Von­ein­an­der lernen

Seid hand­lungs­mu­tig!

Die Coro­na-Kri­se traf nicht nur Unter­neh­men, son­dern auch Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­tio­nen. Wenn Schu­len geschlos­sen blei­ben und Ver­an­stal­tun­gen abge­sagt wer­den, ist es für gemein­nüt­zi­ge Initia­ti­ven schwie­rig, Ziel­grup­pen wie Schüler*innen und Jugend­li­che zu errei­chen. Die Deut­sche Kin­der- und Jugend­stif­tung (DKJS) ließ sich davon nicht abschre­cken und stell­te in kür­zes­ter Zeit ein spe­zi­el­les Bil­dungs­pro­gramm für benach­tei­lig­te Ber­li­ner Schüler*innen auf die Bei­ne. In der vir­tu­el­len Kaf­fee­pau­se des SKa­la-CAM­PUS berich­te­ten Chris­tin Noack und Dr. Mag­da Doe­r­ing von der DKJS, wie das mög­lich war.

Das Pro­gramm Lern­Brü­cken” ent­stand als direk­te Reak­ti­on auf die coro­nabe­ding­ten Schul­schlie­ßun­gen in Ber­lin. Ziel des Pro­jek­tes ist es, dass Trä­ger der frei­en Jugend­hil­fe Schüler*innen indi­vi­du­ell beim häus­li­chen Ler­nen beglei­ten und bera­ten. Dafür koope­rie­ren die Trä­ger mit den Schu­len, den Eltern sowie der DKJS. Die Stif­tung steht den Trä­gern auch bera­tend zur Seite.

Wie erreicht man als Stif­tung, Ver­ein oder Orga­ni­sa­ti­on jun­ge Men­schen, wenn die Schu­len geschlos­sen sind?

Direkt zu Beginn der Kri­se stan­den auch die Trä­ger bei Lern­Brü­cken” vor der Her­aus­for­de­rung, wie sie Schüler*innen mit Unter­stüt­zungs­be­darf errei­chen. Eini­ge nah­men tele­fo­ni­schen Kon­takt zu den betrof­fe­nen Kin­dern und ihren Fami­li­en auf und erfrag­ten die Bedar­fe: Wie geht es euch? Was braucht ihr jetzt? Wie kön­nen wir euch unter­stüt­zen? Ande­re Trä­ger nutz­ten unter Ein­hal­tung der Abstands- und Hygie­ne­re­geln Haus­be­su­che bei den Fami­li­en für eine ers­te, per­sön­li­che Kontaktaufnahme.

Dies geschah bei Bedarf mehr­spra­chig, sodass die Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te inklu­siv aus der Ziel­grup­pe her­aus ent­wi­ckelt wer­den konn­ten. Dadurch wur­de nicht nur die Akzep­tanz der Ange­bo­te erhöht, son­dern auch die Eltern direkt und auf Augen­hö­he miteinbezogen. 

Auch wei­te­re NPOs berich­te­ten wäh­rend der vir­tu­el­len Kaf­fee­pau­se, dass das per­sön­li­che Gespräch mit den Eltern zen­tral war: Gera­de für Fami­li­en, die nicht deutsch­spra­chig sind, war ein Aus­tausch zu der Coro­na-Kri­se, den Ein­schrän­kun­gen und auch den Lern­mög­lich­kei­ten eine sehr gro­ße Hilfe.

Die regel­mä­ßi­ge Kon­takt­auf­nah­me der Trä­ger mit benach­tei­lig­ten Schüler*innen ver­hin­der­te in Fäl­len von even­tu­ell bereits vor­lie­gen­der Schul­di­stanz einen Kon­takt­ab­bruch zu den Schu­len wäh­rend der Schulschließungen.

Wie geht man als Non-Pro­fit-Orga­ni­sa­ti­on mit den Daten­schutz­re­geln um, wenn man eine sol­che Kon­takt­auf­nah­me umset­zen möchte?

Die Trä­ger der frei­en Jugend­hil­fe, die das Pro­gramm Lern­Brü­cken” für die DKJS umset­zen, hat­ten teil­wei­se bereits Ver­trä­ge mit den Schu­len, in denen das The­ma Daten­schutz gere­gelt war. Sie sind in vie­len Fäl­len sehr nah dran an den Fami­li­en und Schüler*innen und konn­ten die­se daher direkt anspre­chen. Die Trä­ger sind in Lern­Brü­cken“ immer in Abstim­mung mit der Schu­le und im Auf­trag der Schu­le unter­wegs, wenn Kin­der und Jugend­li­che für das Pro­gramm kon­tak­tiert wurden. 

Im Lau­fe der Dis­kus­si­on mit wei­te­ren Vertreter*innen ver­schie­de­ner Non-Pro­fits zeig­te sich, dass Lehrer*innen oft Unter­stüt­zung benö­tig­ten, um Schüler*innen zu errei­chen. Denn vie­le Schu­len und Lehr­kräf­te gerie­ten mit der Erstel­lung von Hygie­ne­kon­zep­ten und neu­en (digi­ta­len) Unter­richts­for­ma­ten an ihre Gren­zen und hat­ten wenig Res­sour­cen, sich so inten­siv wie die Jugend­hil­fe um eine Kon­takt­auf­nah­me zu bemühen. 

Aber wie kommt man als Orga­ni­sa­ti­on an die frei­en Trä­ger der Jugendhilfe?

Vie­le Trä­ger arbei­te­ten schon län­ger mit der DKJS im Rah­men von Feri­en­pro­gram­men und ähn­li­chem zusam­men. Die­se lang­fris­ti­ge und nach­hal­ti­ge Zusam­men­ar­beit brach­te ein Ver­trau­ens­ver­hält­nis mit, das eine schnel­le Umset­zung ermöglichte. 

Denn die DKJS ent­wi­ckel­te das Pro­jekt Lern­Brü­cken” inner­halb kür­zes­ter Zeit und in enger Abstim­mung mit der Senats­ver­wal­tung für Bil­dung, Jugend und Fami­lie als För­der­mit­tel­ge­be­rin. Zu Beginn wur­de das Pro­gramm über die eige­nen Trä­ger­netz­wer­ke und die gro­ßen Ver­bän­de weit­rei­chend bewor­ben, sodass sich vie­le Trä­ger direkt mit Umset­zungs­ideen an die Stif­tung wand­ten. Auch die Ber­li­ner Schu­len, die am Bonus­pro­gramm teil­neh­men, wur­den flä­chen­de­ckend ange­spro­chen. Die DKJS ver­mit­tel­te bei Inter­es­se zwi­schen Trä­ger und Schu­len. Ein star­kes, lang­fris­tig gepfleg­tes Netz­werk war hier ausschlaggebend.

Was ist aus Sicht der DKJS der wich­tigs­te Rat­schlag für Non-Pro­fits in Krisenzeiten?

Chris­tin Noack und Mag­da Doe­r­ing raten: Seid hand­lungs­mu­tig! Dies ent­spricht auch dem Leit­bild der Deut­schen Kin­der- und Jugend­stif­tung. Wenn Orga­ni­sa­tio­nen die Vor­aus­set­zun­gen und die Mög­lich­kei­ten haben zu han­deln, dann soll­ten sie die­se auch nut­zen. Gera­de in Kri­sen­zei­ten und wenn schnel­le Ent­schei­dun­gen getrof­fen wer­den müs­sen, kön­nen Unsi­cher­hei­ten Angst machen. Die Erfah­rung aus Lern­Brü­cken” zeigt, dass es sinn­voll sein kann, Unsi­cher­hei­ten auch ein­mal aus­zu­hal­ten und mit ver­schie­de­nen Hand­lungs­op­tio­nen im Kopf trotz­dem einen Anfang zu wagen.