SKa­la-Initia­ti­ve konkret

Stif­tung Als­ter­dorf – selbst­be­stimmt und gut ver­sorgt im Quartier

Was kon­kret bewirkt die SKa­la-Initia­ti­ve? Wie schlägt sich die För­de­rung im Orga­ni­sa­ti­ons­all­tag nie­der? – Die Stif­tung Als­ter­dorf hilft älte­ren Men­schen mit Unter­stüt­zungs­be­darf, wei­ter­hin selbst­stän­dig leben und teil­ha­ben zu können.

Die Orga­ni­sa­ti­on

Die Evan­ge­li­sche Stif­tung Als­ter­dorf unter­stützt Men­schen mit und ohne Behin­de­rung dar­in, ein selbst­be­stimm­tes und selbst­stän­di­ges Leben zu füh­ren – u.a. mit Assistenz‑, Wohn- und Bil­dungs­an­ge­bo­ten, in Kran­ken­häu­sern, Kitas und Schu­len sowie der Senio­ren­hil­fe und Pfle­ge. 6.500 Mit­ar­bei­ten­de sind an rund 180 Stand­or­ten tätig.

Aus­gangs­la­ge

Es gibt immer mehr älte­re Men­schen mit Unter­stüt­zungs­be­darf, gleich­zei­tig sinkt die Zahl pro­fes­sio­nel­ler Pfle­ge­kräf­te. Die Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen von Kran­ken- und Pfle­ge­kas­sen, der Alten­hil­fe und regio­na­ler Ange­bo­te im Quar­tier grei­fen oft nicht aus­rei­chend inein­an­der. Die Fol­ge: Sozia­le Iso­la­ti­on, ver­meid­ba­re Kran­ken­haus- und Pfle­ge­heim­auf­ent­hal­te. Hier setzt Qplus­Al­ter mit sei­ner sys­te­ma­ti­schen Beglei­tung älte­rer Men­schen und pfle­gen­der Ange­hö­ri­ger an. Ziel ist es, dass sie nach ihren Vor­stel­lun­gen leben kön­nen und die Unter­stüt­zung fin­den, die sie dafür benötigen.

Die Mitarbeiterinnen Alena Neven, Julia-Christin Jeske, Petra Rau, Jacqueline Johanns
Die Mitarbeiterinnen Alena Neven, Julia-Christin Jeske, Petra Rau, Jacqueline Johanns

För­der­vor­ha­ben

Im Bezirk Ham­burg-Nord unter­stüt­zen seit Mai 2019 vier haupt­amt­li­che Lots*innen im Modell­pro­jekt Qplus­Al­ter älte­re Men­schen und pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge dabei, trotz gesund­heit­li­cher Ein­schrän­kun­gen selbst­be­stimmt und selbst­stän­dig zu leben. 

Die Lots*innen hel­fen ihnen, einen indi­vi­du­el­len Unter­stüt­zungs-Mix aus Selbst­hil­fe, Tech­nik, sozia­len Net­zen im Quar­tier und Pro­fil­eis­tun­gen zu ent­wi­ckeln. Für die Nutzer*innen ist die Beglei­tung kos­ten­frei. Mit dem Pro­jekt Qplus­Al­ter soll exem­pla­risch erprobt wer­den, wie vor­han­de­ne Res­sour­cen effek­ti­ver und effi­zi­en­ter zur Unter­stüt­zung eines selbst­stän­di­gen Lebens der Men­schen genutzt wer­den können.

Wir­kun­gen auf Organisationsebene

Die Evan­ge­li­sche Stif­tung Als­ter­dorf setzt sich dafür ein, dass Men­schen, die Aus­gren­zung erle­ben oder von Aus­gren­zung bedroht sind, ein selbst­stän­di­ges Leben mit gesell­schaft­li­cher Teil­ha­be füh­ren kön­nen. Mit der Qplus­Al­ter-Sys­te­ma­tik konn­te der bereits erprob­te sozi­al­raum­ori­en­tier­te Ansatz aus dem Orga­ni­sa­ti­ons­be­reich der Ein­glie­de­rungs­hil­fe – der sich am Wil­len des Ein­zel­nen ori­en­tiert und sys­te­ma­tisch per­sön­li­che, tech­ni­sche und räum­li­chen Res­sour­cen ver­bin­det – auf eine neue Ziel­grup­pe über­tra­gen werden. 

Der Kom­pe­tenz­trans­fer aus dem Bereich Ein­glie­de­rungs­hil­fe und Sozi­al­raum­ori­en­tie­rung in den Gesund­heits­be­reich sowie die Wei­ter­ent­wick­lung sozi­al­raum­ori­en­tier­ter Ansät­ze mit­tels der Erfah­run­gen aus der Alters­me­di­zin und der Pfle­ge ist gelun­gen. Qplus­Al­ter wird als not­wen­di­ge und sinn­vol­le Erwei­te­rung der Ver­sor­gung der Patient*innen nach der Ent­las­sung aus dem Kran­ken­haus bewertet.

Wir­kun­gen auf Projektebene

Ers­te Zwi­schen­er­geb­nis­se zei­gen, dass das Pro­jekt sys­te­ma­tisch Unter­stüt­zungs­ar­ran­ge­ments schafft, die gesamt­ge­sell­schaft­lich nach­hal­tig sind und über­dies als außer­or­dent­lich ermu­ti­gend erlebt wer­den (hier­zu das Bei­spiel unten). 

Die Zwi­schen­er­geb­nis­se bele­gen fer­ner, dass Qplus­Al­ter die Gren­zen der Sozi­al­ge­setz­ge­bung über­win­det und dabei Leis­tun­gen der Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung mit den Res­sour­cen des Quar­tiers (z. B. Nach­bar­schaft, Ehren­amt, Kir­chen­ge­mein­den, Ärz­te, Kran­ken­haus, Pfle­ge – diens­te, Bera­tungs­stel­len) und wei­te­rer Sys­te­me (z.B. Alten­hil­fe, Poli­tik, Ver­wal­tung, Woh­nungs­wirt­schaft) verbindet. 

Durch die stra­te­gi­sche Zusam­men­ar­beit mit dem Ev. Kran­ken­haus Als­ter­dorf und Netzwerkpartner*innen im Quar­tier konn­ten bis­her rund 170 älte­re Men­schen mit Unter­stüt­zungs­be­darf indi­vi­du­ell bera­ten wer­den, etwa ein Drit­tel von ihnen ent­schied sich für eine län­ger­fris­ti­ge Begleitung. 

Ins­be­son­de­re in Umbruch­si­tua­tio­nen wie nach einem Kran­ken­haus­auf­ent­halt zeigt sich, dass älte­re Men­schen oder pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge auf die Beglei­tung der Lots*innen zurück­grei­fen. Da es gemein­sam gelingt, bereits vor­han­de­ne Res­sour­cen zugäng­li­cher zu machen und wirk­sa­mer wer­den zu las­sen, pro­fi­tie­ren nicht nur die Ziel­grup­pen. Auch die Netzwerkpartner*innen bewer­ten die Zusam­men­ar­beit als Win-Win-Situa­ti­on.

Die 78-jährige Erika Meger im Gespräch mit der Lotsin.
Die 78-jährige Erika Meger im Gespräch mit der Lotsin.

Der alters­über­grei­fen­de Ansatz funktioniert!“ 

Die 78-jäh­ri­ge Eri­ka Meger hat zusam­men mit einer Lot­sin von Qplus­Al­ter ihren All­tag neu orga­ni­siert: Seit 20 Jah­ren wohnt sie im Ham­bur­ger Stadt­teil Groß Bors­tel, kennt Men­schen und Stra­ßen, die Zim­mer ste­cken vol­ler Erinnerungen.

Vor drei Jah­ren starb der Lebens­ge­fähr­te. Sie selbst ist gesund­heit­lich ein­ge­schränkt, nach Ope­ra­tio­nen von Schul­ter, Knie und Hüf­ten wur­de ihr die Haus­ar­beit immer schwe­rer. Geld für eine Hil­fe im All­tag ist bei der klei­nen Ren­te nicht drin. Ein Pfle­ge­grad wird abgelehnt. 

Dann lernt sie Julia-Chris­tin Jes­ke ken­nen, eine Lot­sin von Qplus­Al­ter. Eri­ka Meger schil­dert ihr Anlie­gen: Ich will in mei­ner Woh­nung woh­nen blei­ben, aber die Haus­ar­beit schaf­fe ich nicht mehr, so viel bleibt lie­gen. Ich füh­le mich in mei­nem eige­nen Zuhau­se nicht mehr wohl.“ 

In meh­re­ren Gesprä­chen lotet Eri­ka Meger die Mög­lich­kei­ten aus, etwas zu ver­än­dern. Julia-Chris­tin Jes­ke unter­stützt sie dabei: Wir neh­men uns Zeit, gemein­sam mit den älte­ren Men­schen zu schau­en: Was ist ihnen wich­tig? Wie soll ihr All­tag aus­se­hen, damit sie sich wohl­füh­len? Was belas­tet sie, was schränkt ihre Lebens­qua­li­tät ein? Was kön­nen und wol­len sie selbst tun und wobei benö­ti­gen sie Unter­stüt­zung?

Eri­ka Meger ist froh, ihren All­tag gemein­sam mit der Lot­sin orga­ni­sie­ren zu kön­nen und wie­der bes­ser in den Griff zu bekom­men. Sie fin­det eine Nach­ba­rin, die ihr im All­tag hilft, ent­schei­det sich für einen Rol­la­tor, den sie bei einer ande­ren Nach­ba­rin erprobt, sie plant, das Bad bar­rie­re­frei umzu­bau­en, und macht einen Smart­phone-Kurs gemein­sam mit ande­ren älte­ren Men­schen, die sie dafür anfragt. Ver­schie­de­ne Aktiv­tä­ten und lau­ter klei­ne Schrit­te, die zusam­men das Leben verbessern.


SKa­la-För­der­be­reich: Inklu­si­on & Teil­ha­be | För­der­be­trag: rund 1,1 Mio. Euro | Reich­wei­te: lokal in Hamburg


Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur SKa­la-Initia­ti­ve und alle Wir­kungs­be­le­ge fin­den sich auch in den Tätig­keits­be­rich­ten, hier zum Download:

Resultate & Wirkungen

Abschlussbericht SKala-Initiative 2022

Alles Wissenswerte zu SKala in der Zusammenfassung

Tätigkeitsbericht SKala-Initiative 2020

Große Wirkungen (und Corona)

Tätigkeitsbericht SKala-Initiative 2021

Wirkungsbelege en gros (und immer noch Corona)

Tätigkeitsbericht SKala-Initiative 2019

Halbzeit bei SKala. Erkenntnisse & Erfolge