Greenformation-Kolumne mit Andreas Rickert
Ampel-Aus gefährdet Klimaprojekte
Was haben Christian Lindner, Olaf Scholz und Klimaschutzprojekte gemeinsam? Nichts und dennoch hängen sie miteinander zusammen. Die einen haben zuletzt nur mit Streitereien Schlagzeilen gemacht, während die anderen erfolgreich wie geräuschlos ihren Job erledigt haben. Die einen wollen trotzdem als Regierende weitermachen, während das Ampel-Aus für die anderen eine existenzielle Bedrohung darstellt.
Vor ein paar Tagen schilderte eine Klimaschutzorganisation sehr eindrücklich, dass die vorläufige Haushaltsführung dazu führt, dass zugesagte Fördermittel bestenfalls erst Mitte nächsten Jahres ausgezahlt werden. Mangels Rücklagen und gleichbleibender Kosten für Miete, Gehalt und Co sind wichtige Projekte akut in ihrer Existenz gefährdet.
Das gilt für Klimaschutzinitiativen und Energiewende-Projekte im Feld der sozial-ökologischen Transformation genauso wie für die Schuldnerberatung, das örtliche Demokratieprojekt oder die Hilfe bei sexualisierter Gewalt. Wenn diese Projekte nicht weitergeführt werden, gefährdet das nicht nur die Klimaziele, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Krisenzeiten.
Doch es gibt Lösungen. Unternehmen, Stiftungen oder Philanthropen können den in Not geratenen Organisationen Darlehen oder Übergangsfinanzierungen gewähren und die Zeit überbrücken, bis das Geld aus dem Bundeshaushalt wieder fließt. Das Geld kann dann sogar zurückgezahlt werden, das Ausfallrisiko ist gering. Zusätzlich braucht es dringend eine Modernisierung der staatlichen Förderpraxis. So fragt sich mittlerweile manche Organisation, ob sich eine staatliche Förderung rechnet, weil der bürokratische Aufwand so hoch ist und weil sie nicht weiß, woher die geforderten Eigenmittel kommen sollen.
Bessere Rahmenbedingungen für die Zivilgesellschaft müssen bei einer neuen Regierung oben auf der Agenda stehen. Das fördert auch das Miteinander.
Dieser Text ist in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 13. Dezember erschienen.
Grüner Etikettenschwindel
Es sind hitzige Zeiten für Europas Energiepolitik. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) muss sich aktuell der Frage stellen, ob Atomkraft und Erdgas nachhaltig sind. Strittig ist die EU-Taxonomie – eine Art Gütesiegel für nachhaltige Finanzprodukte –, die 2022 diese Energiequellen als „grün“ klassifizierte. Österreich und Luxemburg klagen gegen diese Entscheidung und werfen Brüssel „Greenwashing“ vor, also dass etwas als klimafreundlich gekennzeichnet wird, obwohl es das gar nicht ist.
Das EuGH-Urteil wird nicht nur rechtliche Klarheit schaffen, sondern könnte auch die Richtung der Investitionsströme maßgeblich beeinflussen. Falls Atomkraft und Erdgas als nachhaltig gelten, könnten Unternehmen Fördergelder erhalten, die eigentlich für klimafreundliche Projekte gedacht sind. Das wäre fatal! Wir sollten das Geld vielmehr für eine konsequente Abkehr von fossilen Energien ausgeben und um langfristig stabile Strukturen zu schaffen, die nachhaltiges Handeln fördern.
Um die Energiewende voranzutreiben, sollten wir mehr in erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenenergie investieren und auch neue Technologien nutzen, um Strom zu speichern sowie effizienter zu verteilen. Regionen, die stark von Atomkraft oder fossilen Brennstoffen abhängen, brauchen Unterstützung, um neue, umweltfreundliche Industrien aufzubauen. Etwaige Finanzhilfen sollten unmittelbar an Klimaschutzvorgaben gebunden sein, damit wirklich nur nachhaltige Projekte gefördert werden.
Der Ausgang des Verfahrens vor dem EuGH wird uns zeigen, welchen Kurs Europa in Sachen Klimapolitik einschlägt. Doch unabhängig vom Richterspruch bleibt eines klar: Wenn wir den Klimawandel ernsthaft bekämpfen wollen, müssen wir endlich aufhören, fossile und nukleare Energien schönzureden – und anfangen, in eine wirklich grüne Zukunft zu investieren!
Dieser Text ist in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 08. Oktober erschienen.
Klimaschäden begrenzen
Schlamm dringt in Häuser ein, Wassermassen reißen Autos mit sich. Jüngste Überschwemmungen in Österreich, Polen, Tschechien, der Slowakei, Italien und Japan machen deutlich: Extremwetterereignisse sind Normalität. Auch in Deutschland steigt der Wasserpegel.
Doch trotz der zunehmenden Bedrohung durch den Klimawandel fehlen, laut den Vereinten Nationen (UN) jährlich über 366 Milliarden US-Dollar, um den Klimawandel zu bekämpfen und seine Folgen abzumildern. Was ist jetzt zu tun?
Wir brauchen erstmal mehr Geld für Maßnahmen, die uns vor Klimaschäden schützen. Es geht darum, sich auf heftigere Stürme, längere Dürren und starke Überschwemmungen vorzubereiten. Das kann zum Beispiel beinhalten, dass wir Deiche bauen, um uns vor Hochwasser zu schützen, oder dass wir robustere Pflanzen züchten, die auch bei extremer Hitze wachsen. In Städten könnte das bedeuten, mehr Bäume zu pflanzen, um die Luft zu kühlen, oder Regenwasser effizienter zu nutzen. Aber woher soll das Geld kommen?
Zum einen spielen Regierungen und Institutionen, wie die UN oder die Weltbank, eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Maßnahmen zur Klimaanpassung. Sie könnten durch öffentliche Förderung selbst mehr Geld investieren oder Anreize schaffen, wie Subventionen und Steuervorteile. So lassen sich Investitionen in Projekte fördern, damit private Geldgeber diese mitfinanzieren. Dafür müssen wir aber aufzeigen, wie sich Maßnahmen zur Klimaanpassung langfristig lohnen. Um dies zu erreichen, brauchen wir vor allem einheitliche Methoden, um festzustellen, welche dieser Maßnahmen erfolgreich sind. Das lenkt weiteres Geld in sinnvolle Projekte, stärkt das Vertrauen aller Beteiligten und animiert private Geldgeber*innen noch stärker in Initiativen zu investieren, die uns helfen, besser mit den Folgen des Klimawandels umzugehen.
Zu guter Letzt braucht es eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft, damit Wissen und erfolgreiche Ansätze weltweit geteilt und umgesetzt werden können.
Dieser Text ist in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 27. September erschienen.
Platz eins für die Nachhaltigkeit
Endlich wieder Bundesliga! Doch nicht nur auf dem Platz kommt Bewegung ins Spiel: Der Fußball kann eine Schlüsselrolle in der sozial-ökologischen Transformation einnehmen.
Die meisten Fußballklubs der ersten und einige der zweiten Liga gelten als große Unternehmen. Sie fallen demnach unter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union. Seit diesem Jahr müssen sie anhand der Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung berichten, wie nachhaltig sie sind. Konkret geht es darum, wie ressourcenschonend Fans und Mannschaft zu den Spielen anreisen, wie sich Müll an Spieltagen vermeiden lässt, wie divers die Klubführung aufgestellt ist oder auch wie fair Merchandising-Produkte produziert werden.
Vereine sollten sich aber nicht nur auf die Reduktion negativer Einflüsse konzentrieren, sondern ihren Einfluss nutzen, um positive Veränderungen zu bewirken. Durch Umweltprogramme, soziale Projekte und transparente Kommunikation können sie eine nachhaltigere Welt fördern.
Wie auf dem Platz lassen sich die Ergebnisse der Klubs untereinander vergleichen. Im Sinne des Sportsgeists sollte das allein Ansporn sein, besser zu werden. Darüber hinaus rechnet sich eine gute Platzierung, denn nachhaltige Vereine sind für Fans und Sponsoren gleichermaßen attraktiv.
Es liegt an den Klubs, ob sie die Anforderung als lästige Pflicht betrachten oder als Chance, sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Das vielleicht größte Potenzial der Vereine liegt aber in ihrem positiven Impact. Dank ihrer enormen Strahlkraft haben sie die Möglichkeit, hunderttausende Fans für nachhaltiges Handeln zu sensibilisieren und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schaffen.
Wie die Klubs im Spielbetrieb abschneiden, werden wir am Ende der Saison sehen. Wie sich mein Lieblingsverein in puncto Nachhaltigkeit schlägt – das ist die spannendere Frage.
Dieser Text ist in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 23. August 2024 erschienen.
Klimaschutz rentiert sich
Starkregen und extreme Wetterereignisse, wie aktuell in Süddeutschland, werden durch die Klimakrise nicht nur häufiger, sondern auch intensiver. Das sollte niemanden mehr überraschen. Für die direkt betroffenen Menschen ist es gleichwohl eine Katastrophe. Die Zerstörungen, die solche Ereignisse mit sich bringen, kosten die gesamte Gesellschaft: Schäden müssen beseitigt, Existenzen wieder aufgebaut und Verluste ausgeglichen werden.
Es ist zweifellos richtig, dass wir uns an dieses neue Normal anpassen müssen. Anpassung bedeutet jedoch nicht nur, dass wir auf die Folgen der Klimakrise reagieren. Vielmehr müssen wir unsere Lebens- und Wirtschaftsweise grundlegend ändern, um die Krise selbst abzumildern. Dabei arbeiten wir gegen die Zeit. Wie also können wir die sozial-ökologische Transformation beschleunigen?
Einen bedeutenden Hebel bietet der Finanzmarkt; Kapital sollte künftig mehrfach nachhaltig angelegt werden. Mehrfach nachhaltig heißt: Investitionen sind dann von Wert, wenn sie neben der wirtschaftlichen auch eine messbare gesellschaftliche und ökologische Rendite erzielen. Diese Idee ist keineswegs Spinnerei. Sie ist möglich und wird bereits im sogenannten Impact Investing praktiziert. In Deutschland ist Impact Investing weiterhin ein Nischenthema, was auch daran liegt, dass sich die Politik mit dem Thema schwertut. Indem sie Investitionen in Unternehmens-Anleihen wie Green oder Social Bonds, die beispielsweise in nachhaltige Produktionsprozesse investieren, steuerlich begünstigt, könnte sie viel bewegen. Auch mehr gezielte Förderprogramme für solche Startups, die qua Geschäftsmodell ein soziales Problem lösen wollen, wären sinnvoll. Könnte. Wären.
Wir sehen, dass profitables Investieren und Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen keine Wunschvorstellung bleiben muss. Vorausgesetzt, man handelt entsprechend konsequent und mit Weitblick.
Dieser Text ist in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 07. Juni 2024 erschienen.
Idee für 9 Milliarden Euro
Aus unzähligen Gesprächen mit Gründerinnen und Gründern von Social Businesses weiß ich: In Deutschland herrscht kein Mangel an guten Ideen für unsere Gesellschaft. Woran es mangelt, ist eine ausreichende Finanzierung, um diese Ansätze groß zu machen.
Immer wieder fallen Unternehmen mit gesellschaftlichem Mehrwert durchs Raster: Manche, weil sie nicht am Kapitalmarkt agieren, andere, weil sie gemeinnützig sind – oder in den großen Finanzierungsrunden schlichtweg unberücksichtigt bleiben. Dabei finden wir genau hier die vielen tausend Ideen, die es braucht, um die sozial-ökogische Transformation unserer Wirtschaft voranzutreiben. Höchste Zeit also, sozialunternehmerische Ansätze ernst zu nehmen und ihnen die Unterstützung zukommen zulassen, die ihnen zusteht.
Es gibt eine Lösung, die weder Budgets in Ministerien kürzt noch Steuerzahler belastet: nachrichtenlose Assets. Darunter versteht man Vermögenswerte wie Konten, bei denen der Kontakt zum Eigentümer verloren ging – etwa, weil dieser verstorben ist und Erben nicht auffindbar sind. Das Kapital dieser Assets beträgt Schätzungen zufolge bis zu neun Milliarden Euro.
Es ist unverständlich, dass Deutschland als einziges unter den G7 Ländern keine Regelung hat, um dieses Geld in die Gesellschaft zurückzuführen. Japan etwa finanziert damit Lösungen für eine alternde Gesellschaft. In Großbritannien fließt das Geld in den Big Society Capital-Fonds, der innovative Ansätze zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen finanziert. Im Koalitionsvertrag wurde die Idee eines deutschen Äquivalents schon verankert. Seitdem lässt die Umsetzung auf sich warten.
Vergessene Vermögen in gute Ideen investieren; muss das nicht breite Zustimmung in der Ampelregierung finden? Es ist eine Chance nicht nur für unsere Regierung – sondern für diejenigen, die sich mit unternehmerischen Ideen für die Gesellschaft engagieren.
Dieser Text ist in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 3. Mai 2024 erschienen.
Profit mit Verantwortung
Kennen Sie das Konzept „Nature positive“? Dessen Grundidee ist, dass Unternehmen nicht nur darauf achten, den von ihnen verursachten Umweltschaden zu minimieren. Sondern dass sie aktiv (!) dazu beitragen, das Ausmaß an Biodiversität spürbar zu erhöhen. Ich finde, das Konzept – maximal positive Wirkung erzielen, anstatt weniger schlimm zu sein – sollte auch auf andere gesellschaftliche Problemlagen übertragen werden. Beispielsweise reicht es nicht aus, wenn Unternehmen hier und da qualitativ höhere Standards in Billiglohnländern etablieren, weil regulative Pflichten und ESG-Standards es gebieten. „Society Positive“ heißt, dass die Unternehmen über die geforderten Standards hinaus etwas tun. Dass sie positiv in die Gesellschaft hinein wirken. Unternehmen wie Patagonia oder Edding gehen beispielhaft voran. Sie investieren in Bildungsprojekte und soziale Initiativen. Der Profit ist nicht mehr Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Gutes für die Gesellschaft zu tun.
Wieso ich an die Zukunft von Society Positive glaube? Wir leben in einer Zeit, in der sich die ökonomischen und ökologischen Rahmenbedingungen für Unternehmen fundamental ändern. Ressourcen werden knapper und der Gesetzgeber wird Unternehmen zu ökologischerem Handeln verpflichten. Auf solche Herausforderungen gibt es zwei Arten zu reagieren: Man kann reaktiv lediglich das Nötigste tun. Oder man stellt sich proaktiv der Veränderung und geht als Pionier voran. Ähnlich wie bei der Digitalisierung, werden jene Unternehmen gewinnen, die sich schnell auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen. Sie werden es einfacher haben, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Und sie werden sich leichter tun, neue gesetzliche Rahmenbedingungen zu erfüllen. Soziale und ökologische Nachhaltigkeit kann zu wirtschaftlicher Nachhaltigkeit werden. Unternehmen, die diese Erkenntnis verinnerlichen, werden als Gewinner vom Platz gehen!
Dieser Text ist bei RND im März 2024 erschienen.
Unternehmen müssen mehr politische Verantwortung übernehmen
Wie politisch können und müssen Unternehmen sein, inwieweit sollen sie den politischen Diskurs mitbestimmen, ihre Stimme erheben? Darüber habe ich in den letzten Wochen mit vielen Unternehmen aus zahlreichen Branchen gesprochen. Anlass war die Correctiv-Recherche zu einem rechten Geheimtreffen in Potsdam. Die Gespräche haben mir gezeigt, dass ich mit meiner Meinung nicht allein bin: Unternehmen müssen deutlich mehr politische Verantwortung übernehmen. Das gilt umso mehr, weil in der heutigen Zeit auch ein Nichthandeln politisch ist. Unternehmen kommen also gar nicht um eine aktive Auseinandersetzung mit zentralen Werten herum. Und das ist auch gut so.
Erstens, weil der Rechtsruck die Grundlagen unseres Wohlstands – Demokratie, eine offene Gesellschaft und einen leistungsfähigen Staat – gefährdet. Und zweitens wegen des Klimawandels, der die Ungleichheit zwischen Staaten, Regionen, Kontinenten verschärft, und der Produktionsbedingungen ebenso beeinflussen wird wie Migrationsbewegungen. Die Grundfesten unserer wirtschaftlichen Stabilität geraten zunehmend ins Schlingern. Wirtschaft und Unternehmen täten daher gut daran, sich neben betriebswirtschaftlichen Aufgaben auch politischen Grundsatzfragen zu widmen. Deutlicher und lauter als bisher, entschiedener und mit klarer Haltung.
Dies nicht nur, weil die Konsequenzen, die die politischen Entscheidungen der kommenden Jahre mit sich bringen, Wirtschaft und Gesellschaft für lange Zeit beeinflussen werden. Sondern auch, weil – wie das Edelman Trust Barometer 2024 zeigt – die Menschen in Deutschland am ehesten Unternehmen vertrauen, dass Richtige zu tun, um die Gesellschaft innovativ voranzubringen. Daraus ergibt sich ein Auftrag, der moralisch wie ökonomisch geboten ist. Denn die Chancen, sich durch soziales und ökologisches Wirtschaften langfristig Wettbewerbsvorteile zu sichern, sind immens – aber nur, wenn wir sie nutzen!
Dieser Text ist bei RND am 16. Februar 2024 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Erfolg braucht positive Zukunftsbilder
Ich bin radikaler Optimist. Als solcher neige ich dazu, mich weniger von der anhaltend schlimmen Nachrichtenlage leiten zu lassen als vielmehr durch Ideen, die darauf abzielen, die Welt zu einer besseren zu machen. In einer Zeit, die der multiplen Gesellschaftskrisen Unsicherheit und Ängste auslösen, ist es umso wichtiger, dass wir auf positive Zukünfte hinarbeiten – in der Politik, in der Wirtschaft und im Privaten.
Vom ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt stammt das Bonmot, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. Heute ist es das Fehlen von Visionen, das uns krank macht. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft suchen gleichermaßen nach einem sinnstiftenden und zukunftsweisenden Leitbild. Nach einer zusammenhängenden Erzählung, die das Heute überdauert und ein Morgen skizziert, das nicht nur weniger schlimm, sondern lebenswert und friedlich ist.
Die sozial-ökologische Transformation, die vor uns liegt, erfordert visionäres Denken en gros. Unternehmen etwa, die dauerhaft erfolgreich sein wollen, müssen Visionen entwerfen, die Strahlkraft über Seite 3 im Geschäftsbericht hinaus besitzen. Weg von kurzfristigen Gewinnen, hin zu einer nachweislich positiven Wirkung ihres Geschäftsmodells auf Gesellschaft und Umwelt. Wer ökonomischen Erfolg in Einklang mit sozialer Verantwortung und ökologischer Nachhaltigkeit bringt, wird zum Pionier.
Visionen sind der Antrieb für Fortschritt, Motor für Veränderungen und Quelle der Inspiration. In der Gestaltung der Zukunft liegt die eigentliche Macht. Es ist an der Zeit, Helmut Schmidts markanten Spruch zu archivieren. Nicht der Visionär muss in ärztliche Behandlung, sondern der, der keine Visionen hat.
Dieser Text ist bei RND im Januar 2024 erschienen.
1x im Monat schreibt Andreas Rickert in der RND-Kolumne „Greenformation” über den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft.
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Future Skills: Diese Fähigkeiten machen Sie für Unternehmen unverzichtbar
Unsere Welt verändert sich. Klimawandel, Globalisierung, Digitalisierung: Die Herausforderungen werden größer und komplexer. Um nicht Getriebene zu sein, müssen auch wir uns verändern. Gebraucht werden Future Skills, also neue Fähigkeiten, Resilienzen und Formen der Zusammenarbeit. Wenn wir uns nicht bei der sozial-ökologischen Transformation einmischen und uns selbst wandeln, geben wir die eigene Zukunft aus den Händen.
In beruflichen Kontexten werden Future Skills gleichermaßen von Mitarbeitenden und Führungskräften aller Organisations- und Unternehmensformen gebraucht. Dazu gehört eine neue Form der Dialog- und Konfliktfähigkeit. Sie ermöglicht es, unterschiedliche Positionen einzunehmen, andere Sichtweisen zu verstehen und Spannungen auszugleichen. Eine wichtige Kompetenz ist auch die Toleranz, in Transformationsprozessen Ambiguitätstoleranz genannt. Sie bedeutet Mehrdeutigkeiten und Widersprüche wahrzunehmen und andere Meinungen zu akzeptieren. So können wir in unsicheren Situationen Entscheidungen treffen und Konflikte lösen.
Wir müssen langfristig und systemisch denken, Konsequenzen und Auswirkungen unseres Handelns verstehen und schon heute berücksichtigen. Systemisches Denken bedeutet, Strukturen, Regeln und Prozesse zu erkennen und von Symptomen auf Ursachen zu schließen, nicht nur beim Klimawandel.
Tiefgreifende Herausforderungen und Veränderungen verunsichern Menschen, oft auch unbewusst. Langzeit- und missionsorientiertes Denken ist wichtig, um sich eine positive Zukunft vorzustellen und gemeinsam ins Handeln zu kommen. Dafür gehört es, positiv und begeisterungsfähig zu sein, andere Menschen inspirieren, überzeugen und mitreißen zu können.
Future Skills müssen mit der Komplexität unserer Welt Schritt halten. Besonders wichtig ist die Zusammenarbeit über Sektorgrenzen hinweg, also zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Nur gemeinsam können wir handlungsfähig und wirksam bleiben und die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit meistern.
Dieser Text ist bei RND am 7. Dezember 2023 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Impact: Leitwährung mit Sinn
Geld regiert die Welt. Den Spruch kann man mögen oder nicht, als Verrechnungseinheit hat Geld eine jahrtausendealte Geschichte. In der Neuzeit pflegt jeder große Wirtschaftsraum eine eigene Leitwährung. Dollar, Euro, Yen, Pfund konkurrieren um die Nummer Eins, aber genauso wenig wie Krypto eignen sie sich allein als Währung der Zukunft. Was fehlt, ist die Aussage über die Wirkung des Geldes für die Gesellschaft. Ohne eine Verrechnungseinheit zu sozialen und ökologischen Folgen von Investitionen wird es in 20 Jahren nicht mehr gehen. Die Leitwährung der Zukunft heißt: Impact.
Anders als die Finanzmärkte wird unsere Welt im wahrsten Sinne des Wortes immer globaler. Klima, Krieg, Naturkatastrophen, Bildung: Wer will bestreiten, dass sich gesellschaftliche Herausforderungen nicht an Grenzen halten, ihre Bewältigung Geld kostet. Mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN sind wichtige soziale und ökologische Handlungsfelder definiert. Der größte Finanzierungsbedarf besteht bei Klimaschutz (SDG 13), Gesundheit (SDG 3), Energie (SDG 7) und Bildung (SDG 4). Schon jetzt schauen wir auf eine Finanzierungslücke von rd. 2,5 Billionen US-Dollar jährlich, Tendenz durch sich häufende Krisen und Katastrophen steigend.
Geld kann Gutes bewirken. Das muss es auch. Investitionen in der Zukunft dürfen nicht mehr ohne Berücksichtigung der gesellschaftlichen Wirkung erfolgen. Auf die Vermeidung sozialer und ökologischer Schäden für die Umwelt zu setzen, ist ein erster Schritt. Gesellschaftlicher Konsens muss aber werden, Geld bewusst mit einer positiven gesellschaftlichen Wirkung zu investieren. Immobilien beispielsweise, die ausreichend Grünflächen, sozialen Austausch, verschiedene Generationen und Kulturen, alternative Mobilitätskonzepte und Arbeitsangebote mitdenken. Klug gemacht, erwirtschaftet Geld neben einer finanziellen auch eine gesellschaftliche Rendite. Impact als Standard. Kein Aber.
Dieser Text ist bei RND am 3. März 2023 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Grünes Licht für eine Impact-Ampel
Jedes menschliche Handeln hat direkte und indirekte Folgen. Impact steht für Handeln mit positiver Wirkung für die Gesellschaft, ökologisch und sozial nachhaltig. So weit, so einfach. Nicht so einfach ist die Antwort auf die Frage, wie sich Impact erfassen, messen und vergleichen lässt.
Für die Erfolgsmessung wirtschaftlicher Aktivitäten gibt es Regeln und Gesetze. Gewinn oder Verlust werden zahlenbasiert und zeitnah ermittelt. Für die gesellschaftliche Wirkung unseres Handelns gibt es das nicht, weder in der sozialen Arbeit noch in der Wirtschaft oder in der Politik.
Das ist aber nötig! Wirtschaftliche Kennzahlen allein vernachlässigen sozial-ökologische Wirkungen, die die Zukunft beeinflussen. Unser Handeln darf deshalb nicht allein von der Stimmung heute, dem Gewinn von morgen oder der nächsten Wahl gelenkt werden. Wie wäre es also mit einem Impact-Label, das – ähnlich dem Energie-Label – gesellschaftliche Wirkungen einordnet? Bei Unternehmen könnten gesellschaftliches Engagement, soziale Arbeitsbedingungen oder nachhaltige Lieferketten beurteilt werden, bei Produkten könnte das Social-Innovation-Potenzial eine Rolle spielen und auf dem Finanzmarkt bekämen z.B. die Angebote das Impact-Label, die sozial-verträglichen Wohnungsbau finanzieren. Impact-Klasse A+++ oder Impact-Ampel Grün stünde für sozial und ökologisch verantwortliches Handeln, für positive gesellschaftliche Wirkung, also: für hohen Impact.
Eine Impact-Ampel wird nicht immer auf Grün stehen, aber gerade deshalb ist sie sinnvoll. Noch gibt es keine definierten Impact-Bewertungsmaßstäbe und einheitliche Standards, doch mit Taxonomie bzw. Green-Deal sind erste anerkannte Zielsysteme gesetzt. Es gibt Optimierungsbedarf, aber die Akzeptanz wächst. Deshalb bin ich sicher: Grünes Licht für eine Impact-Ampel wird kommen.
Dieser Text ist beim RND am 6. April 2023 erschienen. Hier finden Sie weitere Informationen.
Werte als Wettbewerbsvorteil
Unternehmen haben eine hohe gesellschaftliche Verantwortung. Sie sind wichtige Akteure der sozial-ökologischen Transformation, weil sie mitverantwortlich für viele der aktuellen Probleme sind. Mit ihrer Innovationskraft, ihrer wirtschaftlichen Stärke und ihren Mitarbeitenden verfügen sie zudem über enorme Hebel, gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben.
Nachhaltige Unternehmensstrategien tragen zu Lösungen gesellschaftlicher Herausforderungen bei. Ich denke dabei an soziale und technisch-innovative Produkte, nachhaltiges Wirtschaften, verantwortungsvolle Lieferketten, sozial-gerechte Arbeitsplätze, Förderung von Gleichheit, Vielfalt und Integration und die Unterstützung des privaten Engagements von Mitarbeitenden.
Strategisches und glaubwürdiges gesellschaftliches Engagement ist schon heute ein wichtiger Erfolgsfaktor, denn es überzeugt Investoren, Kunden und Mitarbeitende. Wer sich mit Werten und Haltung seines Unternehmens identifiziert, ist motivierter, leistungsfähiger und konstanter – in Zeiten von Fachkräftemangel ein echter Wettbewerbsvorteil. Neue fachliche und soziale Kompetenzen können statt in Workshops auch durch Pro-bono-Einsätze in NGOs erworben werden. So profitieren alle: Mitarbeitende, Unternehmen und die Gesellschaft.
Die Möglichkeiten unternehmerischen Engagements sind vielfältig. Sie als Add on zu betrachten, wird künftig aber nicht reichen. Impactorientierung – die Ausrichtung des ganzen Kerngeschäfts auf einen gesellschaftlichen Nutzen – ist für erfolgreiche Unternehmen der Zukunft unverzichtbar. Deshalb ist die Politik gefordert. Sie muss die sozial-ökologische Transformation mit konsequenter Fortschritts- und Innovationsförderung und einer tragfähigen Gesamtstrategie vorantreiben. Undurchdachte Einzelideen helfen nicht. Unternehmen können und müssen zu einer lebenswerten und zusammenhaltenden Gesellschaft beitragen und damit nicht zuletzt zu einer stabilen Demokratie in unserem Land.
Dieser Text ist beim RND am 12. Mai 2023 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Soziale Investitionen zahlen sich aus
Unser Sozialsystem eines der besten der Welt. Noch. Denn die Wahrheit lautet: Überall fehlt es an Geld. Öffentliche Haushalte sind knapp, deshalb müssen wir über neue Finanzierungsmodelle reden.
Soziale Investitionen entfalten ihre Wirkung meist in der Zukunft. Manchmal heißt ihr Erfolg ganz einfach, dass Selbstverständlichkeiten erhalten bleiben – ähnlich der Vorsorge beim Arzt. Sozial nachhaltiges Handeln mit Wirkung ist also nicht einfach, aber es ist mehr als eine Wette auf die Zukunft.
Ein Beispiel: Durch eine Qualifizierungsmaßnahme findet eine arbeitslose Person einen Job. Die finanzielle Wirkung ist als Gehalt messbar. Bei der sozialen Wirkung ist das schon schwieriger, obwohl sie auf der Hand liegt. Auch Arbeitgeber und Staat profitieren langfristig, z.B. durch geringere Sozialausgaben und mehr Steuereinnahmen. Win-Win für alle, es könnte einfach sein. Wer aber in kurzen Zeiträumen oder betriebswirtschaftlichen Kennzahlen denkt, kommt nicht weit.
Für stabile Sozialsysteme braucht es Finanzierungsansätze mit Weitblick. Soziale Wirkungspartnerschaften – sogenannte Social Impact Bonds – machen private Vorfinanzierungen sozialer Projekte möglich. Im Landkreis Osnabrück wurde ein solches Finanzierungsmodell gemeinsam mit einem öffentlichen Träger und einem privaten Investor praktiziert. Es ging um ein Präventionsprogramm für Familien. Ziel war es, durch den privaten Investor zusätzliche Mittel für präventive Maßnahmen zu erschließen und diese später zurückzuzahlen. Die Idee hat funktioniert: Mehr Familien wurde nachhaltig geholfen und der Landkreis konnte seine Sozialausgaben senken. Finanzierungspartnerschaften von Staat und privaten Investoren sind komplex, erfordern Expertise und Weitblick auf allen Seiten. Sie sind aber klug und haben ein hohes Potenzial. Ich bin überzeugt: Unser Land braucht mehr innovative Ideen, mehr Zukunftsdenken und mehr gemeinsames Handeln von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, besser heute als morgen.
Dieser Text ist beim RND am 9. Juni 2023 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Zeit fürs Wesentliche: Wie der Klimaschutz die Demokratie stärkt
Haben Sie schon mal von Balkonkraftwerken gehört? Das sind kleine Solaranlagen für zu Hause und sie funktionieren ganz einfach. Auspacken, anbringen, anschließen – schon fließt der Strom in die Steckdose. Die positive Wirkung lässt sich messen: Nach ungefähr fünf Jahren im eigenen Geldbeutel, vor allem aber bei der Reduktion von Treibhausgasen.
Die positive Wirkung von Mini-Solaranlagen liegt auf der Hand. Dennoch hat es rund 20 Jahre von der Idee bis zur Anwendung in Privathaushalten gebraucht. So viel Zeit lässt uns der Klimawandel nicht mehr. Er schreitet voran und bedroht nicht nur die ökologische, sondern auch unsere soziale Umwelt. Unwetter vernichten Menschenleben und Lebensraum, längst nicht mehr nur in fernen Ländern. In der Folge verstärken sich Kriege und Verteilungskämpfe um Wasser, Bodenschätze und Nahrung und globale Fluchtbewegungen. Soziale Spaltung befeuert den Zulauf für rechtspopulistische Bewegungen, auch hierzulande. In undemokratischen, autoritären Systemen mit nationalistischen Regierungen ist Klimaschutz kein Thema, aber auch in Demokratien sind notwendige Veränderungen des Lebens und Wirtschaftens kein Selbstläufer. Deshalb ist es höchste Zeit fürs Wesentliche: Den sozial- und ökologisch nachhaltigen Umbau der Gesellschaft.
Für die passenden Rahmenbedingungen sind Politik und Wirtschaft gefragt. Sie müssen endlich die großen Hebel in Bewegung setzen, dafür auch Innovationskraft und Umsetzungsstärke der Zivilgesellschaft nutzen. Denn die gute Nachricht ist: Positive Veränderungen in der Gesellschaft kann jeder anstoßen, auch mit kleinen Beiträgen. Mal aufs Auto verzichten, den Straßenbaum gießen oder nachhaltige Lebensmittel kaufen: All das hat positive soziale Wirkung, auch wenn sie nicht unmittelbar messbar ist. Viele Dinge, von denen man es auf den ersten Blick nicht glaubt, haben eine soziale Wirkung und können in Summe die Demokratie stärken. Vielleicht auch ein Balkonkraftwerk.
Dieser Text ist im beim RND am 7. Juli 2023 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Soziales Unternehmertum: Erfolgsformel der Zukunft
Positive Veränderungen in der Gesellschaft anzustoßen ist gar nicht so schwer. Nachhaltige Lebensmittel kaufen, an gemeinnützige Organisationen spenden oder im Sportverein helfen: All das hat positive Wirkung, auch wenn sie nicht unmittelbar messbar ist. Die Welt ist nun mal komplex.
Unternehmen können das auch. Viele haben erkannt, dass sozial verantwortungsvolles Handeln ein echter Wettbewerbsvorteil ist. Sie unterstützen und fördern gesellschaftliches Engagement, oft auch das ihrer Mitarbeitenden. Andere setzen im Kerngeschäft auf sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften. Kennen Sie diese amerikanische Outdoormarke, die mit nachhaltig und fair produzierter Bekleidung seit Jahren erfolgreich ist? Sie ist ein gutes Beispiel.
Sozialunternehmen gehen noch einen Schritt weiter. Mit innovativen Ideen, Angeboten und Produkten schaffen sie in vielen Branchen aktiv Lösungen für soziale und ökologische Herausforderungen unserer Zeit, z.B. im Bildungsbereich, im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Energieversorgung, in Landwirtschaft, Baugewerbe oder im Immobiliensektor. Ein positiver Wandel der Gesellschaft wird von ihnen nicht nur nebenbei bewirkt, sondern ist zentrales Ziel der Aktivitäten.
Neben einigen etablierten Unternehmen sind es meist junge Gründerinnen und Gründer, die von Beginn an auf Social Impact setzen. Sie sind nicht nur „Gutmenschen“, sondern wirtschaftlich oft auch sehr erfolgreich. Gemeinsam mit Investor*innen, die der guten Wirkung und dem Erfolg sozialer Ideen vertrauen, aktivieren sie ein großes finanzielles Potenzial für den sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft.
Gute Beispiele für soziale Unternehmen gibt es inzwischen viele. Von der Vermittlungsplattform zur Integration von Geflüchteten über die ukrainische Brotbäckerei bis hin zur fair produzierten Limonadenmarke: Soziales Unternehmertum kann wirtschaftlich sehr erfolgreich sein – und gleichzeitig die Welt ein Stückchen besser machen.
Dieser Text ist beim RND am 28. Juli 2023 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Wie Immobilien die Welt verbessern
Immobilien bieten Menschen Raum zum Wohnen, Arbeiten und Lernen – ein Zuhause. Gemischte Wohnquartiere fördern den Austausch von Ideen, Kulturen und Erfahrungen, denn dort leben viele Menschen unterschiedlicher sozialer und wirtschaftlicher Hintergründe. Bestenfalls tragen Immobilien so zur sozialen Integration bei und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Immobilien fördern auch wirtschaftliches Wachstum. Gewerbegebiete, Einkaufszentren und Büros bieten Arbeitsplätze und schaffen Nachfrage an Dienstleistungen. Der Bedarf an Schulen, Krankenhäusern und öffentlichen Einrichtungen wächst, die lokale Wirtschaft boomt.
So einfach ist es leider nicht immer. Immobilien stehen auch für große ökologische und soziale Herausforderungen. Kulturell und sozial durchmischte Wohnquartiere werden immer seltener, steigende Mieten führen zur Gentrifizierung von Innenstädten. Gebäude verbrauchen viel Energie und sind für rund ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Energetische Sanierungen, Wärmedämmung und erneuerbare Energien haben andererseits auch ein hohes Potential, zu einer spürbaren Reduktion von CO2-Emissionen und mehr Klimaschutz beizutragen.
Rund 100 Milliarden Euro fließen jährlich in die Baubranche. Ähnlich viel Geld wie in den gemeinnützigen Sektor, aber während es dort ums Gemeinwohl – soziale Renditen – geht, erzielen Immobilien wirtschaftliche Gewinne in Milliardenhöhe. Die gute Nachricht: Kaum ein anderer Wirtschaftszweig kann so direkt so viel Positives für Klimaschutz und gesellschaftlichen Zusammenhalt bewirken. Von allein geschieht das zwar nicht, aber immer mehr Investor*innen haben erkannt, dass sich soziale, ökologische und wirtschaftliche Rendite zum Wohle aller miteinander verbinden lassen. Nachhaltiges Bauen treibt die sozial-ökologischen Transformation voran und Social-Impact-Investor*innen gestalten eine positive Zukunft – nicht nur, aber auch in der Immobilienbranche.
Dieser Text ist beim RND am 25. August 2023 erschienen. Hier finden Sie die Online-Version.
Weitere Artikel der Reihe
- Unternehmertum: Die nächste Generation steht für Fortschritt – und gesellschaftliche Verantwortung (21.10.2023)
- Kriege und Krisen: Was tun, wenn man helfen will (17.11.2023)
- Future Skills: Diese Fähigkeiten machen Sie für Unternehmen unverzichtbar (07.12.2023)
- Unternehmen müssen mehr politische Verantwortung übernehmen (16.02.2024)