Spendenverhalten 2023: 10 Prozent weniger Spender*innen
Das Spendenniveau in Deutschland sinkt und „gibt Anlass zur Sorge”, wie der Deutsche Spendenrat seine neueste Erhebung kommentiert. Die Ergebnisse im Überblick.
In Deutschland wurden im 2023 rund 5 Milliarden Euro gespendet. Das sind etwa 700 Millionen Euro bzw. 12 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Die Einnahmen gingen vor allem in der Not- und Katastrophenhilfe zurück – 2021/2022 hatten hier die Flutkatastrophe im Ahrtal und der Ukraine-Krieg für Spendenrekorde gesorgt.
Bei der regionalen Betrachtung des Spendenverhaltens sticht Nordrhein-Westfalen heraus: Die Einwohner*innen im bevölkerungsreichsten Bundesland spendeten rund eine Milliarde Euro.
Martin Wulff, Deutscher Spendenrat e.V.
„Die Frage, ob man sich bestimmte Dinge noch leisten kann, mussten viele Menschen immer häufiger mit einem Nein beantwortet. Diesem Pragmatismus fallen in Teilen auch die Spenden an Hilfsorganisationen zum Opfer. Vor diesem Hintergrund sind die festgestellten Spendenleistungen umso bemerkenswerter.”
Etwa 17 Millionen Menschen haben 2023 mindestens einmal Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Die Zahl der Spender*innen ist damit im Vergleich zum Vorjahr um fast 10 Prozent gesunken.
Erfreulich hingegen ist, dass diejenigen, die spenden, häufiger und insgesamt mehr geben: Jede*r Spender*in spendete im Schnitt 7,3‑mal und insgesamt 40 Euro. Das ist der dritthöchste Betrag seit 2005.
Für Demokratieprojekte spenden
Um Demokratie und Gemeinwesen zu unterstützen, lassen sich am besten Projekte und Initiativen fördern, die bereits in der Vergangenheit herausragende Arbeit geleistet haben: Demokratie-Projekte mit Impact …
Weitere Ergebnisse im Überblick
Spendenzwecke
- Auf humanitäre Hilfe entfallen rund 75 Prozent des Gesamtspendenvolumens, mithin 3,75 Milliarden Euro.
- Die Spendeneinnahmen für Geflüchtete normalisieren sich weiter und liegen bei 460 Millionen Euro – zum Vergleich: Im Jahr der Ukraine-Invasion 2022 wurden 1,1 Milliarden Euro gespendet.
- Auf weitere Spendenziele – Kultur- und Denkmalpflege, Natur‑, Umwelt- und Klimaschutz, Tierschutz, Sport etc. – entfielen 1,2 Milliarden Euro (-8%).
Regionale Verteilung
- In Nordrhein-Westfalen spendeten die Einwohner*innen nicht nur rund eine Milliarde Euro. Auch die Höhe der Geldspenden wuchs in den letzten vier Jahren um 34%.
- Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Bayern und Baden-Württemberg: Hier verringerten sich die Geldspenden jeweils deutlich um 18% bzw. 15% und erreichten den niedrigsten Wert seit 2012 (Bayern) bzw. 2013 (Baden-Württemberg).
- Der Blick auf Ostdeutschland zeigt, dass das Spendenverhalten im Jahr 2023 zwar niedriger ausfiel, aber immer noch höher ist als in den Jahren 2019/2020: insgesamt rund 700 Mio. Euro spendeten Menschen in Ostdeutschland.
Dr. Andreas Rickert, PHINEO
„Spendensammelnde Organisationen müssen künftig noch mehr Transparenz darüber herstellen, wofür sie Spenden einsetzen und was diese bewirken!”
Spenden nach Altersgruppen
- Nach wie vor spendet die Generation 60plus am meisten: Ihr Anteil am Gesamtspendenvolumen liegt unverändert bei 61%.
- Bei den anderen Altersgruppen kam es zu einer Verschiebung der Marktanteile. Hinzu gewann die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, deren Anteil von 6% auf 10% stieg. – „Ein Trend, der Hoffnung für das zukünftige Spendenaufkommen macht”, wie die Autor*innen konstatieren.
Prognose für 2024
Die derzeitige wirtschaftliche und geopolitische Lage – geringes Wirtschaftswachstum, Inflation, multiple Krisen infolge Klimawandel, Wahlen etc. – werden „weiterhin für eine starke Verunsicherung der Menschen sorgen und die Sparneigung weiter begünstigen”, heißt es vom Spendenrat. Für Organisationen käme es darauf an, noch transparenter über die Mittelverwendung zu berichten – und auch über die erzielten Impacts.
(Wie man mithilfe impactorientierter Berichterstattung das Fundraising begünstigt, beschreiben wir hier: „Erfolgreiches Fundraising durch plausible Wirkungsbelege”)
Zum Weiterlesen
- Mitteilung des Deutschen Spendenrats (der Mitteilung entstammen wesentliche Teile dieses Textes)
- Panel des Deutschen Spendenrats (samt Erhebungsmethode): Bilanz des Helfens 2023 (PDF)
- Regionaldaten: Spendenmarkt Deutschland 2023, Regionaldaten (PDF)