Pioniere der Zukunft: Wie „Society Positive”-Unternehmen den Wandel gestalten
Die Welt befindet sich im Wandel. Fortwährend neue Herausforderungen und eine wachsende Verantwortung prägen unsere Gesellschaft. In diesem Spannungsfeld entsteht eine neue Vision für unternehmerisches Handeln: Society Positive.
Society Positive folgt der Idee, das Unternehmen noch stärker als bisher über reine Profitmaximierung hinaus positiv in die Gesellschaft agieren. Dass sie einen aktiven, sichtbaren Beitrag zu einer besseren Gesellschaft leisten.
Was heißt Society Positive?
Die Überlegungen zu Society Positive sind inspiriert vom Nature-Positive-Konzept. Dessen Grundgedanke ist, dass Unternehmen nicht nur darauf achten, den von ihnen verursachten Umweltschaden zu minimieren. Sondern dass sie bewusst darauf hinarbeiten, die ökologischen Auswirkungen ihres Handelns so zu verbessern, dass das Ausmaß an Biodiversität spürbar erhöht wird. Im Gegensatz zu einer eher traditionellen Unternehmensführung, die hauptsächlich auf Gewinnmaximierung zielt, und bei der höhere Standards allenfalls aufgrund regulatorischer Pflichten eine Rolle spielen, streben Society Positive Unternehmen danach, einen durchweg positiven Handabdruck zu hinterlassen.
Eine Definition von Society Positive könnte daher in diese Richtung zielen: Society-Positive-Unternehmen verpflichten sich, aktiv einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft auszuüben und einen wesentlichen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zu leisten.
Dr. Andreas Rickert, CEO PHINEO
„Soziale und ökologische Verantwortung wird ziemlich sicher auch zu einer wirtschaftlichen Nachhaltigkeit führen!”
Merkmale von Society-Positive-Unternehmen
Unternehmen, die sich im obigen Sinne als „society positive” definieren, wirken über regulative Standards wie ESG und ihr eigentliches Kerngeschäft hinaus:
- Sie messen ihren Erfolg weniger am Profit, sondern vor allem daran, welchen Beitrag sie zu einem besseren Leben für alle beisteuern.
- Sie investieren in nachhaltige Geschäftsmodelle, fördern soziale Gerechtigkeit und übernehmen Verantwortung für die Umwelt.
- Sie arbeiten transparent und kommunizieren ihren sozialen wie ökologischen Impact.
Beispiele von Society-Positive-Unternehmen
Mit Patagonia und Edding gibt es zwei Unternehmen, die beispielhaft vorangehen.
2022 übertrug Yvon Chouinard, Gründer des Outdoor-Bekleidungsunternehmen Patagonia, seine Firma an eine gemeinnützige Stiftung. Ziel war es, alle Unternehmensgewinne dafür zu nutzen, der Klimakrise etwas entgegenzusetzen. Das war aber nicht alles. Auf der Unternehmens-Website heißt es dazu unter der Überschrift „Business unusual”: „Wir bei Patagonia wissen, dass alles Leben auf der Erde vom Aussterben bedroht ist. Wir wollen die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen – unser Unternehmen, unsere Investitionen, unsere Stimme und unsere Vorstellungskraft – nutzen, um etwas dagegen zu tun.”
Das börsennotierte deutsche Unternehmen Edding erklärte 2023, dass die Gewinnerzielung kein Selbstzweck mehr sei. Vielmehr wären Profite das „notwendige Mittel, um Gutes zu tun”. Die Gewinne sollen künftig dazu genutzt werden, Projekte zur Lösung von Umweltproblemen zu finanzieren, soziale Projekte zu unterstützen und neue Technologien zum Wohle aller zu entwickeln.
Herausforderungen von Society Positive
So überzeugend der Kerngedanke von Society Positive klingt, die Umsetzung könnte sich als knifflig herausstellen:
- Messbarkeit: Es ist nicht einfach, den gesellschaftlichen Impact von Unternehmen präzise zu messen. Hierfür braucht es geeignete Kennzahlen und Standards.
- Komplexität: Gesellschaftliche Herausforderungen sind meist vielschichtig. Einfache Lösungen gibt es quasi nie, und meist sind viele Stakeholder involviert. Society-Positive-Ansätze müssen dieser Komplexität gerecht werden.
- Langfristigkeit: Positive gesellschaftliche Veränderungen brauchen einen langen Atem. Der Erfolg lässt sich oft nicht kurzfristig realisieren. Das erfordert Geduld und Beharrlichkeit.
- Zeit: Die Aufmerksamkeit der allermeisten Unternehmen konzentriert sich derzeit auf die Umsetzung der ESG-Regulatorik. Die sozialen Aspekte, die sich hinter dem „S” in ESG verbergen, und die für Society Positive relevant sind, sind bislang nicht mit Kennzahlen hinterlegt – entsprechend schwer haben sie es durchzudringen.
Vorteile von Society Positive
Klimakrise, steigende Energiekosten, fehlende qualifizierte Mitarbeitende, zunehmende regulatorische Anforderungen – schon jetzt verändern sich ökonomische und ökologische Rahmenbedingungen für Unternehmen fundamental. In diesen Zeiten sollten Unternehmen einen besonders großen Anreiz haben, sich society positive zu verhalten.
- Society-Positive-Unternehmen sind resilienter gegenüber Krisen: Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis die Klimakrise eine weitere, vermutlich umfassendere staatliche Regulierung nach sich zieht. Unternehmen, die hier als Pioniere vorangehen, wird es leichter fallen, diese neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen.
- Society-Positive-Unternehmen sind attraktiver für Kund*innen und Mitarbeitende: Aktuelle Studien wie der Sustainability Transformation Monitor zeigen, dass Arbeitnehmer*innen künftig die größten Treiber von Nachhaltigkeitsaktivitäten in Unternehmen sind. Ergo könnten es Unternehmen, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, künftig leichter haben, gute Mitarbeitende zu finden.
- Society-Positive-Unternehmen sind enkelfähig. Sie schielen nicht nur auf kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern denken und handeln langfristig. Die Enkelgeneration profitiert nicht nur von einem lebenswerten Planeten, sondern auch von vitalen Unternehmen, die langfristig am Markt bestehen.
Fazit
Society-Positive-Unternehmen können einen Wendepunkt im unternehmerischen Denken markieren, eben weil sie über die Gewinnmaximierung hinaus gesellschaftliche und ökologische Verantwortung übernehmen. Sie orientieren sich an einer nachhaltigen Entwicklung, messen ihren Erfolg an positiven Beiträgen zur Gesellschaft und zeigen, dass soziales Engagement und ökologische Nachhaltigkeit wirtschaftlich tragfähig sein kann.
Auch wenn Herausforderungen wie die Messbarkeit des gesellschaftlichen Impacts lauern, überwiegen die Vorteile: Resilienz gegenüber Krisen, Attraktivität für Kund*innen und Mitarbeitende sowie die Sicherung langfristiger Lebensqualität.
Society-Positive-Unternehmen sind somit Vorreiter für eine Wirtschaft, die den Planeten und die Gesellschaft in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt.