Wirkungsorientierung ist mehr als nur die Wirkungstreppe
„Wir haben ein Monster erschaffen – alle wollen immer nur Wirkungstreppen ausfüllen!” – Diese flapsige Aussage einer Kollegin bringt das Dilemma unserer Wirkungstreppe auf den Punkt. – Ein Kommentar von Jonas Fathy, Leitung Großspendenberatung & Wirkungsanalyse bei PHINEO.
Die Wirkungstreppe, die wir mit dem „Kursbuch Wirkung” vor elf Jahren in die Breite getragen haben, wird häufig als Allzweckmethode für Wirkungs-Fragen verstanden. Dies verkürzt jedoch die Sicht auf das komplexe Thema der Wirkungsorientierung.
Die Wirkungstreppe erklärt sehr gut, wie man über Wirkung nachdenken kann. Sie macht insbesondere den zentralen Unterschied deutlich zwischen dem, was man tut und dem was man bewirkt.
Diese bewusste Reduktion komplexer Zusammenhänge macht die Zusammenhänge zudem besser begreifbar – so weit in der Theorie. Die Realität aber ist vielschichtiger. Wirkungen entstehen durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren und diese Gemengelage lässt sich selten einfach so erklären.
Besonders bei der Betrachtung von Organisationen als Ganzes stößt die Wirkungstreppe an ihre Grenzen. Hier bieten Modelle wie die Theory of Change einen besseren Ansatz, auch wenn sie zunächst abschreckend wirken können. Die Wirkungstreppe kann jedoch ein erster Schritt sein, der zu einer umfassenderen Wirkungslogik führt.
Wirkungsorientierung bedeutet, eine Unternehmung kontinuierlich mit Blick auf die Wirkung auszurichten und zu steuern. Dies immer mit dem Ziel, positive Wirkungen zu vergrößern und auch ungewollte oder negative Wirkungen zu vermindern.
Weil Steuerung aus der Betriebswirtschaft bekannt ist, wollen viele unserer Kund*innen als Erstes die Wirkung ihrer Projekte messen. So nachvollziehbar das ist, „Messung” (wir sprechen lieber von der Analyse) ist einer der letzten Schritte im Wirkungskreislauf, nicht der erste.
Anders als in der Betriebswirtschaft, müssen wir bei Wirkung zunächst klären, was wir in den Fokus nehmen wollen: Was ist die Vision und Mission unserer Unternehmung? Welchen Bedarf wollen wir bei welcher Zielgruppe decken? Warum tun wir, was wir tun?
Diese grundlegenden Fragen sind der Startpunkt jeder wirkungsorientierten Arbeit. Sie bestimmen den Purpose und die Richtung einer Unternehmung. Auf dieser Basis entsteht eine Wirkungslogik, die dann mit klaren Indikatoren versehen werden kann. Erst dann wird Analyse („Messung”) machbar.
All das ist strategische Arbeit, für die es keine allgemeingültige Vorlage geben kann. Einfach eine Wirkungstreppe auszufüllen oder gar auf vorgefertigte Antworten zu hoffen, greift hier oft zu kurz. Wirkungsorientierung ist ein Prozess der ständigen Reflexion und Anpassung daran, wie unsere Zielgruppe auf unsere Aktivitäten reagiert – kurz: wie wir auf sie wirken.
Die Wirkungstreppe bleibt dabei ein nützliches Modell, aber sie ist nicht die alleinige Lösung für wirkungsorientiertes Arbeiten. Die Entwicklung strategischer Wirkziele ist zentraler Bestandteil des Kerngeschäfts einer Organisation und erfordert Bedacht und Aufmerksamkeit. Wirkungstreppen können der Anfang sein, aber nicht das Ende der Reise.