Spen­den­ver­hal­ten 2023: 10 Pro­zent weni­ger Spender*innen

12.02.2024

Das Spen­den­ni­veau in Deutsch­land sinkt und gibt Anlass zur Sor­ge”, wie der Deut­sche Spen­den­rat sei­ne neu­es­te Erhe­bung kom­men­tiert. Die Ergeb­nis­se im Überblick.

In Deutsch­land wur­den im 2023 rund 5 Mil­li­ar­den Euro gespen­det. Das sind etwa 700 Mil­lio­nen Euro bzw. 12 Pro­zent weni­ger als noch im Vor­jahr. Die Ein­nah­men gin­gen vor allem in der Not- und Kata­stro­phen­hil­fe zurück – 2021/2022 hat­ten hier die Flut­ka­ta­stro­phe im Ahrtal und der Ukrai­ne-Krieg für Spen­den­re­kor­de gesorgt.

Bei der regio­na­len Betrach­tung des Spen­den­ver­hal­tens sticht Nord­rhein-West­fa­len her­aus: Die Einwohner*innen im bevöl­ke­rungs­reichs­ten Bun­des­land spen­de­ten rund eine Mil­li­ar­de Euro.

Mar­tin Wulff, Deut­scher Spen­den­rat e.V.

Die Fra­ge, ob man sich bestimm­te Din­ge noch leis­ten kann, muss­ten vie­le Men­schen immer häu­fi­ger mit einem Nein beant­wor­tet. Die­sem Prag­ma­tis­mus fal­len in Tei­len auch die Spen­den an Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen zum Opfer. Vor die­sem Hin­ter­grund sind die fest­ge­stell­ten Spen­den­leis­tun­gen umso bemerkenswerter.”

Etwa 17 Mil­lio­nen Men­schen haben 2023 min­des­tens ein­mal Geld an gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­tio­nen oder Kir­chen gespen­det. Die Zahl der Spender*innen ist damit im Ver­gleich zum Vor­jahr um fast 10 Pro­zent gesunken.

Erfreu­lich hin­ge­gen ist, dass die­je­ni­gen, die spen­den, häu­fi­ger und ins­ge­samt mehr geben: Jede*r Spender*in spen­de­te im Schnitt 7,3‑mal und ins­ge­samt 40 Euro. Das ist der dritt­höchs­te Betrag seit 2005.

Für Demo­kra­tie­pro­jek­te spenden

Um Demo­kra­tie und Gemein­we­sen zu unter­stüt­zen, las­sen sich am bes­ten Pro­jek­te und Initia­ti­ven för­dern, die bereits in der Ver­gan­gen­heit her­aus­ra­gen­de Arbeit geleis­tet haben: Demo­­kra­­tie-Pro­­jek­­te mit Impact …

Wei­te­re Ergeb­nis­se im Überblick

Spen­den­zwe­cke

  • Auf huma­ni­tä­re Hil­fe ent­fal­len rund 75 Pro­zent des Gesamts­pen­den­vo­lu­mens, mit­hin 3,75 Mil­li­ar­den Euro.
  • Die Spen­den­ein­nah­men für Geflüch­te­te nor­ma­li­sie­ren sich wei­ter und lie­gen bei 460 Mil­lio­nen Euro – zum Ver­gleich: Im Jahr der Ukrai­ne-Inva­si­on 2022 wur­den 1,1 Mil­li­ar­den Euro gespendet.
  • Auf wei­te­re Spen­den­zie­le – Kul­tur- und Denk­mal­pfle­ge, Natur‑, Umwelt- und Kli­ma­schutz, Tier­schutz, Sport etc. – ent­fie­len 1,2 Mil­li­ar­den Euro (-8%).

Regio­na­le Verteilung

  • In Nord­rhein-West­fa­len spen­de­ten die Einwohner*innen nicht nur rund eine Mil­li­ar­de Euro. Auch die Höhe der Geld­spen­den wuchs in den letz­ten vier Jah­ren um 34%.
  • Ein ganz ande­res Bild zeigt sich in Bay­ern und Baden-Würt­tem­berg: Hier ver­rin­ger­ten sich die Geld­spen­den jeweils deut­lich um 18% bzw. 15% und erreich­ten den nied­rigs­ten Wert seit 2012 (Bay­ern) bzw. 2013 (Baden-Würt­tem­berg).
  • Der Blick auf Ost­deutsch­land zeigt, dass das Spen­den­ver­hal­ten im Jahr 2023 zwar nied­ri­ger aus­fiel, aber immer noch höher ist als in den Jah­ren 2019/2020: ins­ge­samt rund 700 Mio. Euro spen­de­ten Men­schen in Ost­deutsch­land.

Dr. Andre­as Rickert, PHINEO

Spen­den­sam­meln­de Orga­ni­sa­tio­nen müs­sen künf­tig noch mehr Trans­pa­renz dar­über her­stel­len, wofür sie Spen­den ein­set­zen und was die­se bewirken!”

Spen­den nach Altersgruppen

  • Nach wie vor spen­det die Gene­ra­ti­on 60plus am meis­ten: Ihr Anteil am Gesamts­pen­den­vo­lu­men liegt unver­än­dert bei 61%.
  • Bei den ande­ren Alters­grup­pen kam es zu einer Ver­schie­bung der Markt­an­tei­le. Hin­zu gewann die Alters­grup­pe der 30- bis 39-Jäh­ri­gen, deren Anteil von 6% auf 10% stieg. – Ein Trend, der Hoff­nung für das zukünf­ti­ge Spen­den­auf­kom­men macht”, wie die Autor*innen konstatieren.

Pro­gno­se für 2024

Die der­zei­ti­ge wirt­schaft­li­che und geo­po­li­ti­sche Lage – gerin­ges Wirt­schafts­wachs­tum, Infla­ti­on, mul­ti­ple Kri­sen infol­ge Kli­ma­wan­del, Wah­len etc. – wer­den wei­ter­hin für eine star­ke Ver­un­si­che­rung der Men­schen sor­gen und die Spar­nei­gung wei­ter begüns­ti­gen”, heißt es vom Spen­den­rat. Für Orga­ni­sa­tio­nen käme es dar­auf an, noch trans­pa­ren­ter über die Mit­tel­ver­wen­dung zu berich­ten – und auch über die erziel­ten Impacts. 

(Wie man mit­hil­fe impac­t­ori­en­tier­ter Bericht­erstat­tung das Fund­rai­sing begüns­tigt, beschrei­ben wir hier: Erfolg­rei­ches Fund­rai­sing durch plau­si­ble Wir­kungs­be­le­ge”)

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