Letzt braucht es eine stär­ke­re Zusam­men­ar­beit zwi­schen Regie­run­gen, Unter­neh­men und der Zivil­ge­sell­schaft, damit Wis­sen und erfolg­rei­che Ansät­ze welt­weit geteilt und umge­setzt wer­den können.

Die­ser Text ist in der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen Zei­tung am 27. Sep­tem­ber erschienen.


Platz eins für die Nachhaltigkeit

End­lich wie­der Bun­des­li­ga! Doch nicht nur auf dem Platz kommt Bewe­gung ins Spiel: Der Fuß­ball kann eine Schlüs­sel­rol­le in der sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on einnehmen. 

Die meis­ten Fuß­ball­klubs der ers­ten und eini­ge der zwei­ten Liga gel­ten als gro­ße Unter­neh­men. Sie fal­len dem­nach unter die Cor­po­ra­te Sus­taina­bi­li­ty Report­ing Direc­ti­ve (CSRD) der Euro­päi­schen Uni­on. Seit die­sem Jahr müs­sen sie anhand der Kri­te­ri­en Umwelt, Sozia­les und Unter­neh­mens­füh­rung berich­ten, wie nach­hal­tig sie sind. Kon­kret geht es dar­um, wie res­sour­cen­scho­nend Fans und Mann­schaft zu den Spie­len anrei­sen, wie sich Müll an Spiel­ta­gen ver­mei­den lässt, wie divers die Klub­füh­rung auf­ge­stellt ist oder auch wie fair Mer­chan­di­sing-Pro­duk­te pro­du­ziert werden. 

Ver­ei­ne soll­ten sich aber nicht nur auf die Reduk­ti­on nega­ti­ver Ein­flüs­se kon­zen­trie­ren, son­dern ihren Ein­fluss nut­zen, um posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen zu bewir­ken. Durch Umwelt­pro­gram­me, sozia­le Pro­jek­te und trans­pa­ren­te Kom­mu­ni­ka­ti­on kön­nen sie eine nach­hal­ti­ge­re Welt fördern.

Wie auf dem Platz las­sen sich die Ergeb­nis­se der Klubs unter­ein­an­der ver­glei­chen. Im Sin­ne des Sports­geists soll­te das allein Ansporn sein, bes­ser zu wer­den. Dar­über hin­aus rech­net sich eine gute Plat­zie­rung, denn nach­hal­ti­ge Ver­ei­ne sind für Fans und Spon­so­ren glei­cher­ma­ßen attraktiv.

Es liegt an den Klubs, ob sie die Anfor­de­rung als läs­ti­ge Pflicht betrach­ten oder als Chan­ce, sich Wett­be­werbs­vor­tei­le zu sichern. Das viel­leicht größ­te Poten­zi­al der Ver­ei­ne liegt aber in ihrem posi­ti­ven Impact. Dank ihrer enor­men Strahl­kraft haben sie die Mög­lich­keit, hun­dert­tau­sen­de Fans für nach­hal­ti­ges Han­deln zu sen­si­bi­li­sie­ren und ein Bewusst­sein für Nach­hal­tig­keit zu schaffen. 

Wie die Klubs im Spiel­be­trieb abschnei­den, wer­den wir am Ende der Sai­son sehen. Wie sich mein Lieb­lings­ver­ein in punc­to Nach­hal­tig­keit schlägt – das ist die span­nen­de­re Frage. 

Die­ser Text ist in der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen Zei­tung am 23. August 2024 erschienen.


Kli­ma­schutz ren­tiert sich

Stark­re­gen und extre­me Wet­ter­ereig­nis­se, wie aktu­ell in Süd­deutsch­land, wer­den durch die Kli­ma­kri­se nicht nur häu­fi­ger, son­dern auch inten­si­ver. Das soll­te nie­man­den mehr über­ra­schen. Für die direkt betrof­fe­nen Men­schen ist es gleich­wohl eine Kata­stro­phe. Die Zer­stö­run­gen, die sol­che Ereig­nis­se mit sich brin­gen, kos­ten die gesam­te Gesell­schaft: Schä­den müs­sen besei­tigt, Exis­ten­zen wie­der auf­ge­baut und Ver­lus­te aus­ge­gli­chen werden.

Es ist zwei­fel­los rich­tig, dass wir uns an die­ses neue Nor­mal anpas­sen müs­sen. Anpas­sung bedeu­tet jedoch nicht nur, dass wir auf die Fol­gen der Kli­ma­kri­se reagie­ren. Viel­mehr müs­sen wir unse­re Lebens- und Wirt­schafts­wei­se grund­le­gend ändern, um die Kri­se selbst abzu­mil­dern. Dabei arbei­ten wir gegen die Zeit. Wie also kön­nen wir die sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on beschleunigen?

Einen bedeu­ten­den Hebel bie­tet der Finanz­markt; Kapi­tal soll­te künf­tig mehr­fach nach­hal­tig ange­legt wer­den. Mehr­fach nach­hal­tig heißt: Inves­ti­tio­nen sind dann von Wert, wenn sie neben der wirt­schaft­li­chen auch eine mess­ba­re gesell­schaft­li­che und öko­lo­gi­sche Ren­di­te erzie­len. Die­se Idee ist kei­nes­wegs Spin­ne­rei. Sie ist mög­lich und wird bereits im soge­nann­ten Impact Inves­t­ing prak­ti­ziert. In Deutsch­land ist Impact Inves­t­ing wei­ter­hin ein Nischen­the­ma, was auch dar­an liegt, dass sich die Poli­tik mit dem The­ma schwer­tut. Indem sie Inves­ti­tio­nen in Unter­neh­mens-Anlei­hen wie Green oder Social Bonds, die bei­spiels­wei­se in nach­hal­ti­ge Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se inves­tie­ren, steu­er­lich begüns­tigt, könn­te sie viel bewe­gen. Auch mehr geziel­te För­der­pro­gram­me für sol­che Start­ups, die qua Geschäfts­mo­dell ein sozia­les Pro­blem lösen wol­len, wären sinn­voll. Könn­te. Wären.

Wir sehen, dass pro­fi­ta­bles Inves­tie­ren und Wirt­schaf­ten inner­halb der pla­ne­ta­ren Gren­zen kei­ne Wunsch­vor­stel­lung blei­ben muss. Vor­aus­ge­setzt, man han­delt ent­spre­chend kon­se­quent und mit Weitblick. 

Die­ser Text ist in der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen Zei­tung am 07. Juni 2024 erschienen.


Idee für 9 Mil­li­ar­den Euro

Aus unzäh­li­gen Gesprä­chen mit Grün­de­rin­nen und Grün­dern von Social Busi­nesses weiß ich: In Deutsch­land herrscht kein Man­gel an guten Ideen für unse­re Gesell­schaft. Wor­an es man­gelt, ist eine aus­rei­chen­de Finan­zie­rung, um die­se Ansät­ze groß zu machen.

Immer wie­der fal­len Unter­neh­men mit gesell­schaft­li­chem Mehr­wert durchs Ras­ter: Man­che, weil sie nicht am Kapi­tal­markt agie­ren, ande­re, weil sie gemein­nüt­zig sind – oder in den gro­ßen Finan­zie­rungs­run­den schlicht­weg unbe­rück­sich­tigt blei­ben. Dabei fin­den wir genau hier die vie­len tau­send Ideen, die es braucht, um die sozi­al-öko­gi­sche Trans­for­ma­ti­on unse­rer Wirt­schaft vor­an­zu­trei­ben. Höchs­te Zeit also, sozi­al­un­ter­neh­me­ri­sche Ansät­ze ernst zu neh­men und ihnen die Unter­stüt­zung zukom­men zulas­sen, die ihnen zusteht.

Es gibt eine Lösung, die weder Bud­gets in Minis­te­ri­en kürzt noch Steu­er­zah­ler belas­tet: nach­rich­ten­lo­se Assets. Dar­un­ter ver­steht man Ver­mö­gens­wer­te wie Kon­ten, bei denen der Kon­takt zum Eigen­tü­mer ver­lo­ren ging – etwa, weil die­ser ver­stor­ben ist und Erben nicht auf­find­bar sind. Das Kapi­tal die­ser Assets beträgt Schät­zun­gen zufol­ge bis zu neun Mil­li­ar­den Euro.

Es ist unver­ständ­lich, dass Deutsch­land als ein­zi­ges unter den G7 Län­dern kei­ne Rege­lung hat, um die­ses Geld in die Gesell­schaft zurück­zu­füh­ren. Japan etwa finan­ziert damit Lösun­gen für eine altern­de Gesell­schaft. In Groß­bri­tan­ni­en fließt das Geld in den Big Socie­ty Capi­tal-Fonds, der inno­va­ti­ve Ansät­ze zur Lösung gesell­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen finan­ziert. Im Koali­ti­ons­ver­trag wur­de die Idee eines deut­schen Äqui­va­lents schon ver­an­kert. Seit­dem lässt die Umset­zung auf sich warten.

Ver­ges­se­ne Ver­mö­gen in gute Ideen inves­tie­ren; muss das nicht brei­te Zustim­mung in der Ampel­re­gie­rung fin­den? Es ist eine Chan­ce nicht nur für unse­re Regie­rung – son­dern für die­je­ni­gen, die sich mit unter­neh­me­ri­schen Ideen für die Gesell­schaft engagieren.

Die­ser Text ist in der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen Zei­tung am 3. Mai 2024 erschienen.


Pro­fit mit Verantwortung

Ken­nen Sie das Kon­zept Natu­re posi­ti­ve“? Des­sen Grund­idee ist, dass Unter­neh­men nicht nur dar­auf ach­ten, den von ihnen ver­ur­sach­ten Umwelt­scha­den zu mini­mie­ren. Son­dern dass sie aktiv (!) dazu bei­tra­gen, das Aus­maß an Bio­di­ver­si­tät spür­bar zu erhö­hen. Ich fin­de, das Kon­zept – maxi­mal posi­ti­ve Wir­kung erzie­len, anstatt weni­ger schlimm zu sein ­– soll­te auch auf ande­re gesell­schaft­li­che Pro­blem­la­gen über­tra­gen wer­den. Bei­spiels­wei­se reicht es nicht aus, wenn Unter­neh­men hier und da qua­li­ta­tiv höhe­re Stan­dards in Bil­lig­lohn­län­dern eta­blie­ren, weil regu­la­ti­ve Pflich­ten und ESG-Stan­dards es gebie­ten. Socie­ty Posi­ti­ve“ heißt, dass die Unter­neh­men über die gefor­der­ten Stan­dards hin­aus etwas tun. Dass sie posi­tiv in die Gesell­schaft hin­ein wir­ken. Unter­neh­men wie Pata­go­nia oder Edding gehen bei­spiel­haft vor­an. Sie inves­tie­ren in Bil­dungs­pro­jek­te und sozia­le Initia­ti­ven. Der Pro­fit ist nicht mehr Selbst­zweck, son­dern ein Mit­tel, um Gutes für die Gesell­schaft zu tun.

Wie­so ich an die Zukunft von Socie­ty Posi­ti­ve glau­be? Wir leben in einer Zeit, in der sich die öko­no­mi­schen und öko­lo­gi­schen Rah­men­be­din­gun­gen für Unter­neh­men fun­da­men­tal ändern. Res­sour­cen wer­den knap­per und der Gesetz­ge­ber wird Unter­neh­men zu öko­lo­gi­sche­rem Han­deln ver­pflich­ten. Auf sol­che Her­aus­for­de­run­gen gibt es zwei Arten zu reagie­ren: Man kann reak­tiv ledig­lich das Nötigs­te tun. Oder man stellt sich pro­ak­tiv der Ver­än­de­rung und geht als Pio­nier vor­an. Ähn­lich wie bei der Digi­ta­li­sie­rung, wer­den jene Unter­neh­men gewin­nen, die sich schnell auf die neu­en Rah­men­be­din­gun­gen ein­stel­len. Sie wer­den es ein­fa­cher haben, qua­li­fi­zier­te Mit­ar­bei­ten­de zu fin­den. Und sie wer­den sich leich­ter tun, neue gesetz­li­che Rah­men­be­din­gun­gen zu erfül­len. Sozia­le und öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit kann zu wirt­schaft­li­cher Nach­hal­tig­keit wer­den. Unter­neh­men, die die­se Erkennt­nis ver­in­ner­li­chen, wer­den als Gewin­ner vom Platz gehen!

Die­ser Text ist bei RND im März 2024 erschienen.


Unter­neh­men müs­sen mehr poli­ti­sche Ver­ant­wor­tung übernehmen

Wie poli­tisch kön­nen und müs­sen Unter­neh­men sein, inwie­weit sol­len sie den poli­ti­schen Dis­kurs mit­be­stim­men, ihre Stim­me erhe­ben? Dar­über habe ich in den letz­ten Wochen mit vie­len Unter­neh­men aus zahl­rei­chen Bran­chen gespro­chen. Anlass war die Cor­rec­tiv-Recher­che zu einem rech­ten Geheim­tref­fen in Pots­dam. Die Gesprä­che haben mir gezeigt, dass ich mit mei­ner Mei­nung nicht allein bin: Unter­neh­men müs­sen deut­lich mehr poli­ti­sche Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Das gilt umso mehr, weil in der heu­ti­gen Zeit auch ein Nicht­han­deln poli­tisch ist. Unter­neh­men kom­men also gar nicht um eine akti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit zen­tra­len Wer­ten her­um. Und das ist auch gut so. 

Ers­tens, weil der Rechts­ruck die Grund­la­gen unse­res Wohl­stands – Demo­kra­tie, eine offe­ne Gesell­schaft und einen leis­tungs­fä­hi­gen Staat – gefähr­det. Und zwei­tens wegen des Kli­ma­wan­dels, der die Ungleich­heit zwi­schen Staa­ten, Regio­nen, Kon­ti­nen­ten ver­schärft, und der Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen eben­so beein­flus­sen wird wie Migra­ti­ons­be­we­gun­gen. Die Grund­fes­ten unse­rer wirt­schaft­li­chen Sta­bi­li­tät gera­ten zuneh­mend ins Schlin­gern. Wirt­schaft und Unter­neh­men täten daher gut dar­an, sich neben betriebs­wirt­schaft­li­chen Auf­ga­ben auch poli­ti­schen Grund­satz­fra­gen zu wid­men. Deut­li­cher und lau­ter als bis­her, ent­schie­de­ner und mit kla­rer Haltung.

Dies nicht nur, weil die Kon­se­quen­zen, die die poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen der kom­men­den Jah­re mit sich brin­gen, Wirt­schaft und Gesell­schaft für lan­ge Zeit beein­flus­sen wer­den. Son­dern auch, weil – wie das Edel­man Trust Baro­me­ter 2024 zeigt – die Men­schen in Deutsch­land am ehes­ten Unter­neh­men ver­trau­en, dass Rich­ti­ge zu tun, um die Gesell­schaft inno­va­tiv vor­an­zu­brin­gen. Dar­aus ergibt sich ein Auf­trag, der mora­lisch wie öko­no­misch gebo­ten ist. Denn die Chan­cen, sich durch sozia­les und öko­lo­gi­sches Wirt­schaf­ten lang­fris­tig Wett­be­werbs­vor­tei­le zu sichern, sind immens – aber nur, wenn wir sie nutzen!

Die­ser Text ist bei RND am 16. Febru­ar 2024 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Version.


Erfolg braucht posi­ti­ve Zukunftsbilder 

Ich bin radi­ka­ler Opti­mist. Als sol­cher nei­ge ich dazu, mich weni­ger von der anhal­tend schlim­men Nach­rich­ten­la­ge lei­ten zu las­sen als viel­mehr durch Ideen, die dar­auf abzie­len, die Welt zu einer bes­se­ren zu machen. In einer Zeit, die der mul­ti­plen Gesell­schafts­kri­sen Unsi­cher­heit und Ängs­te aus­lö­sen, ist es umso wich­ti­ger, dass wir auf posi­ti­ve Zukünf­te hin­ar­bei­ten – in der Poli­tik, in der Wirt­schaft und im Privaten.

Vom ehe­ma­li­gen Bun­des­kanz­ler Hel­mut Schmidt stammt das Bon­mot, wer Visio­nen habe, sol­le zum Arzt gehen. Heu­te ist es das Feh­len von Visio­nen, das uns krank macht. Poli­tik, Wirt­schaft und Gesell­schaft suchen glei­cher­ma­ßen nach einem sinn­stif­ten­den und zukunfts­wei­sen­den Leit­bild. Nach einer zusam­men­hän­gen­den Erzäh­lung, die das Heu­te über­dau­ert und ein Mor­gen skiz­ziert, das nicht nur weni­ger schlimm, son­dern lebens­wert und fried­lich ist.

Die sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on, die vor uns liegt, erfor­dert visio­nä­res Den­ken en gros. Unter­neh­men etwa, die dau­er­haft erfolg­reich sein wol­len, müs­sen Visio­nen ent­wer­fen, die Strahl­kraft über Sei­te 3 im Geschäfts­be­richt hin­aus besit­zen. Weg von kurz­fris­ti­gen Gewin­nen, hin zu einer nach­weis­lich posi­ti­ven Wir­kung ihres Geschäfts­mo­dells auf Gesell­schaft und Umwelt. Wer öko­no­mi­schen Erfolg in Ein­klang mit sozia­ler Ver­ant­wor­tung und öko­lo­gi­scher Nach­hal­tig­keit bringt, wird zum Pionier.

Visio­nen sind der Antrieb für Fort­schritt, Motor für Ver­än­de­run­gen und Quel­le der Inspi­ra­ti­on. In der Gestal­tung der Zukunft liegt die eigent­li­che Macht. Es ist an der Zeit, Hel­mut Schmidts mar­kan­ten Spruch zu archi­vie­ren. Nicht der Visio­när muss in ärzt­li­che Behand­lung, son­dern der, der kei­ne Visio­nen hat.

Die­ser Text ist bei RND im Janu­ar 2024 erschienen.


1x im Monat schreibt Andre­as Rickert in der RND-Kolum­ne Green­for­ma­ti­on” über den nach­hal­ti­gen Umbau der Wirtschaft.

RND Redak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land erreicht mit sei­nem Nach­rich­ten­an­ge­bot bun­des­weit knapp 7 Mio. Leser*innen. Die Kolum­ne erscheint online und gedruckt, z.B. in Frank­fur­ter Rund­schau, der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen, der MAZ oder der Leip­zi­ger Volkszeitung.

Future Skills: Die­se Fähig­kei­ten machen Sie für Unter­neh­men unverzichtbar

Unse­re Welt ver­än­dert sich. Kli­ma­wan­del, Glo­ba­li­sie­rung, Digi­ta­li­sie­rung: Die Her­aus­for­de­run­gen wer­den grö­ßer und kom­ple­xer. Um nicht Getrie­be­ne zu sein, müs­sen auch wir uns ver­än­dern. Gebraucht wer­den Future Skills, also neue Fähig­kei­ten, Resi­li­en­zen und For­men der Zusam­men­ar­beit. Wenn wir uns nicht bei der sozi­al-öko­­­lo­­gi­­schen Trans­for­ma­ti­on ein­mi­schen und uns selbst wan­deln, geben wir die eige­ne Zukunft aus den Händen.

In beruf­li­chen Kon­tex­ten wer­den Future Skills glei­cher­ma­ßen von Mit­ar­bei­ten­den und Füh­rungs­kräf­ten aller Orga­ni­sa­ti­ons- und Unter­neh­mens­for­men gebraucht. Dazu gehört eine neue Form der Dia­­log- und Konflikt­fä­hig­keit. Sie ermög­licht es, unter­schied­li­che Posi­tio­nen ​ein­zu­neh­men, ande­re Sicht­wei­sen zu ver­ste­hen und ​Span­nun­gen aus­zu­glei­chen. Eine wich­ti­ge Kom­pe­tenz ist auch die Tole­ranz, in Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­sen Ambi­gui­täts­to­le­ranz genannt. Sie bedeu­tet Mehr­deu­tig­kei­ten und Wider­sprü­che wahr­zu­neh­men und ande­re Mei­nun­gen zu akzep­tie­ren. So kön­nen wir in unsi­che­ren Situa­tio­nen Ent­schei­dun­gen tref­fen und Kon­flik­te lösen.

Wir müs­sen lang­fris­ti­g und sys­te­misch den­ken, Kon­se­quen­zen und Aus­wir­kun­gen unse­res Han­delns ver­ste­hen und schon heu­te berück­sich­ti­gen. Sys­te­mi­sches Den­ken bedeu­tet, Struk­tu­ren, Regeln und Pro­zes­se zu erken­nen und von Sym­pto­men auf Ursa­chen zu schlie­ßen, nicht nur beim Klimawandel. 

Tief­grei­fen­de Her­aus­for­de­run­gen und Ver­än­de­run­gen ver­un­si­chern Men­schen, oft auch unbe­wusst. Lan­g­­zeit- und mis­si­ons­ori­en­tie­rtes Den­ken ist wich­tig, um sich eine posi­ti­ve Zukunft vorzu­stel­len und gemein­sam ins Han­deln zu kom­men. Dafür gehört es, posi­tiv und begeis­te­rungs­fä­hig zu sein, ande­re Men­schen inspi­rie­ren, über­zeu­gen und mit­rei­ßen zu können. 

Future Skills müs­sen mit der Kom­ple­xi­tät unse­rer Welt Schritt hal­ten. Beson­ders wich­tig ist die Zusam­men­ar­beit über Sek­tor­gren­zen hin­weg, also zwi­schen Poli­tik, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft. Nur gemein­sam kön­nen wir hand­lungs­fä­hig und wirk­sam blei­ben und die gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit meistern. 

Die­ser Text ist bei RND am 7. Dezem­ber 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Ver­si­on.


Impact: Leit­wäh­rung mit Sinn

Geld regiert die Welt. Den Spruch kann man mögen oder nicht, als Ver­rech­nungs­ein­heit hat Geld eine jahr­tau­sen­de­al­te Geschich­te. In der Neu­zeit pflegt jeder gro­ße Wirt­schafts­raum eine eige­ne Leit­wäh­rung. Dol­lar, Euro, Yen, Pfund kon­kur­rie­ren um die Num­mer Eins, aber genau­so wenig wie Kryp­to eig­nen sie sich allein als Wäh­rung der Zukunft. Was fehlt, ist die Aus­sa­ge über die Wir­kung des Gel­des für die Gesell­schaft. Ohne eine Ver­rech­nungs­ein­heit zu sozia­len und öko­lo­gi­schen Fol­gen von Inves­ti­tio­nen wird es in 20 Jah­ren nicht mehr gehen. Die Leit­wäh­rung der Zukunft heißt: Impact. 

Anders als die Finanz­märk­te wird unse­re Welt im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes immer glo­ba­ler. Kli­ma, Krieg, Natur­ka­ta­stro­phen, Bil­dung: Wer will bestrei­ten, dass sich gesell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen nicht an Gren­zen hal­ten, ihre Bewäl­ti­gung Geld kos­tet. Mit den 17 Nach­hal­tig­keits­zie­len der UN sind wich­ti­ge sozia­le und öko­lo­gi­sche Hand­lungs­fel­der defi­niert. Der größ­te Finan­zie­rungs­be­darf besteht bei Kli­ma­schutz (SDG 13), Gesund­heit (SDG 3), Ener­gie (SDG 7) und Bil­dung (SDG 4). Schon jetzt schau­en wir auf eine Finan­zie­rungs­lü­cke von rd. 2,5 Bil­lio­nen US-Dol­lar jähr­lich, Ten­denz durch sich häu­fen­de Kri­sen und Kata­stro­phen steigend. 

Geld kann Gutes bewir­ken. Das muss es auch. Inves­ti­tio­nen in der Zukunft dür­fen nicht mehr ohne Berück­sich­ti­gung der gesell­schaft­li­chen Wir­kung erfol­gen. Auf die Ver­mei­dung sozia­ler und öko­lo­gi­scher Schä­den für die Umwelt zu set­zen, ist ein ers­ter Schritt. Gesell­schaft­li­cher Kon­sens muss aber wer­den, Geld bewusst mit einer posi­ti­ven gesell­schaft­li­chen Wir­kung zu inves­tie­ren. Immo­bi­li­en bei­spiels­wei­se, die aus­rei­chend Grün­flä­chen, sozia­len Aus­tausch, ver­schie­de­ne Gene­ra­tio­nen und Kul­tu­ren, alter­na­ti­ve Mobi­li­täts­kon­zep­te und Arbeits­an­ge­bo­te mit­den­ken. Klug gemacht, erwirt­schaf­tet Geld neben einer finan­zi­el­len auch eine gesell­schaft­li­che Ren­di­te. Impact als Stan­dard. Kein Aber.

Die­ser Text ist bei RND am 3. März 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Ver­si­on.



Grü­nes Licht für eine Impact-Ampel

Jedes mensch­li­che Han­deln hat direk­te und indi­rek­te Fol­gen. Impact steht für Han­deln mit posi­ti­ver Wir­kung für die Gesell­schaft, öko­lo­gisch und sozi­al nach­hal­tig. So weit, so ein­fach. Nicht so ein­fach ist die Ant­wort auf die Fra­ge, wie sich Impact erfas­sen, mes­sen und ver­glei­chen lässt.

Für die Erfolgs­mes­sung wirt­schaft­li­cher Akti­vi­tä­ten gibt es Regeln und Geset­ze. Gewinn oder Ver­lust wer­den zah­len­ba­siert und zeit­nah ermit­telt. Für die gesell­schaft­li­che Wir­kung unse­res Han­delns gibt es das nicht, weder in der sozia­len Arbeit noch in der Wirt­schaft oder in der Politik. 

Das ist aber nötig! Wirt­schaft­li­che Kenn­zah­len allein ver­nach­läs­si­gen sozi­al-öko­lo­gi­sche Wir­kun­gen, die die Zukunft beein­flus­sen. Unser Han­deln darf des­halb nicht allein von der Stim­mung heu­te, dem Gewinn von mor­gen oder der nächs­ten Wahl gelenkt wer­den. Wie wäre es also mit einem Impact-Label, das – ähn­lich dem Ener­gie-Label – gesell­schaft­li­che Wir­kun­gen ein­ord­net? Bei Unter­neh­men könn­ten gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment, sozia­le Arbeits­be­din­gun­gen oder nach­hal­ti­ge Lie­fer­ket­ten beur­teilt wer­den, bei Pro­duk­ten könn­te das Social-Inno­va­ti­on-Poten­zi­al eine Rol­le spie­len und auf dem Finanz­markt bekä­men z.B. die Ange­bo­te das Impact-Label, die sozi­al-ver­träg­li­chen Woh­nungs­bau finan­zie­ren. Impact-Klas­se A+++ oder Impact-Ampel Grün stün­de für sozi­al und öko­lo­gisch ver­ant­wort­li­ches Han­deln, für posi­ti­ve gesell­schaft­li­che Wir­kung, also: für hohen Impact.

Eine Impact-Ampel wird nicht immer auf Grün ste­hen, aber gera­de des­halb ist sie sinn­voll. Noch gibt es kei­ne defi­nier­ten Impact-Bewer­tungs­maß­stä­be und ein­heit­li­che Stan­dards, doch mit Taxo­no­mie bzw. Green-Deal sind ers­te aner­kann­te Ziel­sys­te­me gesetzt. Es gibt Opti­mie­rungs­be­darf, aber die Akzep­tanz wächst. Des­halb bin ich sicher: Grü­nes Licht für eine Impact-Ampel wird kommen. 

Die­ser Text ist beim RND am 6. April 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie wei­te­re Informationen.


Wer­te als Wettbewerbsvorteil

Unter­neh­men haben eine hohe gesell­schaft­li­che Ver­ant­wor­tung. Sie sind wich­ti­ge Akteu­re der sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on, weil sie mit­ver­ant­wort­lich für vie­le der aktu­el­len Pro­ble­me sind. Mit ihrer Inno­va­ti­ons­kraft, ihrer wirt­schaft­li­chen Stär­ke und ihren Mit­ar­bei­ten­den ver­fü­gen sie zudem über enor­me Hebel, gesell­schaft­li­che Ver­än­de­run­gen voranzutreiben.

Nach­hal­ti­ge Unter­neh­mens­stra­te­gien tra­gen zu Lösun­gen gesell­schaft­li­cher Her­aus­for­de­run­gen bei. Ich den­ke dabei an sozia­le und tech­nisch-inno­va­ti­ve Pro­duk­te, nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten, ver­ant­wor­tungs­vol­le Lie­fer­ket­ten, sozi­al-gerech­te Arbeits­plät­ze, För­de­rung von Gleich­heit, Viel­falt und Inte­gra­ti­on und die Unter­stüt­zung des pri­va­ten Enga­ge­ments von Mitarbeitenden.

Stra­te­gi­sches und glaub­wür­di­ges gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment ist schon heu­te ein wich­ti­ger Erfolgs­fak­tor, denn es über­zeugt Inves­to­ren, Kun­den und Mit­ar­bei­ten­de. Wer sich mit Wer­ten und Hal­tung sei­nes Unter­neh­mens iden­ti­fi­ziert, ist moti­vier­ter, leis­tungs­fä­hi­ger und kon­stan­ter – in Zei­ten von Fach­kräf­te­man­gel ein ech­ter Wett­be­werbs­vor­teil. Neue fach­li­che und sozia­le Kom­pe­ten­zen kön­nen statt in Work­shops auch durch Pro-bono-Ein­sät­ze in NGOs erwor­ben wer­den. So pro­fi­tie­ren alle: Mit­ar­bei­ten­de, Unter­neh­men und die Gesellschaft.

Die Mög­lich­kei­ten unter­neh­me­ri­schen Enga­ge­ments sind viel­fäl­tig. Sie als Add on zu betrach­ten, wird künf­tig aber nicht rei­chen. Impac­t­ori­en­tie­rung – die Aus­rich­tung des gan­zen Kern­ge­schäfts auf einen gesell­schaft­li­chen Nut­zen – ist für erfolg­rei­che Unter­neh­men der Zukunft unver­zicht­bar. Des­halb ist die Poli­tik gefor­dert. Sie muss die sozi­al-öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on mit kon­se­quen­ter Fort­schritts- und Inno­va­ti­ons­för­de­rung und einer trag­fä­hi­gen Gesamt­stra­te­gie vor­an­trei­ben. Undurch­dach­te Ein­zel­ideen hel­fen nicht. Unter­neh­men kön­nen und müs­sen zu einer lebens­wer­ten und zusam­men­hal­ten­den Gesell­schaft bei­tra­gen und damit nicht zuletzt zu einer sta­bi­len Demo­kra­tie in unse­rem Land.

Die­ser Text ist beim RND am 12. Mai 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Ver­si­on.


Sozia­le Inves­ti­tio­nen zah­len sich aus

Unser Sozi­al­sys­tem eines der bes­ten der Welt. Noch. Denn die Wahr­heit lau­tet: Über­all fehlt es an Geld. Öffent­li­che Haus­hal­te sind knapp, des­halb müs­sen wir über neue Finan­zie­rungs­mo­del­le reden.

Sozia­le Inves­ti­tio­nen ent­fal­ten ihre Wir­kung meist in der Zukunft. Manch­mal heißt ihr Erfolg ganz ein­fach, dass Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten erhal­ten blei­ben – ähn­lich der Vor­sor­ge beim Arzt. Sozi­al nach­hal­ti­ges Han­deln mit Wir­kung ist also nicht ein­fach, aber es ist mehr als eine Wet­te auf die Zukunft.

Ein Bei­spiel: Durch eine Qua­li­fi­zie­rungs­maß­nah­me fin­det eine arbeits­lo­se Per­son einen Job. Die finan­zi­el­le Wir­kung ist als Gehalt mess­bar. Bei der sozia­len Wir­kung ist das schon schwie­ri­ger, obwohl sie auf der Hand liegt. Auch Arbeit­ge­ber und Staat pro­fi­tie­ren lang­fris­tig, z.B. durch gerin­ge­re Sozi­al­aus­ga­ben und mehr Steu­er­ein­nah­men. Win-Win für alle, es könn­te ein­fach sein. Wer aber in kur­zen Zeit­räu­men oder betriebs­wirt­schaft­li­chen Kenn­zah­len denkt, kommt nicht weit.

Für sta­bi­le Sozi­al­sys­te­me braucht es Finan­zie­rungs­an­sät­ze mit Weit­blick. Sozia­le Wir­kungs­part­ner­schaf­ten – soge­nann­te Social Impact Bonds – machen pri­va­te Vor­fi­nan­zie­run­gen sozia­ler Pro­jek­te mög­lich. Im Land­kreis Osna­brück wur­de ein sol­ches Finan­zie­rungs­mo­dell gemein­sam mit einem öffent­li­chen Trä­ger und einem pri­va­ten Inves­tor prak­ti­ziert. Es ging um ein Prä­ven­ti­ons­pro­gramm für Fami­li­en. Ziel war es, durch den pri­va­ten Inves­tor zusätz­li­che Mit­tel für prä­ven­ti­ve Maß­nah­men zu erschlie­ßen und die­se spä­ter zurück­zu­zah­len. Die Idee hat funk­tio­niert: Mehr Fami­li­en wur­de nach­hal­tig gehol­fen und der Land­kreis konn­te sei­ne Sozi­al­aus­ga­ben sen­ken. Finan­zie­rungs­part­ner­schaf­ten von Staat und pri­va­ten Inves­to­ren sind kom­plex, erfor­dern Exper­ti­se und Weit­blick auf allen Sei­ten. Sie sind aber klug und haben ein hohes Poten­zi­al. Ich bin über­zeugt: Unser Land braucht mehr inno­va­ti­ve Ideen, mehr Zukunfts­den­ken und mehr gemein­sa­mes Han­deln von Staat, Wirt­schaft und Zivil­ge­sell­schaft, bes­ser heu­te als morgen.

Die­ser Text ist beim RND am 9. Juni 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Ver­si­on.


Zeit fürs Wesent­li­che: Wie der Kli­ma­schutz die Demo­kra­tie stärkt

Haben Sie schon mal von Bal­kon­kraft­wer­ken gehört? Das sind klei­ne Solar­an­la­gen für zu Hau­se und sie funk­tio­nie­ren ganz ein­fach. Aus­pa­cken, anbrin­gen, anschlie­ßen – schon fließt der Strom in die Steck­do­se. Die posi­ti­ve Wir­kung lässt sich mes­sen: Nach unge­fähr fünf Jah­ren im eige­nen Geld­beu­tel, vor allem aber bei der Reduk­ti­on von Treibhausgasen. 

Die posi­ti­ve Wir­kung von Mini-Solar­an­la­gen liegt auf der Hand. Den­noch hat es rund 20 Jah­re von der Idee bis zur Anwen­dung in Pri­vat­haus­hal­ten gebraucht. So viel Zeit lässt uns der Kli­ma­wan­del nicht mehr. Er schrei­tet vor­an und bedroht nicht nur die öko­lo­gi­sche, son­dern auch unse­re sozia­le Umwelt. Unwet­ter ver­nich­ten Men­schen­le­ben und Lebens­raum, längst nicht mehr nur in fer­nen Län­dern. In der Fol­ge ver­stär­ken sich Krie­ge und Ver­tei­lungs­kämp­fe um Was­ser, Boden­schät­ze und Nah­rung und glo­ba­le Flucht­be­we­gun­gen. Sozia­le Spal­tung befeu­ert den Zulauf für rechts­po­pu­lis­ti­sche Bewe­gun­gen, auch hier­zu­lan­de. In unde­mo­kra­ti­schen, auto­ri­tä­ren Sys­te­men mit natio­na­lis­ti­schen Regie­run­gen ist Kli­ma­schutz kein The­ma, aber auch in Demo­kra­tien sind not­wen­di­ge Ver­än­de­run­gen des Lebens und Wirt­schaf­tens kein Selbst­läu­fer. Des­halb ist es höchs­te Zeit fürs Wesent­li­che: Den sozi­al- und öko­lo­gisch nach­hal­ti­gen Umbau der Gesellschaft.

Für die pas­sen­den Rah­men­be­din­gun­gen sind Poli­tik und Wirt­schaft gefragt. Sie müs­sen end­lich die gro­ßen Hebel in Bewe­gung set­zen, dafür auch Inno­va­ti­ons­kraft und Umset­zungs­stär­ke der Zivil­ge­sell­schaft nut­zen. Denn die gute Nach­richt ist: Posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen in der Gesell­schaft kann jeder ansto­ßen, auch mit klei­nen Bei­trä­gen. Mal aufs Auto ver­zich­ten, den Stra­ßen­baum gie­ßen oder nach­hal­ti­ge Lebens­mit­tel kau­fen: All das hat posi­ti­ve sozia­le Wir­kung, auch wenn sie nicht unmit­tel­bar mess­bar ist. Vie­le Din­ge, von denen man es auf den ers­ten Blick nicht glaubt, haben eine sozia­le Wir­kung und kön­nen in Sum­me die Demo­kra­tie stär­ken. Viel­leicht auch ein Balkonkraftwerk.

Die­ser Text ist im beim RND am 7. Juli 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Ver­si­on.


Sozia­les Unter­neh­mer­tum: Erfolgs­for­mel der Zukunft 

Posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen in der Gesell­schaft anzu­sto­ßen ist gar nicht so schwer. Nach­hal­ti­ge Lebens­mit­tel kau­fen, an gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen spen­den oder im Sport­ver­ein hel­fen: All das hat posi­ti­ve Wir­kung, auch wenn sie nicht unmit­tel­bar mess­bar ist. Die Welt ist nun mal komplex. 

Unter­neh­men kön­nen das auch. Vie­le haben erkannt, dass sozi­al ver­ant­wor­tungs­vol­les Han­deln ein ech­ter Wett­be­werbs­vor­teil ist. Sie unter­stüt­zen und för­dern gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment, oft auch das ihrer Mit­ar­bei­ten­den. Ande­re set­zen im Kern­ge­schäft auf sozi­al und öko­lo­gisch nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­ten. Ken­nen Sie die­se ame­ri­ka­ni­sche Out­door­mar­ke, die mit nach­hal­tig und fair pro­du­zier­ter Beklei­dung seit Jah­ren erfolg­reich ist? Sie ist ein gutes Beispiel.

Sozi­al­un­ter­neh­men gehen noch einen Schritt wei­ter. Mit inno­va­ti­ven Ideen, Ange­bo­ten und Pro­duk­ten schaf­fen sie in vie­len Bran­chen aktiv Lösun­gen für sozia­le und öko­lo­gi­sche Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit, z.B. im Bil­dungs­be­reich, im Gesund­heits- und Sozi­al­we­sen, in der Ener­gie­ver­sor­gung, in Land­wirt­schaft, Bau­ge­wer­be oder im Immo­bi­li­en­sek­tor. Ein posi­ti­ver Wan­del der Gesell­schaft wird von ihnen nicht nur neben­bei bewirkt, son­dern ist zen­tra­les Ziel der Aktivitäten. 

Neben eini­gen eta­blier­ten Unter­neh­men sind es meist jun­ge Grün­de­rin­nen und Grün­der, die von Beginn an auf Social Impact set­zen. Sie sind nicht nur Gut­men­schen“, son­dern wirt­schaft­lich oft auch sehr erfolg­reich. Gemein­sam mit Investor*innen, die der guten Wir­kung und dem Erfolg sozia­ler Ideen ver­trau­en, akti­vie­ren sie ein gro­ßes finan­zi­el­les Poten­zi­al für den sozi­al-öko­lo­gi­schen Umbau der Gesellschaft. 

Gute Bei­spie­le für sozia­le Unter­neh­men gibt es inzwi­schen vie­le. Von der Ver­mitt­lungs­platt­form zur Inte­gra­ti­on von Geflüch­te­ten über die ukrai­ni­sche Brot­bä­cke­rei bis hin zur fair pro­du­zier­ten Limo­na­den­mar­ke: Sozia­les Unter­neh­mer­tum kann wirt­schaft­lich sehr erfolg­reich sein – und gleich­zei­tig die Welt ein Stück­chen bes­ser machen.

Die­ser Text ist beim RND am 28. Juli 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Ver­si­on.


Wie Immo­bi­li­en die Welt verbessern

Immo­bi­li­en bie­ten Men­schen Raum zum Woh­nen, Arbei­ten und Ler­nen – ein Zuhau­se. Gemisch­te Wohn­quar­tie­re för­dern den Aus­tausch von Ideen, Kul­tu­ren und Erfah­run­gen, denn dort leben vie­le Men­schen unter­schied­li­cher sozia­ler und wirt­schaft­li­cher Hin­ter­grün­de. Bes­ten­falls tra­gen Immo­bi­li­en so zur sozia­len Inte­gra­ti­on bei und stär­ken den gesell­schaft­li­chen Zusammenhalt.

Immo­bi­li­en för­dern auch wirt­schaft­li­ches Wachs­tum. Gewer­be­ge­bie­te, Ein­kaufs­zen­tren und Büros bie­ten Arbeits­plät­ze und schaf­fen Nach­fra­ge an Dienst­leis­tun­gen. Der Bedarf an Schu­len, Kran­ken­häu­sern und öffent­li­chen Ein­rich­tun­gen wächst, die loka­le Wirt­schaft boomt.

So ein­fach ist es lei­der nicht immer. Immo­bi­li­en ste­hen auch für gro­ße öko­lo­gi­sche und sozia­le Her­aus­for­de­run­gen. Kul­tu­rell und sozi­al durch­misch­te Wohn­quar­tie­re wer­den immer sel­te­ner, stei­gen­de Mie­ten füh­ren zur Gen­tri­fi­zie­rung von Innen­städ­ten. Gebäu­de ver­brau­chen viel Ener­gie und sind für rund ein Drit­tel der welt­wei­ten CO2-Emis­sio­nen ver­ant­wort­lich. Ener­ge­ti­sche Sanie­run­gen, Wär­me­däm­mung und erneu­er­ba­re Ener­gien haben ande­rer­seits auch ein hohes Poten­ti­al, zu einer spür­ba­ren Reduk­ti­on von CO2-Emis­sio­nen und mehr Kli­ma­schutz beizutragen. 

Rund 100 Mil­li­ar­den Euro flie­ßen jähr­lich in die Bau­bran­che. Ähn­lich viel Geld wie in den gemein­nüt­zi­gen Sek­tor, aber wäh­rend es dort ums Gemein­wohl – sozia­le Ren­di­ten – geht, erzie­len Immo­bi­li­en wirt­schaft­li­che Gewin­ne in Mil­li­ar­den­hö­he. Die gute Nach­richt: Kaum ein ande­rer Wirt­schafts­zweig kann so direkt so viel Posi­ti­ves für Kli­ma­schutz und gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt bewir­ken. Von allein geschieht das zwar nicht, aber immer mehr Investor*innen haben erkannt, dass sich sozia­le, öko­lo­gi­sche und wirt­schaft­li­che Ren­di­te zum Woh­le aller mit­ein­an­der ver­bin­den las­sen. Nach­hal­ti­ges Bau­en treibt die sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on vor­an und Social-Impact-Investor*innen gestal­ten eine posi­ti­ve Zukunft – nicht nur, aber auch in der Immobilienbranche. 

Die­ser Text ist beim RND am 25. August 2023 erschie­nen. Hier fin­den Sie die Online-Ver­si­on.


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Thalissa-Jennifer Klaps

Pressesprecherin
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thalissa.klaps@phineo.org