Der Weg zum gesellschaftlichen „Impact”: Was ist soziale Wirkung?
Tagtäglich engagieren sich Menschen, um Dinge zum Positiven zu verändern. Sie investieren Geld und Herzblut, damit es Benachteiligten besser geht, die Natur geschützt oder die Kultur im Kiez gefördert wird.
Kurz: Mit ihrer Arbeit versuchen sie jeden Tag aufs Neue, die Gesellschaft voranzubringen und dabei eine größtmögliche Wirkung zu erzielen.
Was aber bedeutet in diesem Zusammenhang der Begriff „Wirkung”? Worin zeigt sich, ob es einen gesellschaftlichen „Impact” gab?
Bezogen auf gemeinnützige Arbeit spricht man vereinfacht immer dann von Wirkung bzw. einem social impact, wenn eine Maßnahme zu Veränderungen …
- bei der Zielgruppe,
- in deren Lebensumfeld und
- in der Gesellschaft insgesamt führt.
Dabei gibt verschiedene Stufen, die Wirkung erreichen kann:
Wirkungen auf Ebene der Gesellschaft werden als Impact bezeichnet. In der Abbildung ist das die oberste Stufe, Stufe 7. Diese Ebene ist am schwersten zu erreichen und auch am schwersten nachzuweisen.
Wirkungen bei den Zielgruppen werden als Outcomes bezeichnet. Die Outcomes lassen sich unterteilen, in der Abbildung sind das die Stufen 4 – 6.
- Die dritte Outcome-Stufe ist erreicht, wenn sich infolge eines Angebots oder einer Maßnahme die Lebenslage der Zielgruppe ändert, sie beispielsweise sozial aufsteigt (Stufe 6).
- Die zweite Outcome-Stufe ist erreicht, wenn die Zielgruppe infolge eines Angebots oder einer Maßnahme ihr Verhalten ändert (Stufe 5).
- Die erste Outcome-Stufe ist erreicht, wenn die Zielgruppe infolge eines Angebots oder einer Maßnahme neue Fähigkeiten erwirbt (Stufe 4).
Impact und Outcomes müssen dabei Folge eines Angebots oder einer Maßnahme sein, die ein soziales Projekt anbietet. Diese Angebote oder Maßnahmen werden als Outputs bezeichnet. Klassische Outputs sind bspw. Weiterbildungsmaßnahmen, Trainings, Orchester-Proben, Schulungsmaterialien, Erklärfilme, Websites, geselliges Beisammensein und Austausch (etwa, wenn ein Projekt vereinsamte Menschen miteinander in Kontakt bringt). In der Abbildung der Wirkungstreppe sind die Outputs in den Stufen 1 – 3 dargestellt.
Kurz gesagt: Infolge von Outputs (Angeboten und Maßnahmen) ergeben sich bei den Zielgruppen Outcomes (Wirkungen auf Ebene der Zielgruppen), die im Idealfall einen gesellschaftlichen Impact (Wirkung auf Ebene der Gesamtgesellschaft) erzielen.
Weil das sehr theoretisch ist, erklären wir es an einem Beispiel:
Wirkung, ganz praktisch
Ein gemeinnütziger Verein hat durch eine Umfeld-Analyse festgestellt, dass es einen großen Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen für Erwerbslose gibt. Also bietet er qualifizierende Schulungen an, um Erwerbslose wieder zu einer Beschäftigung zu verhelfen.
Seine Leistung („Output”, Stufen 1 – 3) besteht beispielsweise aus der Anzahl der Schulungen und der Zahl der erreichten Teilnehmer*innen.
Legt man jedoch nur die eingesetzten Ressourcen („Input”) und die Outputs zugrunde, sagt dies noch nichts über die tatsächliche Wirkung der Maßnahme aus. Denn eine hohe Teilnehmerzahl und die persönliche Zufriedenheit der Projektverantwortlichen garantieren nicht, dass die Erwerbslosen für den Arbeitsmarkt relevante Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben – und dass das Projekt so zum eigentlichen Ziel beiträgt: dem Wiedereinstieg der Erwerbslosen in den Beruf. Schlechterdings nämlich lernen die Erwerbslosen in der Schulung nichts hinzu, und die Maßnahme verpufft wirkungslos.
Die eigentliche Wirkung des Projekts zeigt sich daher darin, dass die Schulungsteilnehmer Kompetenzen erwerben und Selbstvertrauen aufbauen.
Erst diese Veränderung bei der Zielgruppe („Outcome”, Stufen 4 – 6) ermöglicht den Wiedereintritt in den Beruf. Und das bewirkt schließlich eine Veränderung auf gesellschaftlicher Ebene („Impact”, Stufe 7) in Form eines Rückgangs der Arbeitslosigkeit, etwa im Stadtteil.
Wie Sie Schritt für Schritt eine Wirkungstreppe für Ihr Projekt
entwickeln, erklären wir im „Kursbuch Wirkung”, das unten zum
kostenlosen Download bereit steht. Oder auch in kurz auf der Site „Effektives Projektmanagement für Vereine und Nonprofits” …
Und um herauszufinden, wie wirkungsorientiert Sie bereits sind, können Sie zwischendrin auch das Wirkometer befragen …
Wirkungsorientiertes Arbeiten im Organisations-Alltag
Hunderte Tipps und Anleitungen für ein effektives, wirkungsorientiertes Projektmanagement gibts beim SKala-CAMPUS, unserer kostenfreien Lern- und Weiterbildungsplattform.
Wirkung „messen” und analysieren
Gleich vorweg: Soziale Wirkung kann man nicht ohne Weiteres messen! Gemeinnützige Arbeit lässt sich nicht an ein Raster anlegen, das die jeweilige Wirkung misst und vergleicht – nach dem Muster: Organisation A hat eine Wirkung von 1,8 und Organisation B eine von 3, also ist Organisation A die wirksamere der beiden.
Sehr wohl lässt sich aber das Wirkungspotenzial analysieren. Man kann stichhaltig ermitteln, wie leistungsfähig eine gemeinnützige Organisation ist und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Projekt Wirkung erzielt.
Und hier setzt die PHINEO-Anlaysemethode an: Wir analysieren, wie hoch das Wirkungspotenzial eines Projekts ist und wie gut aufgestellt die Organisation ist, die dahinter steht. Unsere Analyse-Methode basiert auf einem in Großbritannien erprobten wissenschaftlichen Verfahren, das wir deutlich verfeinert und an die Strukturen des gemeinnützigen Sektors in Deutschland angepasst haben. Wie sich das Verfahren im Organisationsalltag eines sozialen Projekts umsetzen lässt, steht im „Kursbuch Wirkung”, unten zum Download.
Wirkungsanalyse in acht Kriterien
- Ziele und Zielgruppen des Projekts sollten klar auf die jeweiligen gesellschaftlichen Herausforderungen abgestimmt sein. Denn je genauer ein Projekt auf die Bedürfnisse der Zielgruppen ausgerichtet ist, desto eher wird auch hier Wirkung erzielt.
- Ansatz und Konzept eines Projekts müssen theoretisch fundiert und in ausreichendem Maße praxiserprobt sein. Alle Maßnahmen sollten optimal zur Zielsetzung und zur Zielgruppe passen. Dabei ist auch die Auseinandersetzung mit Projekten im Umfeld relevant.
- Zur Wirksamkeit trägt auch eine laufende Qualitätsentwicklung bei. In einer aktiven Lernkultur werden Arbeitsergebnisse nach klaren Maßstäben gemessen und je nach Resultat die konkrete Projektarbeit zielorientiert weiterentwickelt.
- Vision und Strategie geben einer Organisation eine klare Richtung. Echte Wirkungsorientierung verlangt, dass die geplanten Handlungsschritte einer Organisation geeignet sind, die langfristig gesetzten Ziele tatsächlich zu erreichen.
- Leitung und Personalmanagement bilden den Rahmen für wirkungsvolles Engagement. Je nach Größe der Organisation sollten Aufgaben und Verantwortlichkeiten klar und kompetenzgerecht definiert sein.
- Jede Organisation braucht angemessene Aufsicht und Kontrollmechanismen („Checks and Balances”). Abhängigkeiten und persönliche Verflechtungen sollten ausgeschlossen sein, Finanzen durch unabhängige Personen geprüft werden.
- Finanzen und Controlling sind für die Steuerung einer Organisation elementar. Die Rechnungslegung sollte nach anerkannten Grundsätzen erstellt werden. Auch prüfen wir das Finanzierungskonzept sowie die Mittelherkunft und ‑verwendung.
- Auch Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit sind für wirkungsvolles Engagement wichtig, zumal Soziale Investoren ihre Unterstützung oftmals von offenen Informationen über Projektarbeit, Governance und Finanzlage abhängig machen.
Um nichts dem Zufall zu überlassen, untergliedern wir diese acht Kriterien noch mal in 21 Teilkriterien. Jedes für sich genommen und in der Gesamtschau verraten diese, wie wirkungsorientiert eine Organisation arbeitet und wie hoch das Potenzial ist, dass das Projekt einen hohen Grad an sozialer Wirkung erreichen kann.
Organisationen und Projekte, die eine hohe Wirkung erzielen möchten, können und sollten sich an diesen Kriterien orientieren.